Salzburger Wirtschaft vom 08.Mai 2020 / Folge_9

· Handel · 19 Nr. 9 · 8. 5. 2020 Salzburger Wirtschaft Fahrzeughändler geben wieder Gas Nach der wochenlangen Zwangspause sind seit Anfang Mai wieder alle Autohäuser im Bundes- land Salzburg geöffnet. Nach den Werkstätten und den Schauräumen bis 400 Quadrat- meter dürfen die Autohändler nun auch die großen Verkaufs- flächen für die Kunden öffnen. Dabei wird penibel auf die Ein- haltung aller Corona-Schutzmaß- nahmen geachtet. Für die kapitalintensive Bran- che sei das Wiederaufsperren ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität, betont Josef Nuß- baumer, Obmann des Landesgre- miums Fahrzeughandel. „Jeder Schließungstag hat die Unter- nehmen Substanz gekostet. Viele Fahrzeuge, die vor Corona bestellt wurden, sind geliefert worden und mussten von den Betrieben zwischenfinanziert werden, weil die Kunden sie nicht abholen durften. Dazu kommen die Fix- kosten, die trotz Kurzarbeit anfal- len, die Fahrzeugabwertungen für die Stehzeiten und natürlich das entgangene Geschäft.“ Keine Rabattschlacht Nußbaumer erwartet für die kommenden Wochen eine eher schleppend anlaufende Geschäfts- entwicklung. Mit einer Rabatt- schlacht sei aber nicht zu rech- nen. „Die Automobilhersteller mussten die Produktion aufgrund von Corona stoppen. Deshalb hält sich bei den Autohäusern das Überangebot an Fahrzeugen in Grenzen.“ Die durch die mehrwöchige Sperre enstandenen Umsatzver- luste seien bis Jahresende nicht mehr aufzuholen, betont Nuß- baumer, der sich für ein Konjunk- turpaket mit einer Ökoprämie für Neufahrzeuge ausspricht. Er verweist auf die wirtschaftli- che Bedeutung der Kfz-Branche für Salzburg. „Wir beschäftigen immerhin knapp 7.000 Mitarbei- ter und sind auch in den Gebirgs- gauen ein wichtiger Arbeitgeber. Der Handel werde die Aktions- preise der Autohersteller an die Kunden weitergeben und biete attraktive Finanzierungslösun- gen. „So wollen wir die Lust auf neue Autos in den unterschied- lichen Kategorien wecken“, meint Nußbaumer. Märkte dürfen wieder stattfinden Die Situation der Salzburger Markt- fahrer ist dramatisch. Das Landesgremium der Markt-, Straßen- und Wanderhändler ersucht die Gemeinden, keine Märkte mehr abzusagen. Seit 1. Mai ist die Covid-19-Lo- ckerungs-Verordnung in Kraft. Sie gilt bis 30. Juni und ersetzt die am 30. April ausgelaufenen Verordnungen zu Betretungsver- boten und Ausgangsbeschrän- kungen. Dadurch ist nun auch das Öffnen von Geschäften mit einem Kundenbereich von mehr als 400 Quadratmetern wieder erlaubt. Laut Auskunft des Innen- und des Gesundheitsministeriums trifft das auch auf Märkte zu. Würden Märkte nicht dem Han- delsbereich zuzuordnen sein, sondern als Veranstaltungen gewertet, wären sie derzeit näm- lich noch nicht erlaubt. „Obwohl Marktstände eindeutig zu den sonstigen Betriebsstätten des Handels gehören, werden in Salz- burg Märkte abgesagt, weil die Rechtsunsicherheit groß ist“, klagt KommR Wolfgang Ragitsch, Obmann des Landesgremiums des Markt-, Straßen- und Wan- derhandels. Die wirtschaftliche Lage vieler Marktfahrer sei schon jetzt dra- matisch und werde durch Absa- gen weiter verschärft. „Kleine Familienbetriebe haben zum Teil seit Monaten keine Ein- künfte mehr und stehen vor dem Nichts.“ Ragitsch und sein Stell- vertreter Uwe Marian Steinke appellieren an alle Marktämter, Bezirkshauptmannschaften und Bürgermeister, Märkte wieder stattfinden zu lassen und keine Termine voreilig abzusagen. „Dabei müssen natürlich alle vorgeschriebenen Sicherheits- maßnahmen wie ein Abstand von mindestens einem Meter und das Tragen eines Mund-Nasen- Schutzes eingehalten werden. Die Zehn-Quadratmeter-Rege- lung pro Kunde gilt dagegen für Märkte im Freien nicht.“ Märkte seien wichtige Nah- versorger und ein Teil unserer Kultur. „Sie haben nicht nur eine lange Tradition, sondern bringen auch Abwechslung, Lebensfreude und Vielfalt in die Gemeinden.“ Jeder Einkauf am Marktstand stärke die regionale Wirtschaft, betonen Ragitsch und Steinke: „So können die Konsumenten Kleinbetrieben helfen, in dieser schwierigen Zeit zu überleben.“ Wolfgang Ragitsch, Obmann der Salzburger Markt-, Straßen- und Wanderhändler, und sein Stellver- treter Uwe Marian Steinke (v. l.). Foto: iStock.com/Deagreez Foto: WKS Mit attraktiven Angeboten wollen die Händler den Salzburgern Lust aufs Autofahren und auf neue Autos machen. Wildwuchs bei Schutzausrüstung Der weltweit rasant steigende Bedarf an Schutzausrüstung führt zunehmend zu einer Wett- bewerbsverzerrung durch Unter- nehmen, die mit Medizinproduk- ten handeln, ohne die erforder- liche fachliche Qualifikation zu besitzen. Darauf weist Friedrich Strubreiter, Vorsitzender der Fachvertretung Salzburg des Foto-, Optik- und Medizinproduk- tehandels, hin. „In Österreich herrscht derzeit ein Engpass an FFP2-Masken bzw. medizinischer Schutzausrüstung. Deshalb wittern immer mehr Unternehmen, Händler und Agen- turen ein lukratives Geschäft. Oft bedenken sie aber nicht, dass es sich dabei um Produkte handelt, die nicht ihrer Gewerbeberech- tigung entsprechen.“ In den ver- gangenen Tagen seien vermehrt nicht zugelassene, nicht zerti- fizierte bzw. unbrauchbare Pro- dukte auf den Markt gekommen. „Dadurch gerät nicht nur der Ruf der Branche in Gefahr, sondern auch die Gesundheit von Men- schen“, betont Strubreiter.

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