Salzburger Wirtschaft vom 08.Mai 2020 / Folge_9

18 · Nr. 9 · 8. 5. 2020 Salzburger Wirtschaft Branchen „Kauf lokal“ ist das Gebot der Stunde Die Corona-Krise trifft Salzburgs Händler hart. WKS-Präsident Peter Buchmüller appelliert an die Solidarität der Konsu- menten und fordert rasche Unterstützung für die betroffenen Betriebe. Die Corona-Krise macht vie- len heimischen Einzelhändlern schwer zu schaffen. Nach Schät- zung der KMU Forschung Austria haben die von der Bundesregie- rung verordneten wochenlangen Geschäftsschließungen allein in Salzburg einen Umsatzentgang von rund 250 Mill. € verursacht. „Die Lage ist ernst“, meint WKS- Präsident KommR Peter Buch- müller, der auch Obmann der Bundessparte Handel ist. Besonders betroffen seien Branchen, die stark vom Touris- mus bzw. von Tagesbesuchern aus dem benachbarten Bayern abhängig sind. „Der Souvenir- und der Schmuckhandel mussten Umsatzeinbußen von bis zu 75% hinnehmen. Nicht viel besser geht es Innenstadtgeschäften, die hochwertige Bekleidung verkau- fen“, erklärt Buchmüller. Hohe Fixkosten belasten die Händler Das bestätigt auch Christoph Bründl. Der Unternehmer und Geschäftsführer von Bründl Sports ist auch Obmann des Lan- degremiums Salzburg des Han- dels mit Mode und Freizeitarti- keln. „Wir mussten ausgerechnet in jenen Wochen zusperren, die zu den umsatzstärksten des Jah- res gehören.“ Kurzarbeit helfe der Branche nur zum Teil, sagt Bründl und verweist auf die hohen Fix- kosten der Händler. „Die Modege- schäfte haben die Frühlingsware zum Großteil bereits erhalten. Sie muss voll bezahlt werden, auch wenn ihr Wert innerhalb von kür- zester Zeit stark zurückgeht.“ Bründl verweist auf eine aktu- elle Studie des Economica Ins- tituts für Wirtschaftsforschung. „Sie zeigt, dass viele Mode-, Schuh- und Sporthändler existen- zielle Sorgen haben, und warnt vor einer Insolvenzwelle im öster- reichischen Bekleidungshandel.“ In Salzburg sind die Umsätze des gesamten stationären Ein- zelhandels im ersten Quartal des heurigen Jahres um 4% gegen- über 2019 gesunken. Im März betrug das Minus sogar mehr als 20%. Zugleich ist die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Handel um 2,2% zurückgegan- gen, im Einzelhandel waren es 3,6%. Verschärft wird die ohnehin schwierige Situation durch den boomenden Online-Handel. „Im Vorjahr haben Salzburgs Online- Shopper insgesamt 490 Mill. € ausgegeben. Das ist ein Plus von 36% oder 130 Mill. € im Ver- gleich zu 2013. Das Geld fließt zu etwa 60% an ausländische Anbie- ter“, sagt Buchmüller. Der WKS-Präsident appelliert an die Konsumenten, ihre Ein- käufe in der Region oder bei hei- mischen Online-Händlern zu täti- gen. „Die Kaufkraft der Touristen fällt bis auf Weiteres aus. Jetzt sind wir auf die Solidarität der Salzburger angewiesen. Sie kön- nen mit ihrer Kaufentscheidung wesentlich zum Überleben der Geschäfte und zur Erhaltung der Arbeitsplätze beitragen.“ Neue Kampagne für lokale Geschäfte Bründl schließt sich diesem Appell an. Der Gremialobmann hat die Kampagne „Mir ist’s nicht egal, ich kauf lokal“ ins Leben gerufen, die am 11. Mai startet. „Wir werden in den kommenden Wochen versuchen, mit Slogans wie ‚Macht dir Shoppen ohne echte Menschen wirklich Spaß?‘ die Kunden davon zu überzeugen, ihre örtlichen Händler zu unter- stützen und so Arbeitsplätze zu sichern“, betont Bründl. Die Kampagne setzt auf klas- sische Printanzeigen und Radio- spots, aber auch auf Buswerbung und soziale Medien. „Sie macht deutlich, dass es keinen Sinn macht, bei ausländischen Online- Händlern einzukaufen“, meint Bründl. Buchmüller fordert rasche Hilfe für die von der Krise betroffenen Handelsbetriebe. „Die Liquidität ist jetzt das Um und Auf. Deshalb müssen die Mittel, die im Corona- Hilfsfonds zur Verfügung stehen, so schnell wie möglich bei den Unternehmern ankommen. Das- selbe gilt für das Kurzarbeitsgeld. Löhne und Gehälter können nicht vorfinanziert werden, wenn es keine Einnahmen gibt. Hier sind auch die Banken gefordert.“ Die bevorstehende Öffnung von Restaurants und Caféhäusern sei ein Silberstreif am Horizont. „Die Gastronomie sorgt für eine Bele- bung der Innenstädte und Orts- kerne, von der auch die Geschäfte profitieren werden“, sagt Buch- müller, der auf ein Comeback der deutschen Kunden in absehbarer Zeit hofft. „Ich plädiere dafür, die Grenzschließungen so bald wie möglich zu lockern. Eine Rück- kehr zu einer Art von Normalität ist erst dann möglich, wenn uns Gäste aus dem Ausland wieder besuchen dürfen.“ WKS-Präsident Peter Buchmüller (rechts) und Gremialobmann Christoph Bründl appellieren an die Konsu- menten, ihr Geld nicht bei ausländischen Onlineriesen auszugeben. Foto: WKS/wildbild f Salzburgs Einzelhandel setzte im Vorjahr mehr als 5,2 Mrd. € um. f I nsgesamt gibt es 6.160 Unternehmen, die im Einzelhandel, im Großhandel und in der Kfz-Wirtschaft tätig sind. f Diese Unternehmen beschäftigen knapp 49.000 Mitarbeiter und erwirt- schaften einen Jahresumsatz von mehr als 22,6 Mrd. €. f Damit stellt der Handel 22% der Unternehmen und sorgt für 38% des Umsatzes der marktorientierten Wirtschaft des Bundeslandes. Fakten Weitere Infos Video von der Pressekonferenz.

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