Salzburger Wirtschaft vom 24.April 2020 / Folge_8

· 13 Nr. 8 · 24. 4. 2020 Salzburger Wirtschaft Im Techno-Z wird an Bewältigung der Corona-Krise getüftelt Im Techno-Z entwickeln innovative Unternehmen Lösungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie: Von der App zur Wahrung des Sicherheitsabstands im öffentlichen Verkehr bis zum Online-Corona-Selbsttest. Das Gelände des Techno-Z in Itz- ling wirkt in diesen Tagen auf den ersten Blick ruhig und ver- lassen. Doch von Stillstand kann keine Rede sein: Die meisten der rund 900 Mitarbeiter der über 100 Techno-Z-Firmen arbeiten im Home-Office. Und dort entstehen erstaunliche Ideen und Lösungen zur Bekämpfung der Corona-Pan- demie. Kürzlich sorgte etwa Ing. Martin Huber, Geschäftsführer der Den- tal Manufacturing Unit GmbH (DMU) im Techno-Z, für Aufsehen: Mit seinem Team „Public Spa- cers“ hat er den ersten virtuellen Hackathon „Hack The Crisis“ in Österreich gewonnen. Bei diesen Online-Events, die unter anderem auch in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien stattfinden, sollen Ideen für die Bewältigung der Corona-Krise entwickelt wer- den. In Österreich wurde „Hack The Crisis“ von Austrian Startups organisiert und durchgeführt. Huber und die „Public Spacers“ haben innerhalb von zwei Tagen eine Software konzipiert, die dafür sorgen soll, dass Menschen im öffentlichen Verkehr den nötigen Sicherheitsabstand einhalten. „Wir sind schnell auf das Konzept von Load Balancing gekommen“, erklärt Huber. „Dabei rechnen wir mit einer möglichen Auslastung der Verkehrsmittel zu 45%. Das heißt, jeder zweite Sitzplatz muss frei bleiben.“ Über eine App erhält der Fahrgast jenes Verkehrsmittel empfohlen, in dem der Sicher- heitsabstand eingehalten werden kann. „Damit können wir den Benutzern die Angst nehmen, in einem überfüllten Wagon zu ste- hen“, ergänzt Huber. Er hat sich für den Hackathon mit Victoria Osterloh und Laura Osterloh (beide Zalando SE, Berlin) und Georg Schelkshorn (TouchLay GmbH, Wien) zusam- mengetan. Als Mentorin zur Seite stand dem Team Claudia Falkin- ger, Senior Innovation Manager bei den ÖBB. Das Projekt hat die Jury voll überzeugt. Unter mehr als 50 Teams mit mehr als 600 Teilneh- mern gingen die „Public Spacers“ als Gewinner hervor. Was kann man in der verhältnismäßig kur- zen Zeit überhaupt erreichen? „Wir haben es geschafft, in 48 Stunden ein umsetzungsfähi- ges Whitepaper zu entwickeln, das ÖBB, SBB, Wiener Linien integrieren können. Das System könnte schon in einem Monat – sportlich in drei Wochen – reali- siert werden.“ Die entsprechen- den Kontakte zu Mobilitätsan- bietern seien laut Huber schon geknüpft. Selbsttest mit hoher Treffsicherheit In eine andere Kerbe schlägt die Lösung der Symptoma GmbH . Ihre neueste Entwicklung soll jene Frage beantworten, die viele Menschen derzeit beschäftigt: Habe ich Corona? Diese Frage ver- sucht das neueste Tool der Symp- toma GmbH zu beantworten. Das Health-Tech-Start-up forscht seit 14 Jahren an künstlicher Intelli- genz im Gesundheitsbereich. Ihr jüngstes Tool, der Covid-19-Chat- bot, ermittelt anhand von 20 Fra- gen die Wahrscheinlichkeit, an Corona erkrankt zu sein. Der Selbsttest unter www. symptoma.at h at nach Angaben von Firmengründer Dr. Jama Nateqi eine Treffergenauigkeit von 96,32%. Laut dem Medizi- ner ist dabei die Möglichkeit zur Eingabe eigener Symptome ein wesentlicher Vorteil im Vergleich zu standardisierten Tests. „For- scher und Ärzte können dadurch in Echtzeit mehr über die Krank- heit erfahren“, sagt Nateqi. „So hätten Symptome wie Geruchs- oder Geschmacksverlust wesent- lich früher als typische Krank- heitssymptome für Covid-19 fest- gestellt werden können.“ Durch die Echtzeitdaten von Symptoma sei es außerdem möglich, Hotspots der Erkran- kung rasch zu identifizieren, meint Nateqi. Dadurch könnten die Gesundheitsbehörden bei ihrer Arbeit unterstützt werden. Außerdem würde der Selbsttest dabei helfen, die stark belasteten Telefon-Hotlines zu entlasten, ist Nateqi überzeugt. App erkennt Corona-Stress Bewegungsbeschränkungen, soziale Isolation und Masken- pflicht setzen vielen Menschen zu. Die Vitalstatus-Diagnostik der Abios GmbH erfasst körper- lichen und mentalen Stress. Die mobile Anwendung analysiert dabei die Herzratenvariabilität (HRV), die sich in Stresssituatio- nen entscheidend verändert. Das System wurde vom Salzburger Leistungsdiagnostiker und Abios- Geschäftsführer Mag. Anton Kes- selbacher entwickelt. Aufgrund der Nutzungsdaten hat er deutli- che Ausprägungen in der Corona- Krise feststellen können: „Verein- facht gesagt haben wir derzeit zwei Situationen. Einer kleineren Gruppe geht es relativ gut. Viele andere leiden aber unter Mega- stress, der durch Faktoren wie finanzielle Situation, Einsamkeit oder die Organisation des Alltags entstanden ist.“ Diese Menschen sollten Bera- tung und Hilfe durch Experten in Anspruch nehmen. Geholfen werden kann aber nur dann, wenn die Stresssymptome rechtzeitig erkannt wurden. Die Abios GmbH stellt deshalb ihr Selbsttestsys- tem für Privatpersonen vorläufig gratis zur Verfügung. Interessen- ten können sich unter office@ abios.at anmelden. Das Team von Public Spacers im Zoom-Meeting (oben v. l.): Martin Huber (Dental Manufacturing Unit GmbH), Mentorin Claudia Falkinger (ÖBB), Georg Schelkshorn (TouchLay GmbH). Unten: Victoria und Laura Osterloh (Zalando SE). Foto: DMU Dr. Jama Nateqi, Geschäftsführer der Symptoma GmbH, die einen Covid-19-Chatbot entwickelt hat, der die Diagnose erleichtert. Foto: Techno-Z/wildbild Anton Kesselbacher, Geschäfts- führer Abios GmbH, erfasst mit Vitalstatus-Diagnostik körper- lichen und mentalen Stress. Foto: Techno-Z/wildbild

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