Salzburger Wirtschaft vom 13. November 2020 / Folge_22

· 13 Nr. 22 · 13. 11. 2020 Salzburger Wirtschaft Was wird sich unter dem neuen Chef ändern? Ich bin der Meinung, dass vie- les sehr gut läuft und man nicht immer alles neu erfinden muss. Es ist wichtig, auf Bewährtem aufzubauen und sich dennoch weiterzuentwickeln. In welchen Bereichen wollen Sie neue Akzente setzen? Uns liegt vor allem das Thema Nachhaltigkeit am Herzen. Wir sind sehr stark an einer lang- fristigen Entwicklung interes- siert und nicht an irgendwelchen kurzfristigen Gewinnmaximie- rungen. Mit unserem Nachhal- tigkeitsprojekt „Woerle wirkt weiter“ verfolgen wir das Ziel, bis 2030 insgesamt 1.000 Ret- tungsinseln für die Biodiversi- tät zu schaffen. Meiner Meinung nach muss jeder einen Beitrag gegen den Klimawandel und das Artensterben leisten. Deshalb entwickeln wir gemeinsam mit unseren Landwirten und Mit- arbeitern weitere nachhaltige Konzepte. Ein Ziel muss es sein, unsere kleinstrukturierte Land- wirtschaft zu erhalten. Wird es auch Änderungen bei der Produktpalette geben? Wir investieren gerade viel Geld in eine neue Käserei und über- legen uns natürlich, wie wir das Produktportfolio weiterent- wickeln können. Dabei werden wir auch weiterhin auf unseren bewährten Rohstoff – die Heu- und Bioheumilch aus der Region – zurückgreifen. Zum einen wol- len wir uns im Bereich Schnitt- käse noch fitter machen und zum anderen werden wir versuchen, einige neue Käsespezialitäten am Markt zu platzieren. Darüber hinaus beobachten wir laufend die neuen Essgewohnheiten und Ernährungstrends. Wie hart trifft die Corona- Krise Ihr Unternehmen? Für uns ist der Lebensmittelein- zelhandel wesentlich wichtiger als die Gastronomie. Deshalb waren wir speziell wegen der Hamster- käufe im Frühjahr mit einer enor- men Nachfrage konfrontiert und haben rund um die Uhr produziert. Bis jetzt sind wir also ganz gut durch die Krise gekommen. Das liegt nicht zuletzt am enormen Einsatz aller Mitarbeiter, denen wir als Zeichen der Wertschätzung eine Prämie ausgezahlt haben. Die Käserei hat im Vorjahr rund 130 Mill. € umgesetzt. Können Sie dieses Ergebnis halten? Wir werden sogar etwas mehr schaffen und rechnen heuer mit einem leichten Umsatzplus. Was die kommenden Jahre betrifft, sind Prognosen aber kaum mög- lich, weil wir in einer sehr un­ sicheren Zeit leben. „Wir sind nicht an irgend- welchen kurzfristigen Gewinn- maximierungen interessiert.“ Gerrit Woerle f Gerrit Woerle wurde 1985 geboren. f Nach dem Zivildienst arbei- tete er fünf Jahre lang in den verschiedensten Bereichen des Familienunternehmens. f Es folgten das Studium der Betriebswirtschaft an der FH Salzburg und ein berufsbegleitendes Master- studium in „Strategischem Management“ an der Donau-Universität Krems. f In seiner Masterthesis befasste sich Woerle mit der Unternehmensnachfolge in Familienbetrieben. Zur Person

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE5Ng==