Salzburger Wirtschaft vom 30. Oktober 2020 / Folge_21

· 5 Nr. 21 · 30. 10. 2020 Salzburger Wirtschaft Entschädigungsfrage bei Quarantäne ganzer Orte lösen „Es braucht eine wirtschaftsverträgliche Vorgangsweise bei der Corona-Bekämpfung!“, fordert WKS-Präsident Peter Buchmüller die Möglichkeit von Freitestungen in Betrieben ein. „Wir sind mitten in der zwei- ten Welle der Corona-Pandemie. Angesichts der großen wirt- schaftlichen Probleme müssen wir jetzt bei allen Maßnahmen umso stärker darauf achten, die Wirtschaftsabläufe am Laufen zu halten, wozu es volkswirtschaft- lich einfach keine Alternative gibt“, fordert Buchmüller eine differenzierte Vorgangsweise ein. „Wir müssen mit den Infektions- zahlen runterkommen, aber das muss so wirtschaftsverträglich wie nur möglich sein.“ Da möglicherweise weitere Quarantänen folgen, muss vom Gesetzgeber dringend die Frage der Entschädigung gelöst wer- den. Derzeit bekommen Betriebe die Entgeltfortzahlung nur refun- diert, wenn Einzelpersonen unter Quarantäne gestellt werden. Ungeklärt ist die Frage der Ent- schädigung, wenn ganze Orte unter Quarantäne gestellt wer- den. Betriebe müssen dann ihre Arbeit unterbrechen, aber Löhne und Gehälter weiterzahlen. Buchmüller: „Das ist ungerecht und belastet die angeschlagene Wirtschaft zusätzlich.“ Er erwar- tet sich eine zügige gesetzliche Regelung. Die WKS sieht einen weiteren Lösungsansatz in verstärkten Tests in den Betrieben. Während des Sommers wurde im Touris- mus durch eine Vielzahl von Tests eine weitgehend gefahrlose Sommersaison ermöglicht. Buch- müller fordert nun eine gesetz- liche Möglichkeit, dass Betriebe aus allen Branchen durch wieder- holte Schnelltests mehr Sicher- heit schaffen können. Regelmäßige Schnell- Tests als flexible Lösung Generell sollte bei Quarantäne- Maßnahmen eine Freitestung von gesunden Mitarbeitern, die von außerhalb zu ihrer Arbeitsstelle im Ort einreisen bzw. zu Betrie- ben außerhalb der Quarantäne- Zone, möglich sein. Das sollte auch für Unternehmerinnen und Unternehmer gelten. Die WKS weiß von den Vorbe- halten der Gesundheitsbehörden gegenüber Schnelltests. Wenn jedoch die Behörden selbst bereits einräumen, dass das Tracking nicht mehr funktioniert, muss eine alternative Strategie ein- geschlagen werden. Diese kann nicht darin liegen, jedes Wirt- schaften zu ersticken, sondern muss auf verfügbare Mittel wie Schnelltests zurückgreifen kön- nen. Dabei könnte in den betrof- fenen Betrieben auch regelmäßig getestet werden und die jeweili- gen Tests könnten der Behörde angezeigt werden, damit diese das Geschehen nachvollziehen kann. K1-Regelung muss angepasst werden Derzeit müssen sich Kontakt- personen der Kategorie 1, also jene, die unmittelbar Kontakt zu Personen hatten, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, zehn Tage lang in Quarantäne bege- ben. Angesichts steigender Infek- tionszahlen ist also nach aktu- ellem Stand davon auszugehen, dass sich im Laufe des Herbstes und Winters täglich zahlreiche Arbeitnehmer in Quarantäne begeben werden müssen. „Das hat verheerende Folgen für die Wirtschaft und auf viele Arbeits- plätze!“ Buchmüller fordert daher auch in diesem Fall die Möglich- keit der Freitestung. Dann wäre der Verbleib der freigetesteten Personen im Betrieb möglich und der betriebliche Ablauf ginge ungestört weiter. Schützenhilfe bei dieser Forde- rung bekommt Buchmüller von Seiten der Tourismusministerin Köstinger. Das Freitesten müsse möglich sein, Dänemark habe bereits ein derartiges Modell, meinte Köstinger im SN-Inter- view. Der Gesundheitsminister sei dringend aufgerufen, die geltende K1-Regelung zu über- arbeiten, fordert Köstinger die Möglichkeit der Freitestung nach spätestens fünf Tagen. WKS- Präsident Buchmüller ergänzt: „Die zweite Welle ist anders als die erste. In ihr muss auf die Wirtschaft besonders Rücksicht genommen werden. In dieser Lage müssen alle in der Corona- Bekämpfung flexibler werden.“ Mitarbeiter, die als K1-Personen gelten, aber gesund sind, sollten die Möglichkeit bekommen, sich von der Quarantäne freitesten zu können. erstmals seit langem unser Hotel im November zu und hoffen dar- auf, dass sich die Situation auf Weihnachten hin wieder bessert.“ Um die heimische Tourismus- wirtschaft nachhaltig zu entlas- ten, sei für ihn ein rasches Kon- junkturpaket der Regierung not- wendig. „Finanzielle Hilfen müs- sen rasch und unbürokratisch erfolgen, damit die Branche die Folgen der Corona-Krise so gut als möglich überstehen kann.“ Auch im Wellnesshotel „Edel- weiss“ in Großarl wirken sich die Reisewarnungen auf die Buchungslage aus. „Wir wollen vorerst die Ferienwoche abwarten und danach entscheiden, ob wir unseren Betrieb weiter offenhal- ten. Eine Schließung ist aber die letzte Option“, sagt Juniorchefin Karin Hettegger. Ein Abkommen, das eine Freitestung für deutsche Gäste nach dem Urlaub vorsieht, fände sie gut. „Vom Tourismus sind viele Arbeitsplätze und auch andere Branchen abhängig, des- halb muss alles getan werden, um die Wintersaison zu retten.“ In Salzburg lösen Deutsche ins- gesamt 38% der Winter-Nächti- gungen aus. Auf die Niederlande, die wie die Schweiz ebenfalls eine Reisewarnung ausgespro- chen haben, entfallen 13%. Auf Schweizer Gäste sind 0,7% aller Nächtigungen in der Wintersai- son zurückzuführen. Georg Segl: „Die Branche braucht ein rasches und unbürokratisches Konjunkturpaket.“ Foto: Faistauer 38% Für 38% der Wintersaison- Nächtigungen in Salzburg sind deutsche Gäste verantwortlich. 13% entfallen auf Niederländer und 0,7% auf Schweizer. Zahl zum Thema Foto: tsuguliev - stock.adobe.com

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