Salzburger Wirtschaft vom 16. Oktober 2020 / Folge_20

· 5 Nr. 20 · 16. 10. 2020 Salzburger Wirtschaft „Paukenschlag für den Standort“ Mag. Helmut Eymannsberger Wie ordnen Sie dieses Investitionspaket in der Geschichte der Salzburger Festspiele ein? Es ist ein großer Investitions- schub, der eines 100-Jahr-Jubi- läums würdig ist und standort- politisch für die nächsten Jahr- zehnte notwendig ist. Derartige große Investitio- nen haben in der Geschichte der Festspiele trotz riesiger Schwierigkeiten am Anfang immer schon eine große Rolle gespielt. Das damalige Stadt- theater, heute Landestheater, war zu klein, Geld in der Not- zeit nach dem Ersten Weltkrieg kaum vorhanden. Zahlreiche Umbauen waren notwendig, um aus der alten Winterschule in der Hofstallgasse ein erstes Festspielhaus entstehen zu lassen. Schon damals – etwa 1925 – waren 1.200 Arbeiter im Einsatz. Ab 1956 wurde dann mit Hilfe des Bundes begonnen, das große Festspielhaus zu errich- ten, das 1960 seinen Betrieb aufnahm. Das war damals eine der größten Baustellen Mittel- europas! Und ähnlich wie die Großglockner Hochalpenstraße in der Zwischenkriegszeit und das Tauernkraftwerk Kaprun in der Nachkriegszeit ein Zeichen der Selbstbehauptung. Das nunmehr „alte Festspielhaus“ wurde schließlich 2009 zum „Haus für Mozart“. In der Zwi- schenzeit machten Adaptierun- gen aus der „Schönwetterspiel- stätte“ Felsenreitschule einen wetterfesten Aufführungsort. So wurden in Jahrzehnten die Voraussetzungen für mehr Programm, mehr Mitwirkende, ja auch für den Besuch von tausenden Gästen geschaf- fen. Diese wiederum führen in Summe bekanntlich zu beträchtlichen Umsätzen in Hotellerie, Gastronomie, Han- del und Verkehr. Was wird die Investition für den Standort Salzburg bewirken? Erstens wird mit dem nun ange- kündigten „Paukenschlag“ der Großinvestition die Basis für erfolgreiche Festspiele auch in den kommenden Jahrzehnten geschaffen. Damit wird die Inf- rastruktur für kulturelle und ökonomische Wertschöpfung saniert, optimiert und ausge- baut. Zweitens: Die Festspiele können damit weiterhin ein bedeutender Image- und Stand- ortfaktor für Salzburg und darü- ber hinaus für Österreich sein. Drittens: Die Kreativwirtschaft ist in Salzburg ein überdurch- schnittlich wichtiger Wirt- schaftszweig. Die Salzburger Festspiele können und sollen dafür – im Verbund mit anderen Playern – in Salzburg ein beson- ders kräftiges „Zugpferd“ bilden. Mag. Helmut Eymannsberger, Leiter der Stabstelle Standort- und Wirtschaftspolitik der WKS. Der Festspielexperte arbeitet derzeit an einer Publikation zum Thema 100 Jahre Fest- spiele und Wirtschaft. Interview mit … Die drei Festspielhäuser werden bis 2030 modernisiert und erweitert. Die Kosten für Bund, Land und Stadt Salzburg belaufen sich auf rund 262 Mill. €. Foto: Salzburger Festspiele/Karl Forster 376 Mill. € So hoch ist der zusätzliche wirtschaftliche Nutzen, der über zehn Jahre kumuliert aus der Großinvestition für die Festspiele an zusätzlichem BIP entsteht. An die 3.000 Arbeitsplätze werden damit gesichert. Zahl zum Thema Betrieben – vom Bodenleger über den Elektro- und Klimaschutz- techniker sowie das Bau- und Baunebengewerbe bis zum IT- Spezialisten.“ Haslauer führte eine Berech- nung der WK Salzburg ins Tref- fen, der zufolge das Investitions- paket ein zusätzliches Brutto- inlandsprodukt (BIP) von 376 Mill. € auslösen sowie 3.000 Arbeitsplätze sichern bzw. schaf- fen wird. „Die auf zehn Jahre aus- gerichtete Modernisierung hebt die baulichen und technischen Möglichkeiten der Festspiele auf eine neue Qualitätsstufe. Gleich- zeitig bedeutet sie einen stetigen Zufluss an Aufträgen, die Unter- nehmen in Salzburg und in ganz Österreich zugutekommen wer- den“, betont WKS-Präsident Peter Buchmüller. „Mit dem Investi- tionspaket wird Salzburgs Profil als einer der weltbesten Kultur- standorte für das 21. Jahrhundert gefestigt und ausgebaut.“ Grundlage des Projekts ist eine umfassende Studie, die in den vergangenen zweieinhalb Jahren vom Festspielfonds, der Bundes- immobiliengesellschaft (BIG) sowie externen Experten erarbei- tet wurde. Als nächster Schritt wird bis Ende des Jahres die Pro- jektstrategie finalisiert, die Aus- schreibung der Generalplanung soll im zweiten Quartal 2021 erfolgen. Wenn der Zeitplan hält, wird die Planungsphase von 2022 bis 2024 und die Bauphase von 2025 bis 2030 dauern. Durch die Baumaßnahmen wird die Nutzfläche der Festspiel- häuser von 37.200 auf 47.500 Quadratmeter erhöht. Damit soll der Platzmangel, unter dem vor allem die Dekorationswerkstätten leiden, beseitigt werden. „In der Struktur der Altstadt wird man von der Ausweitung des Raum- angebots nichts merken. Wir haben nämlich vor, den Großteil innerhalb des Mönchbergs umzu- setzen“, erklärt Lukas Crepaz, der kaufmännische Direktor der Fest- spiele. Geplant sei auch ein Tun- nel neben dem Neutor, über den die gesamte Anlieferung für den Festspielbezirk abgewickelt wer- den soll. „So können wir die Alt- stadt vom Lkw-Verkehr entlasten.“ „Salzburgs Profil als einer der weltbesten Kultur- standorte wird ausgebaut.“ WKS-Präsident Peter Buchmüller Foto: WKS/Probst Foto: Hechenberger

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