Salzburger Wirtschaft vom 02. Oktober 2020 / Folge_19

24 · Handel · Nr. 19 · 2. 10. 2020 Salzburger Wirtschaft E-Bikes und Bergsport boomen Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen hat der Sportartikelhandel die Corona-Krise bisher nahezu unbeschadet über- standen. Gute Geschäfte machen vor allem die Fahrradhändler. Die Umsätze des österreichischen Sportartikelhandels sind im Juni um 7,7% gegenüber 2019 gestie- gen. Im Mai betrug das Plus sogar 10,3%. Diese Zahlen der KMU Forschung Austria bestä- tigt auch Christoph Bründl. „Die Sportartikelbranche gehört sicher zu den Corona-Gewinnern. Die Österreicher kaufen wesentlich mehr hochwertige Sportartikel und Funktionsbekleidung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Stellenwert von Vitalität, Bewe- gung und Fitness durch das Virus massiv gestiegen ist“, erklärt der Geschäftsführer von Bründl Sports und Obmann des Landes- gremiums Salzburg des Handels mit Mode- und Freizeitartikeln. Die Nachfrage habe vor allem in den Bereichen Fahrräder, Berg- sport sowie Running und Fitness deutlich zugelegt. „Da reden wir von zweistelligen Zuwachsraten im Vergleich zu normalen Jahren.“ Bründl verkauft in seinen Sport- fachgeschäften knapp 2.000 Fahr- räderproJahr. IndiesemGeschäfts- feld sorgen E-Bikes bereits für mehr als 75% des Umsatzes. Der anhaltende Boom hat in den ver- gangenen Monaten zu massiven Lieferschwierigkeiten geführt. Die Verkaufszahlen gingen aber auch bei Mountainbikes und Stadtfahr- rädern ohne Elektromotor nach oben. „In Summe verzeichnen wir bei den Fahrrädern ein hohes zweistelliges Plus. Die Verluste durch den Lockdown können wir aber heuer nicht mehr aufholen“, sagt Bründl, der für das Gesamt- jahr einen Umsatzrückgang von über 10% erwartet. Karl Pointner, Chef von Rad- sport Pointner in Schwarzach, geht hingegen trotz Corona-Krise von einem besseren Ergebnis als 2019 aus: „Bei den verkauften Fahrrädern liegen wir in dieser Saison um rund 20% über dem Vorjahr, bei den vollgefederten E-Mountainbikes hat sich der Absatz sogar verdoppelt.“ Der E-Bike-Boom habe den potenziellen Kundenkreis deutlich ausgeweitet. „Ein Mountainbike ist früher für viele nicht in Frage gekommen, weil sie es nicht in die Berge geschafft hätten“, erklärt Pointner. Steigerungen wie heuer werde es in den kommenden Jah- ren vermutlich nicht mehr geben, aber: „Die Verkaufszahlen werden sich auf hohem Niveau einpen- deln.“ Zufrieden mit der Geschäfts- lage ist auch Alfred Eichblatt. Er ist Geschäftsführer der Bergspezl GmbH, die in Puch und der Stadt Salzburg zwei Sportgeschäfte betreibt. „Bei den Fahrrädern gibt es ein deutlich zweistelliges Plus, hier ist das Geschäft regelrecht explodiert. Im Outdoor-Bereich ist das Wachstum etwas weniger dynamisch, aber immer noch sehr ordentlich.“ Größter Wachstums- treiber sei wie schon im Vorjahr der E-Bike-Boom. „Es gibt einen Trend hin zu hochwertigen Bikes, der die Umsätze stark nach oben treibt. Bei den Stückzahlen ist dagegen nicht mehr so viel drin- nen.“ Deutliche Zuwächse verzeich- net Bergspezl auch beim Fahrrad- service und bei -reparaturen. „Die Werkstatt ist mehr als ausgelas- tet. Viele haben Fahrräder, die nur sporadisch genutzt wurden, reak- tiviert und fahren wieder regelmä- ßig“, sagt Eichblatt. Neue Arbeitsplätze trotz der Krise Das Unternehmen habe nach dem Lockdown den Personalstand von 20 auf 25 Mitarbeiter erhöht. „Ich bin auch für die Wintersaison optimistisch, weil wir im Skitou- renbereich sehr gut aufgestellt sind. Es ist durchaus möglich, dass es hier viele Neueinsteiger geben wird, weil das klassische Ski- fahren unter Corona-Bedingun- gen nicht mehr so populär sein könnte“, meint Eichblatt, der sich vorgenommen hat, den Umsatz des Vorjahres zu halten oder sogar zu übertreffen. Gut unterwegs ist auch Rad- sport Dornik in Wals-Siezenheim. „Wir haben im Vergleich zu 2019 um etwa 25% mehr Fahrräder ver- kauft und 50% mehr Reparaturen gemacht“, berichtet Geschäftsfüh- rer Norbert Dornik. Bei E-Bikes habe man aufgrund der großen Nachfrage zum Teil auf Fremd- marken ausweichen müssen. „Vor allem E-Mountainbikes sind Man- gelware. Viele Großhändler sind schon jetzt für das kommende Jahr ausverkauft.“ Die Werkstatt sei ein wichtiges Standbein seines Zwei-Mann- Betriebes, sagt Dornik. „Wir haben extrem viele zufriedene Stamm- kunden, die unsere Zuverlässig- keit und Schnelligkeit schätzen. Bei uns muss keiner länger als drei Tage auf sein Fahrrad warten, wir haben bei Reparaturen eine Durchlaufzeit von einem Tag bis drei Tagen.“ Händler Karl Pointner verkauft in seinem Geschäft in Schwarzach rund 600 Fahrräder pro Jahr. Foto: Radsport Pointner Norbert Dor- nik (rechts) betreibt mit seinem Sohn Patrick ein Radsport-Fach- geschäft in Wals-Siezen- heim und hat eine eigene Radmarke kre- iert. Foto: Radsport Dornik f 2019 wurden in Österreich 439.000 Fahrräder verkauft, der daraus resultierende Umsatz stieg gegenüber 2018 um 20% auf 700 Mill. €. f Fahrräder machen bereits über ein Viertel des Gesamt- umsatzes der österreichischen Sportartikelbranche aus, der knapp 2,8 Mrd. € beträgt. f Die steigende Nachfrage nach hochwertigen Fahrrädern schlägt sich im Durchschnitts- preis nieder, der um 25% auf 1.585 € nach oben ging. f Mit 170.000 verkauften Fahrrädern liegt der Markt- anteil der E-Bikes bereits bei 39% (+6%). Sie sind aber für fast 70% des Umsatzes verantwortlich, der mit Fahr- rädern erwirtschaftet wird. * Quelle: Verband der Sport- artikelerzeuger und Sportaus- rüster Österreichs (VSSÖ) In Zahlen

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