Salzburger Wirtschaft vom 04. September 2020 / Folge_17

12 · Nr. 17 · 4. 9. 2020 Salzburger Wirtschaft Unternehmen Die Corona-Krise ist auch für die Volksbank Salzburg eine enorme Herausforderung. Generaldirek- tor Andreas Höll ist dennoch zuversichtlich, den erfolgreichen Kurs der vergangenen Jahre fort- setzen zu können. Die Volksbank Salzburg ist eine Genossenschaftsbank mit 27.000 Mitgliedern. Ist so ein Modell noch zeitgemäß? Ich glaube, es ist zeitgemäßer denn je. Das Beispiel Corona zeigt ja, dass Regionalität etwas sehr Gutes ist, und es gibt nichts Regionaleres als eine Genossen- schaft. Wir sind im Eigentum von 27.000 Kunden, die mitbestimmen können. Bei einem solchen Modell entscheidet nicht die Gewinnma- ximierung über den Kurs einer Bank. Man muss natürlich erfolg- reich sein, aber man kann in Ruhe arbeiten, ohne zu befürchten, dass ein ausländischer Besitzer dik- tiert, was zu tun ist, und ganze Geschäftsmodelle von einem Tag auf den anderen ändert. 2018 war für Ihre Bank sehr erfolgreich. Das Betriebs- ergebnis stieg um 5,4%, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) nahm sogar um 14% auf 7,1 Mill. € zu. Konnte das vergangene Geschäftsjahr daran anschließen? 2019 hat 2018 noch einmal deut- lich übertroffen. Wir konnten das Betriebsergebnis um 32% und das EGT um 28% steigern. Im Kreditgeschäft sind wir um 7% und damit deutlich stärker als der Salzburger Markt gewachsen. Das Einlagengeschäft hat ebenfalls zugenommen, allerdings nicht in dieser Dimension. Wir liegen aber auch hier mit einem Plus von rund 3% über dem Salzburger Markt. Das alles beherrschende Thema der vergangenen Monate war natürlich die Corona-Pandemie. Vor welche Herausforderungen hat diese Krise Ihre Bank gestellt? Die Herausforderungen sind gewaltig. Wir haben sehr viel für unsere Kunden getan und inner- halb kürzester Zeit über 4.000 Stundungen und Überbrückungs- finanzierungen zur Verfügung gestellt. Uns war immer klar, dass die Betriebe unterstützt werden müssen. Das ist in deren Inter- esse, in unserem eigenen Inter- esse und im Interesse der Wirt- schaft. Intern ist es uns gelungen, in nur einer Woche die Hälfte der Mitarbeiter homeofficefähig zu machen. Unsere Leute haben trotz der vielen Einschränkun- gen, die es gab, einen ganz tollen Job gemacht. Wie stark beeinflusst die Corona-Krise das Ergebnis des Geschäftsjahres 2020? Sie wird sich weniger auf das Betriebsergebnis als auf das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit auswirken. Es ist völlig klar, dass die Kredit- ausfälle durch Corona zunehmen werden. Die Frage ist nur, wie hoch sie sind und wann sie kom- men werden. Das kann man der- zeit überhaupt nicht abschätzen. Dieses Thema wird uns aber mit Sicherheit noch länger beschäfti- gen. Wir treffen dafür heuer und auch im nächsten Jahr Vorsorge in der Bilanz. Besteht die Gefahr, dass auf die weltweite Wirtschafts- krise eine Finanzkrise folgt, die möglicherweise sogar die Stabilität des Euro gefährden könnte? Für die heimischen Banken sehe ich derzeit in diesem Zusammen- hang keine Probleme. Die Insol- venz der Commerzialbank Mat- tersburg ist auf andere Ursachen zurückzuführen. Grundsätzlich hat die Stabilität der Banken in den vergangenen Jahren deut- lich zugenommen, Liquidität ist im Übermaß vorhanden. Hinzu kommt, dass die EZB die Spiel- regeln etwas gelockert hat, damit die derzeitige schwierige Phase bewältigt werden kann. Was den Euro betrifft, bin ich ebenfalls zuversichtlich. Man hat schon während der Finanzkrise 2008 und in den folgenden Jahren an der gemeinsamen Währung gezweifelt. Der Euro hat es aus- gehalten und wird es auch dies- mal aushalten. Ein viel diskutiertes Thema ist die Zukunft des Bargeldes. Glauben Sie, dass Bargeld in absehbarer Zeit abgeschafft bzw. überflüssig wird? Ich glaube nicht, dass es in Öster- reich abgeschafft wird. Ich gehe aber davon aus, dass Bargeld so stark an Bedeutung verliert, dass es irgendwann nur mehr eine Randerscheinung ist. Diese Entwicklung wird durch Corona noch beschleunigt. Leute, die es gewohnt sind, bargeldlos zu zahlen, bleiben dabei. Für junge „Unsere Bank wird weiter wachsen“ Foto: WKS/wildbild Andreas Höll gehört seit drei Jahren dem Vor- stand der Volks- bank Salzburg an, im Oktober 2018 wurde er Generaldirektor.

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