Salzburger Wirtschaft vom 12. Februar 2021 / Folge_3

24 · Gewerbe & Handwerk · Nr. 3 · 12. 2. 2021 Salzburger Wirtschaft Baulehre ist stark im Aufwind Im Baugewerbe freut man sich trotz Corona-Krise über ein ansehnliches Lehrlingsplus. Die im Vorjahr gestartete Digi- talisierung der Baulehre beweist gerade in Zeiten der Pandemie ihren großen Nutzen. In Salzburgs Baugewerbe gab es im Vorjahr einen Zuwachs von 7,4% bei der Gesamtzahl der Lehrlinge (inklusive Bauindustrie 311 junge Nachwuchsfachkräfte). Der Anstieg im 1. Lehrjahr lag sogar bei 10,3% (inklusive Bau- industrie 102 Lehrlinge). Für den Lehrlingswart und stellvertreten- den Innungsmeister der Landes- innung Bau, Bmstr. Franz Steger, liegen die Gründe dafür vor allem in dem jahrelangen Bemühen um den Nachwuchs und in der augenscheinlichen Arbeitsplatz- stabilität in schwierigen Zeiten. „Wir hatten im Gegensatz zu vie- len anderen Branchen das Glück, dass auf den Baustellen – bis auf wenige Tage zu Beginn der Pan- demie – immer gearbeitet werden konnte. Das haben natürlich die Leute bemerkt, was sich positiv auf unser Arbeitgeberimage aus- gewirkt hat“, betont Steger. Intensive Werbung an Schulen Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die gute Lage sind zudem die zahlreichen Schulbesuche bzw. -vorträge, die die Landesinnung laufend organisiert. Bereits vor mehr als zehn Jahren wurde mit Mag. Silvia Giritsch eine eigene Lehrstellenakquisiteurin einge- setzt, und mit dem alljährlichen „Bau-Lehrlings-Casting“ an der BAUAkademie Salzburg wird ebenso Werbung für die Baube- rufe unter Salzburgs Jugendli- chen gemacht. Neu ausgerichtet wurde im Vorjahr auch das Grundkonzept der Lehrlingsausbildung im Bauwesen. Mit „Baulehre 2020“ wurde sie an das digitale Zeit- alter angepasst. So fließen u. a. neue Arbeitstechniken (z. B. digi- tale Vermessung, elektronisches Datenmanagement) in die Lehre mit ein. Neben der strategischen Neuausrichtung werden Akzente im Bereich E-Learning gesetzt. Bereits angeboten werden Lern- videos, Online-Trainings und digitale Wissens-Checks (Nähere Info: www.e-baulehre.at), di e sich speziell in der aktuellen Corona- Krise als erfolgreiche Unterstüt- zung erweisen. Tablets für den Nachwuchs Auch im Hardwarebereich wurde aufgerüstet: im 2. Lehr- jahr erhalten die Baulehrlinge kostenlos ein Tablet mit Inter- net-Zugang und vorinstallierten E-Learning-Programmen. Hinzu kommen weitere Applikationen zu den Themen Arbeitssicherheit, Normen, Baustellendokumenta- tion und umweltgerechte Ent- sorgung. „Das Konzept ‚Baulehre 2020‘ kann durchaus als Impuls in Richtung Digitalisierung der gesamten Branche verstanden werden. Mit dem Maßnahmen- paket geht der Bau in der Aus- bildung neue Wege und leistet Pionierarbeit“, betont Steger. Einer der ersten Höhepunkte für die neuen Baulehrlinge ist die Aufdingungsfeier zu Lehrbeginn. Bei dieser Feier, die gemeinsam mit den Ausbildnern und den Eltern der Lehranfänger began- gen wird, werden die künftigen Fachkräfte der Bauwirtschaft offi- ziell willkommen geheißen und bekommen einen Werkzeugsack inklusive Sicherheitsausrüstung im Wert von 350 € geschenkt. „Wir haben es uns im Vorjahr trotz Corona nicht nehmen las- sen, die Aufdingung unter den vorgeschriebenen Sicherheits- vorkehrungen stattfinden zu las- sen. Damit zeigen wir den jungen Menschen, wie wichtig sie für die Branche sind und welche großen Karrierechancen mit einer Bau- lehre möglich sind. Sie reichen vom Polier über den Bauleiter bis hin zum selbstständigen Bau- meister“, unterstreicht Steger. Last, but not least setzt sich die Innung auch für benachtei- ligte Jugendliche ein. „Wir geben immer wieder jungen Menschen mit geistiger oder psychischer Beeinträchtigung eine Chance, eine Ausbildung im Baubereich abzuschließen. Diesen Jugend- lichen das Erfolgserlebnis einer geschafften Prüfung zu ermög- lichen, ist ein besonders schönes Erlebnis. Ihren Ausbildungsfir- men zahlen sie das in sie gesetzte Vertrauen mit Arbeitseinsatz und besonderer Loyalität zurück“, resümiert Steger. (kk) Die Baulehre steht bei Salzburgs Jugend hoch im Kurs. Im Vorjahr ist man auch einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung gegangen. Meisterprüfungen weiter gefragt Laut aktueller Statistik der Meisterprüfungsstelle der WKS wurden im Vorjahr in Salzburg 416 Meister- bzw. Befähigungs- prüfungen abgelegt. 2019 sind es noch 439, also um 23 mehr, gewesen. „Wir freuen uns, dass wir im Vorjahr trotz Corona mehr als 400 Meisterprüfungen geschafft haben. Das ist ein deut- licher Beleg dafür, dass die Salz- burger Unternehmen und ihre Fachkräfte trotz Pandemie auf die qualifizierte Berufsausbildung setzen“, betont Mag. Norbert Hemetsberger, Leiter der Meis- terprüfungsstelle Salzburg. Trotz einer knapp zweimonatigen, coronabedingten Pause bei den Prüfungen von Mitte März bis Mitte Mai wurden die Zahlen von 2019 annähernd erreicht. „Wir haben den Rückstau im Sommer und Herbst wieder aufgeholt. Ein großes Dankeschön an alle Betei- ligten“, so Hemetsberger. Foto: WKS/Neumayr Foto: WKS/Neumayr Die Zahl der Meister- prüfungen ist im Vor- jahr trotz Corona nur leicht zurück- gegangen.

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