Salzburger Wirtschaft vom 29. Jänner 2021 / Folge_2

· 5 Nr. 2 · 29. 1. 2021 Salzburger Wirtschaft Erhöhung in den ersten drei Monaten, danach erfolgt eine Absenkung nach dem dritten sowie nach dem sechsten Monat. Die Möglichkeit der geringfügi- gen Beschäftigung neben dem Bezug einer Arbeitslosenunter- stützung sollte überdacht und eingeschränkt werden. Sie hat sich ebenfalls als vermittlungs- hemmend erwiesen. Eine klare Absage erteilt Buch- müller einmal mehr den Forde- rungen, die sogenannte Netto- ersatzrate (Höhe des Arbeitslo- sengeldes, gemessen am Gehalt vor der Arbeitslosigkeit) die der- zeit bei rund 55% liegt, auf 70% zu erhöhen. „Das wäre äußerst kontraproduktiv im Sinne einer notwendigen, zügigen Arbeits- aufnahme. Arbeitsmarktpolitik ist nicht dazu da, Arbeitslosigkeit zu finanzieren, sondern Arbeits- losigkeit so schnell wie möglich abzubauen und Qualifikationen zu erwerben, die gebraucht wer- den. Denn jeder Arbeitslose ist einer zu viel!“ Im Bild von links: WKS- Präsident Peter Buchmüller, Jacqueline Beyer, Landes- geschäfts- führerin des AMS Salzburg, und AK- Präsident Peter Eder. Foto: Kolarik Corona hinterlässt tiefe Spuren auf dem Arbeitsmarkt Die Arbeitslosigkeit wird möglicherweise, ange- sichts der Negativrekorde bei Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, nicht vor 2024 auf das Vorkrisen- niveau sinken, schätzt Salzburgs AMS-Chefin Jacqueline Beyer. Nur die Kurzarbeit verhinderte noch Schlimmeres. Seit März 2020 bis heute wurden über 18.600 Kurzarbeitsanträge für mehr als 94.000 Beschäftigte in Salzburg genehmigt und zuletzt 450 Mill. € ausbezahlt, berichtete Beyer im gemeinsamen Pres- segespräch mit WKS und AK. So konnte eine dreifach höhere Arbeitslosigkeit verhindert wer- den, die dennoch im Vorjahr auf einen Rekordstand geklettert ist. Im Schnitt waren im Vor- jahr 20.097 Menschen arbeits- los, ein Zuwachs von 58,2%. Erstmals seit vielen Jahren ist die Beschäftigung um 3,3% auf 253.571 unselbstständig Beschäf- tige gesunken. Es ist jedoch der guten Ausgangslage Salzburgs am Arbeitsmarkt vor der Krise zu danken, dass die Arbeitslosen- quote mit 7,3% (plus 2,7 %) noch immer deutlich unter dem Bun- desschnitt von 9,9% liegt. Sorgenkind Tourismus Besonders getroffen hat es den Tourismus. Innerhalb von zwei Wochen nach Pandemie- beginn war die Arbeitslosigkeit auf das Vierfache des Vorjahres- wertes gestiegen, Mitte April waren nahezu 11.600 Menschen aus Hotellerie und Gastronomie arbeitslos geworden, die Beschäf- tigung auf die Hälfte gesunken, die Arbeitslosenquote in der Branche auf 48,5% gestiegen. Mit den neuerlichen Lockdowns im November und Dezember und der entfallenen Wintersaison gingen jetzt im Tourismus ein neuerli- ches Hoch bei der Gesamtarbeits- losigkeit (+94,6%) und ein neuer Negativrekord bei der Beschäfti- gung (-9,3%) einher. Jacqueline Beyer: „Im Tourismus ist der Worst Case eingetroffen.“ Das AMS will deshalb mit einer Corona-Joboffensive den Arbeitsmarkt stärken. Dafür steht dem AMS Salzburg ein um 28% auf 59 Mill. € erhöhtes Förderbudget zur Verfügung. „Unser Ziel heißt: Jedem Arbeits- losen innerhalb von 14 Tagen entweder einen Vermittlungs- vorschlag oder ein Angebot der Corona-Joboffensive zu unter- breiten“, so Beyer. 13.000 Men- schen könne man Orientierung, Beratung und Begleitung bei der Entscheidung bieten, wel- che Aus- oder Weiterbildung am besten geeignet ist. „Vorrangiges Ziel ist es, Menschen mit Pflicht- schulausbildung – das sind 41% aller Arbeitslosen – den Weg zur Fachkraft zu ermöglichen.“ Für den Tourismus wird gerade eine eigene Joboffensive konzipiert. Die Arbeits- losigkeit ist in Salzburg vor allem im Touris- mus massiv gestiegen. Foto: Skalval - stock.adobe.com 7,3% Trotz der Verwerfungen am Salzburger Arbeitsmarkt durch die Corona-Krise weist Salzburg mit einer Arbeitslosenrate von 7,3% nach wie vor den zweitniedrigsten Wert Österreichs aus. Diesmal jedoch nicht hinter Tirol, vielmehr hinter Oberösterreich (6,5%). Zahl zum Thema

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