Salzburger Wirtschaft vom 13. März 2020 / Sonderausgabe_März

12 · Sonderausgabe · 13. 3. 2020 Salzburger Wirtschaft Unternehmen KommR Franz Stiller zählt zu den bekanntesten Immobilienunter- nehmern Salzburgs. Im Gespräch mit SW-Redakteur Helmut Millin- ger blickt der 67-jährige Anifer auf seine Karriere zurück und geht auf aktuelle Herausforderungen für die Branche sowie die hohen Woh- nungspreise im Zentralraum ein. Sie haben 1981 mit Ihrem Geschäftspartner Leo Hohla eine Firma gegründet. In den folgenden Jahrzehnten hat sich „Stiller und Hohla“ zu einem der führenden Immobilien-Unternehmen in Westösterreich entwickelt. Wie war das möglich? Das ist leicht erklärt. Bei meiner Großmutter in Braunau ist auf dem Dach des Großhandelshauses Stampfl eine Inschrift gestanden, die ich mir gemerkt habe: „Red- lich Gewicht und gute War erhält ein Geschäft viel hundert Jahr.“ Es war auch immer unser Grundsatz, fleißig und redlich zu sein. Damit haben wir Kunden gewonnen und behalten und wenn man das tut, wird man größer. Ist das Internet ein ernst- zunehmender Konkurrent, wenn es um Immobilienver- käufe geht? Eine Branche, die nur 30% der Verkäufe durch Makler abdeckt, während 70% privat abgewickelt werden, muss ihre Konkurren- ten nicht im Internet suchen und auch nicht bei den Kollegen. Aber natürlich spielt der schnelle Infor- mationszugang über das Internet eine ganz zentrale Rolle. Früher hat man es jemandem erzählt, wenn ein Objekt zum Verkauf stand. Heute übernehmen das die vielen Online-Plattformen. Des- halb rückt die Vermittlung des Kontaktes immer mehr in den Hintergrund. Umso wichtiger wer- den die Beratungsdienstleistung sowie das Abwicklungs-Know- how. Das ist vielen Leuten etwas wert und so kommen wir zu unse- ren Honoraren. Wie beurteilen Sie die Zukunftsaussichten der Branche? Momentan wird gerade ein Unter- gangsszenario heraufbeschworen, weil die Regierung beabsichtigt, für Vermietungen das sogenannte Bestellerprinzip bei der Makler- provision einzuführen. Das heißt, der Auftraggeber zahlt das Hono- rar. Die sogenannte doppelte Pro- vision, die ich immer geteiltes Honorar nenne, wird es dann nicht mehr geben. Natürlich hat auch das alte System seine Vorteile. Ich könnte aber auch mit dem Bestel- lerprinzip leben und blicke opti- mistisch in die Zukunft. Ihr Unternehmen ist nicht nur im Immobilienverkauf, sondern seit 1984 auch in der Hausverwaltung tätig. Wel- ches dieser Standbeine ist wichtiger? Das ist eine Henne-Ei-Diskussion. Beide Teile sind wichtig und ich möchte auf keinen von ihnen ver- zichten. Unser Erfolg hängt auch damit zusammen, dass wir durch die Hausverwaltung ein wichtiger Auftraggeber der klein- und mit- telständischen Wirtschaft sowie ein pünktlicher Zahler sind. Wir verwalten 19.000 Wohnungen, in denen 38.000 Salzburger leben. Das bringt natürlich Aufmerksam- keit und Bekanntheit, was wiede- rum für den Immobilienverkauf und die Akquisition ein Vorteil ist. Wenn jemand sagt, er kommt von Stiller & Hohla, muss er nicht erklären, wer wir sind. Laut dem aktuellen Immobilienindex kostet eine Neubauwohnung in der Stadt Salzburg durchschnittlich 5.630 € pro Quadratmeter. Ist angesichts dieser Preise die Forderung nach leistbarem Wohnen nicht illusorisch? In Salzburg gibt es zum Glück nicht viele Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben. Es wünscht sich aber jeder mög- lichst eine geförderte Wohnung in schönster Lage mit zwei Park- plätzen. Dieser Wunsch ist nicht so einfach umsetzbar. Wichtig wäre es, Wohnraum zu mobilisie- ren, der aus Angst nicht vermietet wird. Angst, dass die Wohnung verwüstet wird, oder Angst, dass der Besitzer sie nicht zurückbe- kommt, wenn er sie braucht. Wenn wir diese Ängste nehmen könnten, wäre schon viel getan. Förder- instrumentarien der öffentlichen Hand sind wichtig und notwendig. Das Einzige, was aber wirklich funktioniert, ist der freie Markt. Während der Umstellung von der Objekt- auf die Subjektförderung gab es eine Zeitlang keine Wohn- bauförderung. Da ist wahnsinnig viel gebaut und gekauft worden. Die Preise stabilisierten sich und wir hatten damals bei gebrauch- ten Eigentumswohnungen einen Überschuss. Seit 2016 ist Ihr Unter- nehmen auch für die Ver- wertung des Wissensparks Urstein zuständig. Wie „Nur der freie Markt funktioniert wirklich“ „Ich wollte nie eine Drei-Mann-Kanzlei bleiben“, sagt Immobilienprofi Franz Stiller im Gespräch mit SW-Redakteur Helmut Millinger. Foto: WKS/wildbild

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