Salzburger Wirtschaft vom 24.April 2020 / Folge_8

· 21 Nr. 8 · 24. 4. 2020 Salzburger Wirtschaft Branchen Neustart in unsicheren Zeiten Mitte Mai – so die Absicht der Regierung – soll nach dem Handel auch der Tourismus schritt- weise wieder hoch- gefahren werden. Über die praktische Umsetzung herrscht in der Branche allerdings noch große Verunsicherung. Das Coronavirus war eine Voll- bremsung für den heimischen Tourismus, der binnen kürzes- ter Zeit auf null zurückgefahren wurde. „Auch wenn wir uns der- zeit noch in vielen Gebieten in der Nebensaison befinden, wäre jetzt für zahlreiche Betriebe wie die Stadthotellerie oder Ther- men Beginn der Hauptsaison. Die unsichere Situation belastet alle Unternehmer enorm“, kom- mentiert Bundesspartenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher die angespannte Lage der heimi- schen Tourismusbetriebe. Flexibilität bei Buchungen Momentan sind alle Touris- mus- und Freizeitbetriebe im Ruhe- und Überlebensmodus, die Situation für die Unterneh- men spitzt sich aber immer mehr zu. „Stornierungen für Mai und Juni sind an der Tagesordnung – und das in der normalerweise buchungsstärksten Zeit für Hotel- lerie und Reisebüros. Umso wich- tiger ist es jetzt, unseren zukünf- tigen Gästen beim Buchen durch maximale Flexibilität größtmög- liche Sicherheit zu geben, etwa durch kurze Stornofristen für den Fall einer Neubuchung. Zusätz- lich soll jetzt verstärkt auf inlän- dische Gäste gesetzt werden, unterstreicht Nocker-Schwarzen- bacher: „Die Österreich Werbung wird dieses Jahr alle verfügbaren Kapazitäten auf die Bearbeitung des heimischen Marktes fokus- sieren, denn der wird für unsere Betriebe der erste stabile Anker nach der Krise sein.“ Wie das Hochfahren konkret ablaufen soll, sollen umfassende Vorgaben der Regierung regeln, die für Ende April erwartet wer- den. „Die Richtlinien für den Tou- rismus werden um ein Vielfaches komplexer ausfallen als für den Handel“, betont Spartenobmann Albert Ebner. Wie viele Zimmer dürfen aus Hygienegründen wie lange belegt sein? Wer trägt die Verantwortung, wenn ein Gast im Urlaub an Corona erkrankt? Wie viele Personen dürfen sich im Wellness-, Fitness- oder Seminar- bereich aufhalten? Oder dürfen Kellner noch Bargeld kassieren? Das sind nur einige der Fragen, die exakt geklärt werden müssen. Zudem müssen sich die Unter- nehmer überlegen, mit wie vie- len Mitarbeitern sie ihren Betrieb wiedereröffnen wollen und wie sie vorerst wohl ohne die vielen ausländischen Hilfs- und Fach- kräfte auskommen können. Dringend herbeigesehnt wird der Normalbetrieb jedenfalls von den Salzburger Wirten und Restaurantbetreibern. „Die Situ- ation der Wirte ist dramatisch. Viele müssen schauen, dass sie zu irgendwelchen Einnahmen kommen, um die Betriebskosten zu zahlen und selbst überleben zu können“, sagt Fachgruppen- obmann Ernst Pühringer. Die Erlaubnis, Essen zum Abholen bestellen zu dürfen, helfe vor allem den kleinen Betrieben. Für Große rentiere sich das weniger. „Das nun für Mitte Mai geplante Wiederaufsperren der Gastro- nomie ist nach der Öffnung der Handelsgeschäfte das dringend benötigte Signal an die Konsu- menten, noch stärker zu einer geregelten Normalität zurück- zukehren“, betont der Fachgrup- penobmann. Wichtig sei auch, dass die 18-Uhr-Sperrstunde vom Tisch ist und vorerst bis 23 Uhr offen gehalten werden kann. Mit der Maskenpflicht für das Servicepersonal könne man leben. Wie das für das Küchen- personal aussieht, sei noch offen. Unterstützung mit Restart-Kampagne Eine entsprechende Unter- stützung für den Neustart soll hierzulande von der Salzburger Land Tourismus GmbH (SLTG) kommen. „Aus derzeitiger Sicht sind wir zuversichtlich, dass eine Sommersaison möglich sein wird – wenn auch vorläufig hauptsächlich für Gäste aus dem Inland“, sagt SLTG-Geschäftsfüh- rer Leo Bauernberger. „Unsere Marktposition ist hier grund- sätzlich gut, bei der Beliebtheit als Urlaubsziel für österreichi- sche Sommergäste liegen wir im Bundesländervergleich in den Top-3. Und natürlich hoffen wir weiterhin, dass auch Gästen aus Deutschland eine Einreise nach Österreich möglich sein wird.“ In der aktuellen Situation gilt es in erster Linie, die in Salzburg mehrheitlich familiengeführten Tourismusbetriebe zu unterstüt- zen. „Wir wollen möglichst rasch wieder viele Gäste für Salzburg begeistern und so die Betriebe bei einem schrittweisen Weg in die Normalität begleiten“, sagt Bauernberger. Deshalb arbei- tet die SLTG mit ihren Partnern intensiv daran, die Kommunika- tionsstrategie auf die veränder- ten Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf die Tourismuswirtschaft abzustim- men. An diese adaptierte Stra- tegie knüpft eine „Restart-Kam- pagne“ an, die mit gefühlvollen Botschaften das Salzburger Land bereits ab Anfang Mai wieder als attraktive Urlaubsdestination mit einem positiven Image auch in schwierigen Zeiten positio- niert. Foto: SLTG Nicht nur in Salzburg hofft man schon heuer auf ein Comeback des Sommer­ tourismus.

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