Salzburger Wirtschaft vom 27. November 2020 / Folge_23

12 · Nr. 23 · 27. 11. 2020 Salzburger Wirtschaft Unternehmen Ein Gewerbe für Generationen Die Unternehmerfamilie Schliesselberger feiert ein stolzes Jubiläum: Sie macht seit 200 Jahren mit der Verarbeitung von Leder und dem Handel mit Lederwaren Geschäfte. Helmut Millinger Leder ist zäh. Das beweist auch das Lederhaus Schliesselberger in der Salzburger Altstadt, das auf eine jahrhundertelange Tra- dition zurückblicken kann. Davon zeugen etwa eine Zunfttruhe mit Wappen und Zunftbriefen aus dem Jahr 1668 und die prächtigen Deckenfresken aus dem 15. Jahr- hundert, die häufig von Einhei- mischen und Touristen besichtigt werden. AmStandort in der Lederergasse 5 gingen schon 1422 Lederer und Gerber ihrer Arbeit nach. 1820 wurde der Betrieb von dem Lede- rermeister Josef Schliesselberger aus Oberösterreich gekauft. „Wir sind nicht nur das älteste Leder- warengeschäft, sondern auch das viertälteste Unternehmen in Österreich, das am gleichen Standort ohne Unterbrechung das gleiche Gewerbe ausübt“, sagt Eigentümer und Geschäftsführer Moritz Schliesselberger. Der Unternehmer hat bereits als Kind in der elterlichen Ger- berei mitgeholfen. „Für mich war immer klar, dass ich einmal den Betrieb übernehmen möchte“, sagt Schliesselberger. Qualität und Kundenorientierung Während der Schwerpunkt in früheren Jahren auf der Gerberei sowie der Erzeugung von Leder- riemen und Trachtentaschen lag, machen heute zwei Geschäfts- felder den Großteil des Umsatzes aus: der Großhandel mit Schuh- macherbedarf und der Verkauf von hochwertigen Lederwaren. „Unser Sortiment umfasst Reise- gepäck, Hand- und Aktentaschen, Einkaufsroller, Schmuckkassetten und Handschuhe“, erklärt Schlies- selberger, der großen Wert auf Qualität legt. „Wer einen Koffer um 30 € kaufen möchte, ist bei uns an der falschen Adresse. Wir führen auch keine Plastik-Geld­ taschen.“ Im Geschäft sind auch Leder- reste für Bastler sowie mehr als 200 verschiedene Schuhbän- der erhältlich. „Eines unserer wichtigsten Erfolgsrezepte ist die starke Kundenorientierung. Man muss jeden Kunden extrem wichtig nehmen – auch wenn er nur ein Schuhband kauft“, betont Schliesselberger, der auf Wunsch Koffer und Taschen im Stadtgebiet von Salzburg gratis zustellt. Zur Lederdynastie Schliessel- berger gehört auch Wolfgang Schliesselberger. Sein Geschäft ist nur wenige Meter vom Lederhaus Schliesselberger entfernt. „Nach- dem unsere Trachtentaschen nicht mehr so gefragt waren, hat mein Vater Ende der 1980er-Jahre ein eigenes Unternehmen gegründet und sich auf die Produktion und den Verkauf von Gürteln spezia- lisiert“, erzählt der Cousin von Moritz Schliesselberger. „Ein Geschäft wie unseres mit Werk- statt und Gürtelherstellung gibt es sonst fast nirgends mehr.“ Der „Gürtelmacher Schlies- selberger“ führt mehrere tau- send Ledergürtel für Damen und Herren. „Bei uns bekommt man Kalbs- und Rindsledergürtel in allen Varianten – von elegant über trachtig bis sportlich. Wir ferti- gen aber auch individuelle Gürtel nach den Wünschen der Kunden. Unser Lager umfasst mehr als 400 verschiedene Lederarten“, erklärt Wolfgang Schliesselber- ger, auf den der Werkstoff Leder eine enorme Faszination ausübt: „Mich begeistern allein schon die Haptik und der Geruch. Mit Leder kann man genauso wie mit Holz unheimlich viel machen.“ Moritz Schliesselberger (links) führt in sechster Generation das Leder- haus Schliesselberger, sein Cousin Wolfgang Schliesselberger stellt im Geschäft gegenüber Gürtel her. Foto: WKS/wildbild Vor dem Geschäft in der Salzburger Lederergasse: der im Vorjahr verstorbene Herbert Schliessel­ berger, Moritz Schliessel­ berger und sein Sohn Paul (v. l.). Foto: Schliesselberger Foto: Schliesselberger Das Lederhaus Schliesselberger in den 1960er-Jahren.

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