Salzburger Wirtschaft vom 16. Oktober 2020 / Folge_20

· 3 Nr. 20 · 16. 10. 2020 Salzburger Wirtschaft Reisewarnungen sind Unfug, aber derzeit leider relevant WKS-Präsident Peter Buchmüller Es scheint in diesen Tagen so zu sein, dass das wirtschaftliche Schicksal der Salzburger bzw. der österreichischen Volkswirtschaft von einer Institution und einer Zahl abhängt. So entschei- det in Deutschland federführend das Robert- Koch-Institut (RKI), ob etwa über Österreich (oder Salzburg) eine Reisewarnung verhängt wird – und das vor allem auf Basis einer Zahl, der Covid-19-Inzidenz, gerechnet, die Zahl der Corona-Infizierten auf 100.000 Einwohner. Und da sieht es nicht gut aus, für Österreich wie für Salzburg. Der für das RKI maßgebliche Grenzwert von 50 Erkrankten pro 100.000 Einwohner, ab dem Reisewarnungen verfügt werden, lag bei Redaktionsschluss bei über 95 für Salzburg (im Tennengau über 300!), in Österreich bei über 80. Natürlich werden noch andere Kriterien herangezogen, aber hier hängt dennoch klar und deutlich ein Damoklesschwert über Salzburg, vor allem über seinen Tourismusbetrieben und Exporteuren. Offenbar fruchten Appelle an Vernunft und Eigenverantwortung nur wenig. Trotz vieler Aufrufe, sich in diesen Wochen im Interesse der Allgemeinheit bei Feiern, Treffs und Partys etwas zurückzuhalten und Vorsicht walten zu lassen, steigen die Infektionszah- len. Dies ist umso bedauerlicher, weil dann alle die Suppe auslöffeln müssen, wenn wieder einmal die Grenzbalken de facto runtergelas- sen werden oder schärfere Maßnah- men erlassen werden müssen, wie gerade im Tennengau. Um es auf den Punkt zu bringen: 96% aller Corona-Cluster haben bis dato ihren Ausgang im Privat- bereich, nur vier Prozent sind am Arbeitsplatz entstanden! Die Unternehmen und ihre Mitarbeiter und deren Arbeitsplätze trifft es aller- dings als Erstes, was viele nicht (oder nicht mehr) bedenken: Jede Infektions- welle mündet letztlich in einen Einbruch bei Umsätzen, jede drohende Reisewarnung in eine Vertiefung der wirtschaft- lichen Krise. Dabei steht auf einem ganz anderen Blatt, dass diese Flut an Reisebeschränkungen, mit denen Europas Behörden und Regierungen ein- ander überziehen, einen Unfug der besonderen Art darstellt. Denn anders als etwa beim ersten Corona- Ausbruch wissen mittlerweile alle Unterneh- men, wie sie mit dem Virus umzugehen haben. Unsere Hoteliers haben diesen Sommer doch bestens mit Abstand, Masken und Hygiene- Maßnahmen bewältigt! Ein Sommerurlaub in Österreich oder Salzburg war sicher, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies nicht auch für die Wintersaison gelingen kann! Alle Branchen haben penible Sicherheits-Konzepte erarbeitet, wie es trotz Corona eine Wintersai- son geben kann. Auch alle Branchen abseits des Tourismus vermeiden aus gutem Eigeninteresse sehr sorgfältig die Infektionsgefahren. Eine Reisewarnung aus Deutschland etwa wäre daher ein Schlag ins Gesicht all dieser Betriebe und eine nicht akzeptable Miss- achtung ihrer Bemühungen. Wie überhaupt bei den üppig verteilten Reisewarnungen ein Unterton an Protektionismus mitschwingt. „Binnenmarkt“ war gestern, jetzt herrscht nationalistische Panik und Corona-Kleinstaate- rei. Es darf auf keinen Fall zur Gewohnheit werden, dass Tourismus, Geschäftsreisen ins Ausland und Lieferungen über die Grenze (innerhalb der EU!) als eine Art Gefährdung betrachtet werden. Wenn schon so fleißig mit Einreisebestim- mungen hantiert wird, dann wenigstens nach einheitlichen europäischen Kriterien, sonst reißt hier eine Wett- bewerbsverzerrung der Sonderklasse ein. Der Appell der Wirtschafts- kammerpräsidenten aus Vorarlberg, Tirol, Südtirol und Salzburg war daher eindeutig: „Macht Schluss mit den Reisewarnungen – sie bringen nur eines: tiefe Verwerfungen in der Wirtschaft!“ Gegen die grassierende Corona-Kleinstaaterei Das Zitat Salzburger Wirtschaft Zeitung der Wirtschafts- kammer Salzburg Medieninhaber und Herausgeber (Verleger): Wirtschaftskammer Salzburg, 5027 Salzburg, Julius-Raab-Platz 1 Chefredakteur: Dr. Kurt Oberholzer (kob) Redakteure: Mag. Robert Etter (ret), Sophia Gruber (sg), Mag. Koloman Költringer (kk), Mag. Helmut Millinger (mil), Mag. Irmi Schwarz (is) Redaktion: Stabstelle Kommunikation, 5027 Salzburg, Julius-Raab-Platz 1, Tel. 0662/8888-345, E-Mail: salzburger-wirtschaft@wks.at wko.at/sbg/offenlegung Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form für beide Geschlechter. Anzeigen: Ingrid Laireiter, Tel. 0662/8888-363, E-Mail: ilaireiter@wks.at Seit 1. Jänner gelten die Mediadaten 2020. Druck: Druckzentrum Salzburg Betriebs- ges.m.b.H., Karolingerstraße 38, 5021 Salzburg Jahresabonnement für 2020: 40 € Einzelpreis: 1,60 € (zuzügl. gesetzl. USt.), für Salzburger Kammermitglieder kostenlos. Bezahlte Einschaltungen sind mit „Anzeige“ gekennzeichnet. Druckauflage : 39.046 (2. Hj. 2019) Impressum „Auch wenn große Herausforderungen vor uns stehen, bin ich überzeugt davon, dass wir im Tourismus eine gute Wintersaison hin- bekommen können.“ Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer, siehe auch Bericht auf Seite 20. Foto: Land Salzburg/Neumayr Foto: WB/Neumayr https://www.instagram.com/ wirtschaftskammersalzburg/ http://www.facebook.com/ WirtschaftskammerSalzburg https://www.facebook.com/peter. buchmueller.wirtschaftskammer/

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE5Ng==