Salzburger Wirtschaft vom 02. Oktober 2020 / Folge_19

12 · Nr. 19 · 2. 10. 2020 Salzburger Wirtschaft Unternehmen „Dieses Handwerk hat eine Zukunft“ Christina Roth haucht mit ihrer CR Leder- manufaktur dem traditionsreichen Sattler- beruf neues Leben ein. Die Berufslaufbahn von Chris- tina Roth schien vorgezeichnet zu sein: Nachdem sie zwei Wirt- schaftsstudien abgeschlossen hatte, arbeitete die gebürtige Steirerin als Projektmanagerin für den Getränkekonzern Red Bull. Ein Besuch der Taschner- werkstatt von Mark Kainberger in der Stadt Salzburg änderte dann aber alles. „Ich entdeckte meine Leidenschaft für das Lederhand- werk und habe angefangen, mir in meiner Freizeit alles beizubrin- gen, was damit zusammenhängt“, erzählt Roth. Es folgen Jahre harter Arbeit sowie Praktika im In- und Aus- land. Roth reist sogar für drei Wochen nach Japan, um bei Tsuy- oshi Yamashita, dem bekanntes- ten Ledermeister des Landes, zu lernen. 2018 ist sie in der Berufsgruppe der Taschner und Lederwarener- zeuger der einzige Lehranfänger Österreichs. „Weil es für mich kei- nen Lehrbetrieb gab, war die Aus- bildung alles andere als einfach. Ich wollte aber nicht aufgeben, nachdem ich jahrelang viel Geld und Energie investiert hatte.“ Sie sei fest davon überzeugt, dass der Sattlerberuf eine Zukunft habe, meint Roth, die im Sommer 2019 die Lehrabschlussprüfung besteht und in der Getreidegasse ihre eigene Werkstatt aufsperrt. Einzelstücke statt Massenware Die CR Ledermanufaktur über- nimmt Reparaturen und erzeugt Ledergalanteriewaren aller Art, darunter maßgefertigte Taschen, Geldbörsen und Handyhüllen. Die Einzelstücke werden fast aus- schließlich in Handarbeit herge- stellt. „Wenn bei uns einmal der Strom ausfällt, haben wir kein Problem. Alles, was wir brauchen, sind ein paar Werkzeuge und unsere Hände“, sagt Roth. Obwohl ihr Beruf körperlich anstrengend ist, hat er nichts von seiner Faszination verloren. „Ich stelle etwas her, das Menschen Freude bereitet und sie vielleicht ein Leben lang begleitet. Außer- dem gefällt mir die sehr feine und exakte Arbeit. Wir bewegen uns bei der Dicke des Leders im Bereich von Zehntelmillimetern.“ In Roths Werkstatt führt an tra- ditionellen Techniken und Mate- rialien kein Weg vorbei. Wenn es um die Kommunikation geht, schwört sie dagegen auf moderne Social-Media-Kanäle. „Facebook und Instagram sind mein Schau- fenster für die ganze Welt. Es gibt ein paar Tausend Leute, die mir jeden Tag beim Arbeiten zuschauen. Ihnen vermittle ich mein Wissen über das Lederhand- werk und baue so Kompetenz auf.“ Mit ihrer Arbeit hat Roth auch schon Kunden aus den USA und Südafrika begeistert. Sie ist den- noch überzeugt davon, dass sie weiter an ihren handwerklichen Fähigkeiten feilen muss. „Mein Fernziel ist es, einer der bes- ten Sattler in Europa zu werden. Davon bin ich noch ein Stück ent- fernt.“ Roths nächstes großes Ziel ist die Ausbilderprüfung im Herbst. Ab dem kommenden Jahr will sie dann nach Möglichkeit kon- tinuierlich Lehrlinge ausbil- den. „Wenn mehr junge Leute eine Taschnerlehre ergreifen, bekommt der Beruf vielleicht wie- der ein bisschen Aufschwung“, hofft die 33-Jährige. www.christinaroth.at Christina Roth bei der Arbeit. Ihre Leder- galanterie- waren sind handgefertigte Einzelstücke. Fotos: WKS Vor gut einem Jahr hat Chris- tina Roth ihre eigene Werk- statt in der Salzburger Getreidegasse eröffnet. Lederhandwerk für Anfänger Im Rahmen von „Hand.Kopf. Werk“, dem Handwerksfestival in der Salzburger Altstadt, findet am 30. Oktober ab 17 Uhr ein Workshop in der CR Ledermanufaktur statt. Dabei werden Lederaccessoires wie z. B. Schlüsselanhänger oder Münztascherl gefertigt. Die Teilnahmegebühr beträgt 30 € pro Person, Anmeldungen sind per E-Mail an hello@ christinaroth.at möglich. Zur Sache

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE5Ng==