Salzburger Wirtschaft vom 02. Oktober 2020 / Folge_19

10 · Nr. 19 · 2. 10. 2020 Salzburger Wirtschaft Österreich Nein zu teurem Pfandsystem Wir müssen unsere Ressourcen schonen und damit auch die Abfälle drastisch reduzieren. Beim Stakeholder- Dialog „Einwegpfand“ des Sektors Handel im Bundesministerium für Klimaschutz standen speziell die Themen Plastikflaschen und Aludosen im Fokus. Im Gespräch ist die Einführung eines Einwegpfandes. Hingegen erneuert der österreichische Lebensmittelhandel seine For- derung nach der Umsetzung der ökologisch, wirtschaftlich und sozial besten Lösung zur Erreichung der EU-Ziele für die getrennte Sammlung von Plastik­ flaschen. Keine Frage: Der Lebensmittel- handel unterstützt vorbehaltlos das Ziel, bis 2029 österreichweit 90% aller PET-Flaschen getrennt zu sammeln. Zu diesem Zweck hat die Wirtschaftskammer Öster- reich ein ganzheitliches Konzept für eine optimale Kreislaufwirt- schaft vorgelegt, mit dem nicht nur die EU-Sammelquote von 90% erreicht werden kann. „Die Umsetzung unseres Vorschlages kommt volkswirtschaftlich auch ummindestens 60 Mill. € pro Jahr günstiger als ein Pfandsystem“, so Julius Kiennast, Obmann des Lebensmittelhandels in der WKÖ. Vorrangig sollte es zu einer öster- reichweit einheitlichen Regelung der getrennten Sammlung von Plastikflaschen, Dosen und ande- ren Wertstoffen kommen. Die gewachsene Versorgungsstruktur schützen Im europäischen Vergleich sind Österreichs Gemeinden im ländlichen Raum äußerst klein- strukturiert – oftmals mit nicht mehr als 1.000 Einwohnern pro Ort. In diesen Gemeinden werden vielfach kleine Nahversorgungs- geschäfte von selbstständigen Kaufleuten erfolgreich betrieben. Diese Organisation und dieses Unternehmertum tragen wesent- lich zur Lebensqualität der örtli- chen Bevölkerung bei. Sammelsystem nicht zu Lasten der kleinen Händler Die Einführung eines Einweg- pfandes wäre für den Lebensmit- telhandel jedenfalls mit enormen finanziellen, personellen und logistischen Mehrbelastungen verbunden. Die Existenz dieser Händler und damit die ländli- che Versorgungsstruktur wäre massiv gefährdet. Die Handels- treibenden stünden vor der Wahl, entweder wirtschaftlich untragbare Investitionen durch- zuführen oder einen Rückgang der Kundenfrequenz in Kauf zu nehmen. Ebenso wären weitere Branchen wie etwa Lebensmittel- gewerbe sowie die Konsumentin- nen und Konsumenten durch ein Einwegpfand belastet. Die WKÖ befürwortet ein ganzheitliches Sammelsystem, das nicht zu Las- ten der gewachsenen und versor- gungsnotwendigen Kleinstruktur geht. Ressourcen schonen und Kos- ten sparen. Die WKÖ hat ein Konzept vorgelegt – eine ganz- heitliche Lösung für eine nach- haltige Kreislaufwirtschaft: f Einheitliche Sammelstruktur für ganz Österreich f Vom Bring- zum Holsystem f Öffentliche Gebäude besser erfassen f Freizeitkonsum besser erfassen f Gewerbeabfall besser erfassen f Bei Siedlungs- und Gewerbe- müll Wertstoffe aussortieren f Besser verwerten – Ver- wertungspfade öffnen f Problem Littering an der Wurzel packen f Ökologisches Verpackungs- design weiter optimieren f Smarte Sammelbehälter als Tüpfelchen auf dem i Zehn-Punkte-Plan für die Kreislaufwirtschaft So sammeln die Bundesländer. Burgenland, Tirol und Vorarlberg erfüllen schon jetzt – ohne Pfand – die 90-%-Sammelquote. Sammelquoten Kunststoff-Getränkeflaschen Alle Angaben in Prozent Bgld. Tirol Vbg. Stmk. NÖ OÖ Sbg. Ktn. Wien Ö 97 96 95 84 77 72 70 66 34 70 WKÖ präsen- tiert Konzept für eine optimale Kreis- laufwirtschaft bei Pfand- flaschen und Aludosen. Foto: onephoto/ stock.adobe.com

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