Salzburger Wirtschaft vom 18. September 2020 / Folge_18

4 · Nr. 18 · 18. 9. 2020 Salzburger Wirtschaft Thema Die Befürchtungen, dass Salz- burg nun in der Technik- und Digitalisierungsausbildung ein zukünftiges Randdasein führt und eine Technische Universität in Linz einen Braindrain nach Oberösterreich auslöst, wird von allen Playern in Salzburg ver- neint, vorausgesetzt, es gelingt, auch hierzulande die technischen Studienangebote zu verstärken und zu vernetzen. Allerdings sind die Befürchtun- gen nicht gering, dass nun zwi- schen den Hochschulen ein noch größeres Ringen um Bundes-Mit- tel einsetzt. „Wir brauchen nicht mehr Bildungsinstitutionen, son- dern eine bessere Koordinierung und Zusammenarbeit“, ist WKS- Präsident Peter Buchmüller über- zeugt. Es sei nicht vorteilhaft, wenn nun alles nach Linz gehe, kritisiert der Präsident der WKS. Umso wichtiger sei es, generell mehr Mittel in technische Stu- dien in Österreich zu stecken und nicht eine solitäre Lösung in einem Bundesland alleine anzu- streben. FH nicht auf Sparflamme halten Peter Buchmüller tritt für einen massiven Ausbau der Fachhoch- schule Salzburg ein: „Wenn es um die Fachkräfte für die Zukunft geht, sind die Fachhochschulen schon seit langem bewährte Part- ner der Unternehmen, werden von der Bundespolitik aber auf Spar- flamme gehalten.“ Der gebremste Ausbau der Fachhochschulen – der Bund genehmigt immer wieder nur wenige zusätzliche Studienplätze zusätzlich – ist vor dem Hinter- grund eines akuten Mangels an Digital-Fachkräften umso proble- matischer. Obwohl sich die Zahl der Technik-Absolventen in Salz- burg dank FH-Ausbau und Bemü- hungen an der PLUS-Universi- tät verbessert hat, klagen viele Betriebe nicht genug digital ver- sierte Fachkräfte zu bekommen. Sophie Bolzer hat die FH Salz- burg absolviert und das Start-up Audvice gegründet: „Gerade im digitalen Bereich ist der Fach- kräftemangel enorm. Es schlie- ßen zu wenige das Studium ab.“ Man sollte auch zunehmend mehr Frauen für ein Technik-Stu- dium begeistern, macht Bolzer auf ein grundlegendes Problem aufmerksam: Zu wenige junge Menschen interessieren sich für Informatik bzw. Technik generell. Womit eine weitere TU in Öster- reich das Ringen um die Gruppe an potenziellen Technik-Studen- ten noch größer macht. Viele Betriebe suchen daher Personal aus dem Ausland, wie Matthias Heimbeck, Gründer der findologic GmbH. Heimböck hat Informatik an der Universität Salzburg studiert. Das Unterneh- men mit rund 70 Mitarbeitern gehört zu den führenden Anbie- tern von Such- und Navigations- tools für Online-Shops: „Wir rekrutieren unsere Mit- arbeiter in London und Mün- chen, weil es hier in Salzburg zu wenige Fachkräfte gibt, spe- ziell auch solche, die schon über Berufserfahrung verfügen.“ Er fin- det es schade, dass Linz nun den Zuschlag für die TU mit Schwer- punkt Digitalisierung erhalten habe. „Ich bin aber froh, dass es in Salzburg einen Studien- gang für künstliche Intelligenz gibt, übrigens einer der ersten in ganz Österreich, mit dem wir eng zusammenarbeiten. Salzburg darf den Anschluss bei der Digitalisie- rung nicht verlieren!“ Digitale Fakultät könnte schon nächstes Jahr starten Dass Salzburg droht, bei der digitalen Ausbildung abgehängt zuwerden, verneint man in FHund Universität unisono. An der Uni- versität Salzburg ist eine Fakultät für Digitale und Analytische Wis- senschaften in Vorbereitung, bei der Digitalisierung praxisnahe als Querschnittsthema gesehen wird, das alle anderen Fächer berührt. Vizerektorin Univ.-Prof. Dr. Nicola Hüsing im „SW“-Interview: „Wir setzen mit der neuen Fakultät ein Zeichen, dass wir starke digitale und analytische Kompetenzen haben. Durch dieses Sichtbarma- chen hoffen wir, dass die Fakul- tät auch für Studierende attraktiv wird. Wir planen aber auch, unser Studienprogramm hier auszu- bauen, um damit die Zahl der Stu- dierenden und der Absolventen zu erhöhen. Da soll es eine klare Ent- wicklung geben, von der der Wirt- schaftsstandort profitiert.“ Und das könnte schneller gehen als eine TU in Linz: „Im Gegensatz zu Linz ist der Plan, dass diese Fakultät bereits nächstes Jahr tätig werden kann“, sagt Landeshaupt- Technik studieren: Alle Player planen den Ausbau „Wir brauchen nicht mehr Hoch- schulen, sondern eine bessere Zusammenarbeit“, ist WKS-Prä- sident Peter Buchmüller über- zeugt. Besser als eine TU in Linz wäre es, generell mehr Mittel in technische Studien zu investieren. Die Fakultät für digitale und analytische Wissenschaften der Universität Salzburg könnte schon im Jänner 2021 starten, berichtet Vizerektorin Univ.-Prof. Dr. Nicola Hüsing: „Wir setzen damit ein Zeichen nach außen!“ Der Plan, in Linz eine Technische Universität zu etablieren, hat in der Salzburger Hochschul-Szene für Verwunderung gesorgt. Und zur Bekräftigung des bereits eingeschlagenen Kurses: Man will enger kooperieren und sich stärker auf Digitalisierung fokussieren. Foto: Neumayr/Christian Leopold Foto: Luigi Caputo

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