Salzburger Wirtschaft vom 21.August 2020 / Folge_16

· Transport & Verkehr · 21 Nr. 16 · 21. 8. 2020 Salzburger Wirtschaft voneinander zu trennen, könnte es im schlimmsten Fall zu Ein- schränkungen des Betriebs kom- men. Um das zu vermeiden, gibt es Gespräche mit dem Gesund- heitsministerium und die Kolle- gen aus Tirol haben auch schon einen Vorstoß gemacht. Wie können die Gäste best- möglich geschützt werden? Im Winter wird es auch wei- terhin bei allen Anlagen in den Kabinen die Maskenpflicht geben. Die Kabinen werden gut durchlüftet und ich empfehle den Kollegen, mit den Bahnen so schnell wie möglich zu fahren, damit die Aufenthaltsdauer ver- kürzt wird. Es gibt neuralgische Punkte wie zum Beispiel die Kas- sen, wo viele Menschen zusam- menkommen. Wir raten den Ski- fahrern, die Karten rechtzeitig online zu kaufen, damit sie sich nicht mehr an der Kassa anstel- len müssen. Unser Ziel ist auch eine Entzerrung bei den Anla- gen. Das kann man erreichen, indem man so früh wie möglich mit dem Betrieb beginnt. Wich- tig ist natürlich auch das Des- infizieren und Abstandhalten zu den Mitarbeitern und den ande- ren Gästen. Was ist noch notwendig, um gut durch den Winter zu kommen? Ohne die Unterstützung der Ski- schulen wird es nicht gehen. Wenn alle Kurse um 10 Uhr anfangen, haben wir ein Prob- lem. Hier könnten gestaffelte Beginnzeiten für eine Entzer- rung an den Liften sorgen. Auch die Gastronomie kann wesent- lich dazu beitragen, dass sich die Gäste sicher fühlen. Die SB-Restaurants werden sicher Maßnahmen ergreifen müssen. Möglicherweise kann man auch nur mehr eine bestimmte Anzahl von Gästen in eine Skihütte las- sen. Können große Veran­ staltungen wie etwa Ski­ Openings überhaupt statt- finden? Das klassische Ski-Opening, wo 10.000 Leute in ein Stadion kom- men, wird es nicht geben. Wir überlegen, andere Formate zu finden, die vielleicht in Zusam- menarbeit mit Medien über die Bühne gehen könnten. Im Vorjahr haben Salz- burgs Bergbahnen rund 150 Mill. € in neue Lifte, Pisten und Beschneiungs- anlagen investiert. Wie viel Geld wird heuer in die Hand genommen? Derzeit werden nur einige wenige Projekte wie etwa die Verbin- dung von Wagrain nach Klein- arl verwirklicht. Auch bei den Beschneiungsanlagen ist noch einiges im Bau. Die meisten großen Investitionen sind aber wegen des Corona-Shutdowns leider nicht zustande gekommen, weil zum Beispiel die Bauver- handlungen nicht mehr abgewi- ckelt werden konnten. Wir sind gerade dabei, zu erheben, wie viel Geld die Bergbahnen heuer tat- sächlich investieren. Ich rechne aber damit, dass mehr als die Hälfte aller geplanten Investitio- nen verschoben werden musste. Die Digitalisierung ist auch aus Ihrer Branche nicht mehr wegzudenken. Wo wird die Reise in den nächsten Jahren hingehen? Wir warten sehnlich darauf, dass das Ticket am Smartphone Rea- lität wird. Das ist aber technisch nicht so einfach. Beim Zutritt zu den Liften befinden sich im Umfeld eines Lesegeräts Dut- zende Skifahrer mit einem Smart- phone. Das System muss die Daten so filtern, dass nur ich als Person und mein Handy erfasst werden. Was die Online-Shops betrifft, sind wir auf einem sehr guten Weg. Als nächster Schritt wird sicher die Vernetzung der verschiedenen Leistungspartner vor Ort – also Hotels, Skiverleih, Liftkarten und Skischule – kom- men. Für eine solche Plattform ist es notwendig, viele Einzelunter- nehmer in einem Ort und damit viele unterschiedliche Interessen gut aufeinander abzustimmen. Ich weiß, dass in mehreren Regio- nen in Österreich und der Schweiz intensiv daran gearbeitet wird. Skigebiete werden oft als Klimasünder und Land- schaftszerstörer ver- unglimpft. Ärgert Sie das? Viele unserer Projekte bedeu- ten Eingriffe in Natur und Land- schaft. Das ist keine Frage. In den zwölf Jahren als Vorstand der Schmittenhöhebahn war es mir aber immer ein Anliegen, solche Dinge so umweltverträglich wie möglich zu machen. Wir sind als einziges Seilbahnunternehmen in Österreich nach EMAS zertifi- ziert. Das bedeutet, dass wir sehr hohe Umweltstandards erfüllen. Wir haben – um nur einige Bei- spiele zu nennen – eine große Photovoltaikanlage am Berg ins- talliert und ein ökologisches Pis- tenmanagement eingeführt. Die Qualität unserer Pisten wurde von einer Reihe namhafter und sehr kritischer Ökologen über- prüft. Dabei hat sich gezeigt, dass es auf den Pisten eine beeindru- ckende Artenvielfalt gibt. Sie sind vor allem für Insekten ein hoch- wertiger Lebensraum. Werden diese Bemühungen von Natur- und Umwelt- schützern anerkannt? Nein, sie werden nicht zur Kennt- nis genommen. Meiner Ansicht nach hat das politische Gründe. Manchen passt es nicht in den Kram, wenn sich herausstellt, dass Pistenflächen keine totale Wüste sind. Ich würde mir sehr wünschen, mit unseren Dauer- gegnern in einen Dialog über solche Themen treten zu können. Ein guter Kompromiss, mit dem man die Interessen von Ökono- mie und Ökologie unter einen Hut bringen kann, ist möglich. Davon bin ich fest überzeugt. Hat der Wintersport, wie wir ihn in Österreich seit Jahrzehnten kennen, eine Zukunft? Ich glaube, dass er eine große Zukunft hat, weil beim Winter- sport die positiven Dinge über- wiegen. Das sind die Bewegung in einer wunderbaren Naturland- schaft, der gesundheitliche und nicht zuletzt auch der gesell- schaftliche Aspekt. Die Leute wollen sich in so einem Umfeld treffen und Freude und Spaß mit- einander haben. Das wird wieder zurückkommen, sobald Corona besiegt ist. Ich glaube nicht, dass das Virus eine totale Ver- änderung herbeiführt und Ski- fahren auf einmal nicht mehr in ist. Man sieht gerade jetzt, wie beliebt die Berge sind. Warum sollte das im Winter auf einmal anders sein? „Der Winter- sport hat eine große Zukunft“, meint Erich Egger im SW- Interview. Foto: WKS/wildbild f Salzburgs Seilbahnwirtschaft beschäftigt ganzjährig rund 2.000 Mitarbeiter. Dazu kommen 2.500 Saisonbe- schäftigte im Winter. f Im gesamten Bundesland gibt es 52 größere Ski- gebiete sowie eine Reihe von Kleinstskigebieten mit Schleppliften. f Die Bergbahnen betreiben insgesamt 422 Seilbahn- und Liftanlagen. f Von den 4.700 Hektar Ski- pisten können etwa 85% technisch beschneit werden. f Die 120 Speicherteiche haben ein Volumen von sechs Millionen Kubikmeter Wasser. In Zahlen

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