Salzburger Wirtschaft vom 07.August 2020 / Folge_15

· 5 Nr. 15 · 7. 8. 2020 Salzburger Wirtschaft in der eine gewisse Orientie- rungslosigkeit herrschte, zuerst ruhig zugewartet und dann eine Entscheidung getroffen, die sich im Nachhinein hoffentlich als richtig herausstellen wird. Wir sind damit ein Eisbrecher nicht nur für die großen Kulturfestivals auf der Welt, sondern für Kunst und Kultur insgesamt“, sagt Rabl- Stadler weiter. Ohne Corona hätten die Fest- spiele heuer mit Einnahmen von 30 Mill. € rechnen können. Im modifizierten bzw. verkürzten Programm sind es rund 8 Mill. €. Möglich geworden ist die Abhal- tung der Festspiele u. a. durch ein umfangreiches Sicherheits- konzept (siehe auch S. 6 und 7 in dieser SW). „Die Festspiele müs- sen und wollen in Corona-Zeiten – auch was die Sicherheit betrifft – Maßstäbe setzen“, betont der kaufmännische Leiter der Fest- spiele, Lukas Crepaz. Wirtschaftliche Basis für viele Betriebe Dass die Salzburger Festspiele Ende vergangener Woche erfolg- reich in die Jubiläumssaison gestartet sind, freut natürlich auch die vielen Unternehmer in und rund umdieMozartstadt. „Die Festspiele sind neben Mozart der wichtigste Tourismus- und damit Wirtschaftsfaktor in und rund um die Altstadt. Diese Bedeutung haben viele Menschen in den ver- gangenen Jahrzehnten aus den Augen verloren. Corona hat uns wieder den Blick dafür geschärft, was die Basis unseres Erfolges ist. Daher bin ich sehr froh dar- über, dass die Festspiele heuer in verkleinerter Form stattfinden. Sie werden sicher einen positiven Effekt für die vielen Betriebe in Tourismus, Gewerbe und Handel haben“, betont Michael Wanger von Herrenmoden Wanger in der Salzburger Altstadt. Wanger ist auch bei der Ini- tiative „Partnerbetrieb – sichere Festspiele“ (siehe Folgeseiten) dabei. „Das Wichtigste, was man als Unternehmer derzeit tun kann, ist auf seine Gesundheit und auf die der Mitarbeiter und Kunden zu schauen. Daher waren für uns hohe Hygienestandards und das Tragen von Masken und Schutzschildern immer eine Selbstverständlichkeit“, betont der Handelsunternehmer. Ähnlich sieht die derzeitige Lage Wolfgang Putz, Geschäfts- führer des Hotels Goldener Hirsch in der Getreidegasse. „Ich freue mich, dass es trotz Corona gelungen ist, ein Festspielflair in der Salzburger Altstadt entstehen zu lassen. Wir haben zwar um rund 60% weniger Geschäft als sonst im August, aber die Stamm- gäste haben uns und den Fest- spielen die Treue gehalten.“ Auch im Hotel- und Restaurantbereich des Goldenen Hirschen ist Sicher- heit oberste Maxime. „Wir erfül- len alle geforderten Sicherheits- und Hygienerichtlinien und gehen etwa mit unserem speziell installierten Luftreinigungssys- tem Ozonos noch einen Schritt weiter, um unseren Gästen einen besonders sicheren Aufenthalt zu garantieren.“ Hoffnungsvoll zeigt sich auch Franz Gmachl sen. vom Well- nesshotel Gmachl in Bergheim, das im Sommer traditionell viele Festspielgäste beherbergt. Zwar hätten zahlreiche Stamm- gäste aufgrund des verkürzten Programms storniert, andere wiederum seien als neue Fest- spielgäste dazugekommen. „In Summe haben wir heuer um rund 50% weniger Festspielgäste, was wir Gott sei Dank durch Öster- reicher ausgleichen konnten, die in Corona-Zeiten ihren Urlaub in der Heimat verbringen“, erläutert Gmachl. Für Markus Götzenauer vom Café Classic am Makartplatz ist die Durchführung der Fest- spiele im Corona-Jahr ebenfalls ein positives Signal in schwieri- ger Zeit. „Unsere Branche wurde heuer schon arg durchgebeu- telt. Nach dem Lockdown und der langsamen Wiedereröffnung merkt man, dass das Geschäft seit ein bis zwei Wochen merk- bar anzieht. Das Frühstücks- und Mittagsgeschäft läuft bereits wie- der recht gut, nur am Nachmittag gibt es noch einige Lücken. „Auf- grund der großen Bemühungen hoffe ich, dass die heurige Fest- spielsaison ein Erfolg wird und dass uns eine Situation wie in St. Wolfgang erspart bleibt. Wenn wir alle zusammenhelfen und die Sicherheitsvorgaben einhalten, wird das hoffentlich gelingen“, resümiert Götzenauer. „Gerade im Corona-Jahr 2020 zeigt sich somit noch einmal um so eindrucksvoller, welch wichtiger Motor die Salzburger Festspiele selbst in verkleinerter Form für die Region und darüber hinaus sind“, betont Mag. Helmut Eymannsberger, Leiter der Stab- stelle Wirtschafts- und Standort- politik in der WKS. Zum Transport der Festspielbesucher kommen heuer erstmals ausschließlich umweltfreundliche Elektrofahrzeuge des Typs Audi e-tron Sportback 50 zum Einsatz. Verantwortlich ist das Salzburger Unternehmen Fahrservice GmbH. Foto: Martin Böhm f Oper: Der Festspielsommer wurde eröffnet mit „Elektra“ von Richard Strauss, einem der Gründervater der Festspiele. Als zweite Oper wird „Così fan tutte“ von W. A. Mozart in einer Neuinszenierung gezeigt; ohne große Bühnenmaschinerie und mit deutlich reduzierter Probenzeit. Es spie- len die Wiener Philharmoniker und Joana Mallwitz gibt ihr Debüt als erste Frau, die bei den Festspielen eine Oper dirigiert. f Schauspiel: Im Zentrum des Schauspielprogramms steht „Jedermann“, der im heurigen Sommer 14-mal gezeigt wird. In der Hauptrolle ist Tobias Moretti zu sehen, die Buhlschaft wird gespielt von Caroline Peters. Die Uraufführungen von „Every- woman“ von Milo Rau und Ursina Lardi sowie „Zdenek Adamec: Eine Szene“ von Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke konnten aus dem ursprünglichen Jubiläumsprogramm übernommen werden. f Konzert: 53 Konzerte, Liederabende und Matineen vervollständigen das Programm 2020. Neben den Wiener Philharmonikern spie- len Gastorchester wie die Berliner Phil- harmoniker oder das West-Eastern Divan Orchestra mit dessen Gründer Daniel Barenboim, der am 19. August 2020 sein 70-jähriges Bühnenjubiläum in Salzburg feiert. Die Werke des Jahresregenten Ludwig van Beethoven ziehen sich durch alle Konzertreihen und gipfeln in einem Beethoven-Zyklus mit Igor Levit. f Rahmenprogramm: Rund um das Jubiläum finden trotz Ein- schränkungen auch Formate statt, die das 100-Jahr-Jubiläum feiern. So etwa wird es Filmvorführungen geben, ein Jugend- programm sowie künstlerische Inter- ventionen unter dem Titel „Der Traum vom Feentempel“. Am 22. August wird der eigentlichen Geburtsstunde der Festspiele mit einem „Jedermann“-Tag gedacht: Lesungen von fünf Jedermann-Darstellern werden unter anderem ergänzt durch eine Festvorstellung von „Jedermann“ auf dem Domplatz und einem Streaming auf dem Kapitelplatz. www.salzburgerfestspiele.at Das sind die Salzburger Festspiele 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE5Ng==