Salzburger Wirtschaft vom 19.Juli 2020 / Folge_12

· Thema · 5 Nr. 12 · 19. 6. 2020 Salzburger Wirtschaft Messebranche hofft auf Normalisierung Ein guter Herbst könnte die durch den monate­ langen Lockdown entstandenen Verluste zumindest teilweise wettmachen. Das Kultur- und Kongresshaus am Dom in St. Johann musste aufgrund der Corona-Schutzmaß- nahmen etwa 20 Veranstaltun- gen absagen. „Dazu kommen fünf bis sechs Veranstaltungen, die in Schwebe sind. Weitere zehn Ver- anstaltungen wurden zunächst verschoben. Hier ist leider auch nicht absehbar, ob sie aufgrund der sich ändernden Bedingungen überhaupt durchgeführt werden können“, sagt Geschäftsführer Norbert Neuschitzer. Er hofft nun auf den Herbst. „Die meisten großen Veranstal- tungen wie etwa Tagungen, Bälle, Konzerte oder Weihnachts- feiern finden im Herbst bzw. Winter statt. Man muss aber abwarten, wie praktikabel die neue Verordnung der Bundes- regierung ist und wer unter den jetzigen Voraussetzungen bereit ist, eine Veranstaltung zu organi- sieren.“ Die Verunsicherung sei jedenfalls groß, betont Neuschit- zer. Er wünsche sich „einfache und klare Regeln, die überall dort gelten, wo Menschen zusammen- kommen“. Das Kongresshaus in der Stadt Salzburg beziffert den durch den Corona-Lockdown entstandenen Umsatzverlust mit 30 bis 40%. „Wir haben 26 Veranstaltungen abgesagt, neun wurden auf 2021 und fünf auf 2022 verschoben“, sagt Geschäftsführer Bert Brug- ger. Für den Herbst seien die Auftragsbücher aber noch voll. „Einige Kongresse mit inter- nationalem Publikum wurden storniert. Wir versuchen aber, die nationalen Veranstaltungen so gut wie möglich unter den neuen Voraussetzungen durch- zuführen“, erklärt Brugger, der im Herbst einen Umsatz von 800.000 bis 900.000 € erwartet. Das Messe- und Tagungswe- sen sei ein wichtiger Faktor für den Tourismus in der Mozart- stadt. „Wir reden hier von 15 bis 20% der Gästenächtigun- gen.“ Salzburg sei im sogenann- ten MICE-Segment (Meetings, Incentives, Congresses, Events) gut aufgestellt und in Österreich die klare Nummer zwei hinter Wien. „Die Eigentümer investie- ren laufend in das Kongresshaus und in das Messezentrum. Dazu kommen private Anbieter wie der Hangar-7 und einige Hotels, die ebenfalls tolle Tagungsmög- lichkeiten bieten“, sagt Brugger, der auch Tourismusdirektor der Stadt Salzburg ist. Die Wertschöpfung sei in die- ser Branche außergewöhnlich hoch. „Im Kongresstourismus werden pro Tag durchschnittlich 400 bis 500 € ausgegeben. Das ist etwa doppelt so viel wie bei einem Tagestouristen.“ Glauben Sie, dass die BIM und die „Alles für den Gast“ im November planmäßig stattfinden können? Wir gehen davon aus, dass diese Veranstaltungen ganz normal durchgeführt werden können. Sie haben im vergangenen Herbst angekündigt, vermehrt Formate für die auslastungsschwachen Monate im Sommer und Winter entwickeln zu wollen. Wie weit sind diese Pläne gediehen? Wir treten verstärkt an Betriebe im Großraum Salzburg heran und bieten ihnen an, ihre Weih- nachtsfeiern in den Räumen des Messezentrums zu veranstalten. Für den Sommer wurde schon länger überlegt, eine eigene Konzertbühne zu betreiben. Das Ergebnis kann man jetzt sehen: Mit dem Salzburg Openair haben wir am Messegelände eine Live- Bühne ermöglicht. Dieses Ange- bot richtet sich an ein junges Publikum sowie an in- und aus- ländische Künstleragenturen. Das Openair soll 2021 fortgesetzt werden – im besten Fall natürlich als normale Veranstaltungen mit Stehplätzen und nicht als „Auto- konzerte“. Gibt es noch andere Möglichkeiten, um die Auslastung zu steigern? Wir sind sehr daran interes- siert, noch stärker als Partner für die lokale Wirtschaft zu fun- gieren. Das Messezentrum ist nicht nur für große Messen mit 30.000 Besuchern ein idealer Austragungsort, sondern auch für kleinere Konferenzen ab 50 Personen. Im Gegensatz zu vie- len anderen Anbietern kommt das gesamte Servicepaket inklu- sive Caterer und Wachpersonal aus einer Hand. Dieses Profil des Messezentrums als Serviceplatt- form wird in Zukunft verstärkt nach außen transportiert werden. Glauben Sie, dass 2021 schon wieder ein normales Messejahr wird, was die Zahl der Veranstaltungen und der Besucher betrifft? Im besten Fall wird 2021 an das Jahr 2019 anschließen. Es könnte für uns sogar stressig werden, weil sehr viele Veranstaltungen von heuer auf nächstes Jahr ver- schoben wurden. Der Eventkalen- der ist vor allem bei den Firmen- veranstaltungen sehr dicht. So gesehen stehen die Chancen gut, dass wir gestärkt aus dieser Krise herauskommen. „Im besten Fall können wir bereits 2021 wieder an das Jahr 2019 anschließen“, meint der Chef des Messezentrums im Gespräch mit SW- Redakteur Helmut Millinger (links). Im Kongress- haus in der Stadt Salzburg fanden im Vor- jahr 104 Ver- anstaltungen mit ins- gesamt mehr als 100.000 Besuchern statt. Heuer sind es deutlich weniger. Foto: Salzburg Congress

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE5Ng==