Salzburger Wirtschaft vom 05.Juni 2020 / Folge_11

12 · Nr. 11 · 5. 6. 2020 Salzburger Wirtschaft Unternehmen Es war eine gute Nachricht für die Händler, Gastro- nomen und Hoteliers in der Salzburger Innenstadt: Trotz der Corona-Schutzmaßnahmen können die Festspiele in eingeschränkter Form stattfinden. Alle Sorgen sind die Unternehmer damit aber nicht los. Helmut Millinger 129 Mill. € geben die in- und aus- ländischen Kulturfans laut einer Wertschöpfungsanalyse der Stab- stelle Wirtschafts- und Standort- politik der WK Salzburg in einer normalen Festspielsaison aus. Der Großteil – nämlich 77 Mill. € – entfällt auf Übernachtung und Verpflegung. Dahinter folgen Ein- käufe mit 26 Mill. €. Die gesamte jährliche Wertschöpfung der Fest- spiele beträgt allein in Salzburg 183 Mill. €, in ganz Österreich sind es sogar 215 Mill. €. Diese Zahlen sind heuer außer Reichweite. Um den Besuchern ein Höchstmaß an Sicherheit bie- ten zu können, wurde das Fespiel- programm deutlich reduziert: Statt 200 Vorstellungen an 44 Tagen soll es nur rund 90 Veran- staltungen an 30 Tagen geben. Die Zahl der aufgelegten Karten wird von 235.000 auf 70.000 verringert. Das Direktorium habe sich um ein künstlerisch sinnvolles und wirt- schaftlich vertretbares Programm bemüht, sagt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Andreas Gfrerer, der Obmann des Altstadt Verbandes Salzburg und Chef des Hotels Blaue Gans, spricht von einem positiven Sig- nal für Stadt und Land Salzburg. „Das Festival wird wesentlich länger dauern und es wird deut- lich mehr Veranstaltungen geben als zunächst angenommen. Das stimmt mich hoffnungsvoll“, meint Gfrerer. In seinem Hotel hätten bereits viele Stammgäste ihr Kommen angekündigt, obwohl noch gar nicht feststehe, welche Aufführungen es geben werde. Positives Signal Ein Sommer wie in den ver- gangenen Jahren wird es nach Ansicht von Norbert Fürst den- noch nicht werden. „Die Umsätze werden sicher um einiges niedri- ger sein“, sagt der Seniorchef der Cafe-Konditorei Fürst GmbH. Die Durchführung des Kulturfestivals sei aber ein positives Signal. „Jede Aktivität in der Stadt bringt etwas. Die Festspielgäste gehen ja nicht nur zu den Aufführungen. Sie besuchen Lokale und Restaurants und kaufen neben Souvenirs auch hochwertige Dinge ein.“ Seine Kaffeehäuser hätten den Anspruch, nicht nur eine Kon- ditorei mit klassischen österrei- chischen Mehlspeisen, sondern auch eine feine Confiserie zu sein. Fürsts Premiumprodukt ist die Original Salzburger Mozartku- gel, von der jährlich mehr als drei Millionen Stück händisch erzeugt werden. „Unsere Mozartkugel wird in vielen Zeitungsartikeln über Salzburg erwähnt und lockt jedes Jahr 20 Fernsehteams hier- her. So etwas würden sich viele andere Städte auch wünschen.“ Auf Qualität setzt auch Trach- ten Stassny in der Getreidegasse. „Die Festspielgäste machen einen großen Teil unseres Jahresumsat- zes aus. Wir verkaufen nicht nur Dirndln und Lederhosen, sondern auch elegante Gehröcke, Blazer oder Ledersakkos, die man auf der ganzen Welt tragen kann“, erklärt Geschäftsführerin Berta Rainer. Die Absage der Osterfestspiele habe sehr geschmerzt. „Darum freuen wir uns umso mehr, dass die Sommerfestspiele stattfinden können. Das ist ein Lichtblick für uns alle.“ Ware ohne Ablaufdatum Die Einbußen der vergangenen Wochen seien aber nicht mehr aufzuholen. „Das Jahresergebnis wird unerfreulich sein. Wir sind aber ein gut aufgestelltes Tradi- tionshaus, bei dem die Kleidungs- stücke kein Ablaufdatum haben. Dadurch unterscheiden wir uns von vielen anderen Modehänd- lern, die Saisonware verkaufen und jetzt Probleme haben“, sagt Rainer. Die Festspielbesucher sind auch für den Juwelier Nadler wich- tige Umsatzbringer. „Wir sind aber nicht nur auf ausländische Touristen angewiesen, sondern haben auch viele Stammkunden Ein Lichtblick für die Altstadtbetriebe „Das Festspieldirektorium und der Landeshauptmann haben nie aufgegeben.“ Andreas Gfrerer Foto: Altstadt Verband „Von guten Umsätzen sind wir noch weit entfernt. Die Durchführung der Festspiele ist aber ein Licht- blick für alle“, betont Berta Rai- ner von Trachten Stassny in der Getreidegasse. Foto: Kolarik Seniorchef Norbert Fürst (rechts) mit Sohn Martin, der die Geschäfte des Traditionscafés Fürst führt. Foto: Sulzer

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