Salzburger Wirtschaft vom 22.Mai 2020 / Folge_10

· Handel · 27 Nr. 10 · 22. 5. 2020 Salzburger Wirtschaft Der Marktplatz Internet boomt Die Zahl der Online- Shopper geht auch in Salzburg deutlich nach oben. Von den jährlichen Ausgaben, die mittler- weile fast 500 Mill. € betragen, profitieren hauptsächlich aus- ländische Händler. 57% der Salzburger im Alter von 16 bis 74 Jahren haben 2019 laut einer Erhebung der KMU For- schung Austria zumindest einmal bei einem Internethändler einge- kauft. Zehn Jahre zuvor lag dieser Anteil noch bei 43%. „Online- Shopping ist für den Großteil der Salzburger zu einem wichtigen Teil ihres Einkaufsverhaltens geworden“, resümiert Projektlei- ter Wolfgang Ziniel. Im Vorjahr wurden in Salzburg rund 490 Mill. € für Internet-Ein- käufe ausgegeben, das ist eine Zunahme von 36% gegenüber 2013. Den heimischen Online- Händlern kommt dieser Boom nur bedingt zugute, etwa 60% des Einkaufsbudgets fließen ins Ausland. Die Sparte Handel hat deshalb vor kurzem die Kam- pagne „Mir ist’s nicht egal, ich kauf lokal“ gestartet. „Wir wollen deutlich machen, dass jeder Cent, der im stationären Handel bleibt, zum Überleben der Geschäfte bei- trägt. Der Konsument kann mit seiner Kaufentscheidung Arbeits- und Lehrplätze in der Region sichern“, betont Spartenobmann KommR Hartwig Rinnerthaler. Die Konkurrenz aus dem Inter- net setzt vor allem der Mode- und Sportartikelbranche zu. 40% der Salzburger geben an, im vergan- genen Jahr mindestens einmal Kleidung bzw. Sportartikel online gekauft zu haben. Dahinter fol- gen mit deutlichem Abstand Bücher und Zeitschriften (25%). „In dieser Warengruppe hat der Anteil der Online-Shopper im Vergleich zu 2014 abgenommen. Dagegen werden Haushaltsgüter, elektronische Geräte und Compu- ter-Hardware immer öfter online gekauft“, erklärt Ziniel. Selbst bei Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs habe es in den vergangenen fünf Jahren einen Anstieg von 7% auf 17% gegeben. Online-Shopping wird zum Mobile-Shopping Online-Shopping wird seit einigen Jahren immer mehr zum Mobile-Shopping: Immerhin 21% der Konsumenten kaufen direkt via Smartphone im Internet ein. „Die Zahl der Handy-Shopper ist innerhalb von fünf Jahren von 60.000 auf rund 90.000 gewach- sen“, sagt Ziniel. Weinhandel muss Durststrecke überwinden Viele Salzburger Wein- händler kämpfen mit den Folgen der Corona- Krise. Die bevorstehende Aufhebung der Grenz- schließungen dürfte aber die angespannte Lage verbessern. Das wochenlange Herunterfah- ren der Wirtschaft hat vor allem jene Weinhändler hart getroffen, deren Hauptgeschäft die Belie- ferung von Hotels und Gastro- nomiebetrieben ist. „Hier gab es Umsatzrückgänge von bis zu 90%“, sagt Johannes Einzenber- ger. Er ist Weinhändler in St. Gilgen (Wein 4 Senses) sowie Obmann des Salzburger Wein- und Spirituosenhandels. Die Erwartungen für die kom- menden Wochen seien trotz der Wiedereröffnung von Restau- rants und Kaffeehäusern am 15. Mai gedämpft. „Erst wenn es in der Gastronomie wieder einiger- maßen rundläuft, wird es ver- mehrt Bestellungen geben. Die meisten Kollegen rechnen für das Gesamtjahr mit Umsatzeinbrü- chen zwischen 50 und 80%.“ Einzenberger fürchtet, dass einige Salzburger Wein- und Spi- rituosenhändler aufgeben könn- ten und fordert rasche finanzielle Hilfe. „In der Branche ist die Ent- täuschung groß, weil die Zulie- ferfirmen für die Gastronomie bis jetzt ein bisschen durch den Rost gefallen sind.“ Eine gewisse Entspannung ver- spricht sich Einzenberger von der für 15. Juni angekündigten Öffnung der Grenzen zu Deutsch- land. „Das hilft vor allem jenen Betrieben, die stark vom Export- geschäft bzw. von Privatkunden aus Bayern abhängig sind.“ Mit einer deutlichen Verbesse- rung der Lage sei frühestens im kommenden Winter zu rechnen. An der Qualität des österreichi- schen Weins werde es jedenfalls nicht scheitern, betont Einzen- berger: „Wir haben genug Wein und einen fantastischen Jahrgang 2019. Was uns fehlt, sind Absatz und Umsatz.“ „Wir haben einen fantastischen Weinjahrgang 2019. Was uns fehlt, sind Absatz und Umsatz“, sagt Johannes Einzenberger. Foto: WKO/Alistair Berg f 78% der Salzburger waren im Vorjahr täglich online, 2014 waren es noch 66%. Zugleich ist der Anteil der Internet-Verweigerer von 13% auf 9% gesunken. f 56% nutzen ihr Smart- phone, um sich online über Einzelhandelsprodukte zu informieren. * Quelle: KMU Forschung Austria Fakten Die Paket- flut nimmt zu: Immer mehr Salzburger bestellen im Internet, rund 60% der Aus- gaben gehen an ausländische Online-Händler. Foto: Ursel

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