Salzburger Wirtschaft vom 22.Mai 2020 / Folge_10
26 · Information & Consulting · Nr. 10 · 22. 5. 2020 Salzburger Wirtschaft Corona beeinflusst Immobilienmarkt Niedrige Zinsen treiben den Immobilienboom weiter voran. Trends wie das Home-Officing verändern die Nachfrage. Die Entwicklung geht hin zu größeren Wohnungen. Der österreichische und somit auch der Salzburger Immobilien markt florieren seit vielen Jahren. Schon in der Finanzkrise 2008 mussten Immobilien als Geldan- lage nicht an Attraktivität einbü- ßen. Die Frage durch Covid-19 ist: Wirkt sich die Krise langfristig auf den heimischen Immobilien- markt aus? Und wenn ja – wie? Trend zu größeren Wohnungen Wolfgang Amann ist Wohnbau- forscher und geschäftsführender Gesellschafter am Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) in Wien. Er prognosti- ziert, dass Entwicklungen wie das Home-Officing viele Verände- rungen mit sich bringen werden: „Wer es sich leisten kann, wird in Zukunft ein eigenes Arbeitszim- mer haben wollen. Kleinere Woh- nungen werden aus der Mode kommen, da immer mehr Men- schen zu Hause arbeiten.“ Sie könnten lediglich für kürzere Auf- enthalte in den Städten attraktiv bleiben. Wer kann, würde Wert auf eine größere Wohnung mit Terrasse legen. Dies werde auch bedingen, dass sich Büro-Immo- bilien verändern. Das Umland der Städte und der ländliche Raum könnten laut Amann gewinnen, wenn vielleicht nur noch zwei oder drei Arbeitstage im Büro nötig sein werden. „Bei Shop- ping-Immobilien wird es sicher auch langfristig zu Änderungen kommen, da neue Konzepte nötig sein werden“, weiß der Immobi- lienexperte. Geschäftsraum- und Privatmiete Christian Schnellinger ist Fachgruppenobmann-Stellver- treter der Immobilien- und Ver- mögenstreuhänder in der Wirt- schaftskammer Salzburg. Er stellt fest, dass durch das wochenlange Betretungsverbot besonders im Einzelhandel Mieter oftmals dazu gezwungen waren, die Geschäftsraummiete aufzukündi- gen. Schnellinger vermutet, dass die Mietzinse in hochwertigen A-Lagen stark zurückgehen wer- den und es hier zu einer Abwärts- bewegung kommen wird: „Ich weiß von dem einen oder ande- ren Großkonzern im Bereich der Modebranche, dass überlegt wird, das Mietverhältnis aufzulösen.“ Kaum erwähnenswert wäre hingegen der private Mietzins- ausfall beziehungsweise der Betriebskostenausfall im Bereich Privatwohnen. Schnellinger betont: „Prozentuell gibt es nicht mehr Mahnungen wie vor der Krise, obwohl der Gesetzgeber vorgesorgt hat.“ Immobilien brauchen Vorlaufzeit Wolfgang Maislinger ist einer der Geschäftsführer von Hölzl & Hubner Immobilien. Seit 1991 veröffentlicht Hölzl & Hubner jährlich den Salzburger Immobi- lien Index SIX. Der Immobilien- experte betont: „Im Vergleich zum Vorjahr konnte ein Zuwachs des Umsatzvolumens von circa 18 Prozent verzeichnet werden. Das ist das zweitbeste Ergebnis, das wir je in Salzburg hatten.“ Der konzessionierte Immobilien- treuhänder informiert, dass das Immobiliensystem wesentlich träger reagiere als andere Finanz- systeme: „Am Aktienmarkt war ein sofortiger Einbruch zu ver- merken. Immobilientranskatio- nen benötigen allerdings immer eine gewisse Vorlaufzeit. Hier handelt es sich meist nicht um Ad-hoc-Entscheidungen.“ Jedoch seien in den ersten Wochen der Corona-Krise die Anfragen deut- lich gesunken und gegen null gegangen. Mittlerweile würden die Anfragen wieder zunehmen: „Wir spüren, dass sich die Leute mit dem Markt auseinanderset- zen.“ Christian Schnellinger berich- tet, dass in den vergangenen Wochen kaum Anfragen für Kauf- objekte im Niedrigpreissegment, also 1- und 2-Zimmer-Wohnun- gen, eingetroffen seien. Im Hoch- preissegment sei jedoch kaum ein Unterschied zu vor der Krise zu vermerken. Tourismusregion Salzburg Wie sich der Immobilienmarkt in der Tourismusregion Salzburg entwickeln wird, hängt laut Mais- linger von einigen Faktoren ab. Wie groß die Reisebereitschaft sein wird, wie sich der Flugver- kehr entwickeln wird und ab wann wieder alle Grenzen geöff- net sein werden, nehme großen Einfluss auf die Entwicklungen am Salzburger Markt. Wolfgang Amann prognostiziert, dass das Preisniveau bei Eigentumswoh- nungen aber weiter zulegen werde. Bei den Grundstücksprei- sen in Salzburg sehe Schnellin- ger weder eine Seitwärts- noch eine Abwärtsbewegung, da die Nachfrage sogar ansteigen werde. „Die Nachfrage ist immer noch größer als das Angebot und daher werden die Preise nicht sinken“, weiß der Immobilien- experte. Foto: Tourismus Salzburg GmbH „Das Umsatzvolumen in Salzburg lag 2019 bei rund 1,13 Mrd. €, was 3.100 Einzeltransaktionen entspricht.“ Wolfgang Maislinger, Geschäftsführer Hölzl & Hubner Foto: AlbertVisuals „Wohnimmobilien sind für Investoren immer noch sehr attraktiv. Die Zinsen werden weiter niedrig bleiben.“ Wolfgang Amann, Geschäftsführer IIBW Foto: IIBW
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE5Ng==