Salzburger Wirtschaft vom 29. Jänner 2021 / Folge_2

26 · Nr. 2 · 29. 1. 2021 Salzburger Wirtschaft Service Österreichs Stromver- sorgung war zwar durch den Beinahe-Blackout im europäischen Stromnetz vor eineinhalb Wochen nicht in Gefahr. Dennoch herrscht Handlungs- bedarf – nicht zuletzt bei der Vorsorge hinsichtlich Blackouts in den Unter- nehmen. Auch wenn die Mechanismen, einen Blackout zu verhindern, gut eingespielt sind – der Vorfall von 8. Jänner sei „eine nicht unkri- tische Situation“ gewesen, das europäische konzertierte Zusam- menspiel führte aber dazu, dass das Netz wieder stabilisiert wer- den konnte. „Nach einer Stunde war das System wieder stabil“, erklärte nach dem Beinahe-Black- out am 8. Jänner Technikvorstand Gerhard Christiner von der Aus- trian Power Grid (APG). Doch wie kann man eigentlich vorsorgen, sollte die Situation dennoch einmal aus dem Ruder laufen? Zwei Drittel der Unterneh- mer gaben bei einer Umfrage an, nicht für einen möglichen Black- out gewappnet zu sein. Die wirt- schaftlichen Folgen eines Ausfalls wären allerdings fatal, insbeson- dere bei Produktionsunterneh- men, die auf eine stetige Strom- versorgung angewiesen sind. Enormer Schaden zu befürchten Würde an einem Wochentag um 9 Uhr der Strom im gesamten Bundesgebiet für 24 Stunden aus- fallen, würde der volkswirtschaft- liche Schaden für Österreich bei 1,2 Milliarden Euro liegen. Wien wäre überproportional betroffen: Der Schaden für eine Stunde Aus- fall würde sich mit 20 Mill. € zu Buche schlagen, der gesamte Tag (24 Std.) mit rund 250 Mill. €. Eine Übersicht der WK Wien gibt erste Anhaltspunkte, wie man sich auf den Blackout-Fall vorbereiten könnte: Notfall- und Alarmpläne: Für den Fall eines Blackouts soll- ten Notfall- und Alarmpläne in Papierform vorhanden sein. Darin sollte eine genaue Regelung sowei eine Abfolge der notwen- digen Schritte vermerkt werden, um handlungsfähig zu bleiben. Außerdem gilt es zu klären, ob es sich um einen „normalen” Strom- ausfall oder um einen flächende- ckenden Blackout handelt. Krisenstab: Vorab ist weiters zu überlegen, ob ein Notfall- oder Krisenstab vorgesehen ist und wie die Alarmierung dieses Kri- senstabs erfolgen soll. Im Vorfeld sollten alle Mitarbeiter auf das Szenario eines Blackouts vorbe- reitet sein. Notbetrieb: Falls ein (Not-) Betrieb bei einem Blackout auf- rechterhalten werden muss, gilt es, kritische Prozesse vorab zu definieren und zu überlegen, wel- che Prozesse verzichtbar sind. Denn im Falle einer Spannungs- unterbrechung müssen zuerst alle kritischen Prozesse unter Kontrolle gebracht werden. Dafür notwendiges Personal sollte schon im Vorfeld informiert und für den Notfall geschult sein. Wie kommuniziert man im Blackout? Kommunikation: Unerlässlich ist die Frage, wie die Kommuni- kation im Betrieb trotz Ausfalls aufrechterhalten werden kann. Telefone, die am analogen Tele- fonanschluss der Telekom ange- schlossen sind, könnten eventuell durch diesen versorgt werden. Falls Funksysteme vorhanden sind, sollten ausreichend Bat- terien oder Akkus bereitstehen. Auch ist zu berücksichtigen, wer im Notfall kontaktiert werden muss und wer Informationen geben kann. Externe Faktoren: Externe Faktoren, die für das Unterneh- men kritisch werden könnten, wie z. B. Kunden oder Lieferanten, sollten im Notfallplan berück- sichtigt werden. Auch Infrastruk- Zwar hatten Österreichs Energieversorger die Lage im Griff, dennoch ist auch Österreich nicht vor einem Blackout gefeit. Foto: Lost_in_the_Midwest - stock.adobe.com Viele Betriebe sind auf einen Blackout nicht vorbereitet Unter einem Strom-Black- out versteht man einen überregionalen und länger andauernden Zusammenbruch der Stromversorgung. Die Folgen können so gravie- rend sein, dass der stufenweise Wiederaufbau der Stromver- sorgung einen längeren Zeit- raum in Anspruch nimmt. Die Ursachen für einen Netzaus- fall können mannigfaltig sein. Es handelt sich in der Regel nicht etwa um einen Mangel an verfügbarer Energie, sondern um einen Netzzusammen- bruch (Zusammenbruch der Versorgungsspannung und/ oder Leitungsausfälle) oder ein unvorhergesehenes, star- kes Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch im Stromnetz (Verfall der Netz- frequenz). Dieses Ungleich- gewicht kann auch außerhalb Österreichs weit entfernt in Europa ausgelöst werden. Durch eine Kettenreaktion setzt sich das Geschehen über Regionen und Staaten fort. Was ist ein Blackout?

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