Salzburger Wirtschaft vom 15. Jänner 2021 / Folge_1

10 · Nr. 1 · 15. 1. 2021 Salzburger Wirtschaft Österreich „Testen und Impfen bringt wirtschaftliche Freiheit“ WKÖ-Präsident Harald Mahrer über den Weg Richtung Normali­ tät im neuen Jahr – und was es dafür braucht. Das Jahr 2020 war wie kein anderes. Ihr Resümee? Mahrer: 2020 war ein Jahr drama­ tischer Herausforderungen und Beschränkungen. Die Corona- Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung haben die Freiheit und die Handlungsspiel­ räume unserer Unternehmen massiv reduziert. 2021 muss ein Jahr am Weg Richtung Frei­ heit werden – für Menschen und Unternehmen. Wie soll das gehen? Was braucht es dazu? Mahrer: Unternehmerische und gesellschaftliche Freiheit im Einklang mit den gesundheits­ politischen Notwendigkeiten gibt es ab einer Durchimpfungs­ rate von etwa 60 Prozent. Bis wir dieses Ziel erreicht haben, sind Tests die richtige Strategie. Jeder Test in Österreich ist ein klei­ ner, aber wichtiger Schritt hin zu mehr Freiheit. Regelmäßige Massentestungen sind aus Sicht der Wirtschaft in den nächsten Monaten der richtige Ansatz, damit die Betriebe wieder öffnen können – vom Handel bis zu Ver­ anstaltungen und Formaten mit größeren Teilnehmerzahlen, von der Hochzeit bis zum Konzert. Es ist nicht nur in unserem eigenen Interesse als Unternehmerinnen und Unternehmer, sondern es ist auch unsere Verantwortung gegenüber unseren Kunden und Partnern, das Testen und Impfen zu propagieren. Wie sind Sie mit den Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung zufrieden? Mahrer: Eines ist klar – keine Hilfe kann für viele unterneh­ merische Schicksale hinter der Corona-Krise je genug sein. Gleichzeitig zeigt ein internatio­ naler Vergleich, dass wir gemein­ sam umfangreiche Unterstüt­ zungspakete für die Wirtschaft durchsetzen konnten. Corona- Kurzarbeit, Härtefall-Fonds, Fix­ kostenzuschuss, Umsatzersatz, Kreditgarantien oder Haftungen – das gibt es in diesem Umfang nur in Österreich. Mir ist aber immer wichtig zu sagen: DieWirtschafts­ hilfen sind keine Geschenke an die Wirtschaft, das ist im Inter­ esse des ganzen Landes und hun­ derttausender Arbeitsplätze. Min­ destens genauso wichtig wie die Hilfsmaßnahmen ist das Mind­ set unserer Wirtschaft. Unsere Unternehmerinnen und Unter­ nehmer sind tatkräftige Anpacker und Umsetzer, wir lassen uns nicht so leicht unterkriegen. Das ist das wichtigste Fundament für den Aufschwung. Was erwarten Sie für 2021? Mahrer: Das Jahr 2021 wird ein entscheidendes Jahr sein. Ich erwarte eine konjunkturelle Seit­ wärtsbewegung mit einer sanften Erholung im zweiten Halbjahr, die richtige Erholung sollte dann 2022 kommen. Vorkrisenniveau werden wir aber erst 2023 oder 2024 haben. Aber klar ist auch: Wie schnell sich die Situation verbessert, das entscheiden wir jetzt. Mit den richtigen wirt­ schaftspolitischen Weichenstel­ lungen, Stichworte Entlastung oder weitere Investitionsförde­ rung. Hier ist die Bundesregie­ rung in der Pflicht. Und wir wer­ den als Wirtschaftskammer sehr intensiv daran arbeiten, dass die großteils ja im Regierungspro­ gramm verankerten Maßnahmen rasch umgesetzt werden. Was übrigens sicher nicht am Pro­ gramm stehen kann, sind Belas­ tungen für unsere Unternehmen. Wer das fordert, schadet Betrie­ ben, Arbeitsplätzen und dem gan­ zen Land. Wie rasch wir aus der Krise kommen, entscheidet aber letztlich auch jeder und jede in Österreich selbst. Je mehr sich testen und impfen lassen, desto rascher haben wir unsere volle wirtschaftliche Freiheit wieder zurück. Und nur das bringt uns alle im Land wirklich weiter. Österreich hat im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie mit Wirtschaftshilfen früh und stark reagiert, konstant ein sehr hohes Niveau gehalten und dieses im Oktober noch weiter ausgebaut. Das zeigt der Economic Support Index der Universität Oxford, in dem das Ausmaß der Wirtschafts­ hilfen quantifiziert wird. Fakten Foto: WKÖ/Marek Knopp Quelle: Oxford Coronavirus Government Response Tracker

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