Salzburger Wirtschaft vom 08.Mai 2020 / Folge_9

6 · Themen · Nr. 9 · 8. 5. 2020 Salzburger Wirtschaft Peter Buchmüller: „Wir können eine neue Dynamik auslösen!“ „Wir waren vor der Corona-Krise das Bundes- land Nummer eins bei vielen Wirtschaftsdaten, wir werden das auch nach der Krise wieder sein.“ Das betont der neue Prä- sident der Wirtschafts- kammer Salzburg, Peter Buchmüller. Er sieht mehrere Gründe dafür, dass Salzburg demnächst wieder voll durchstarten wird: f Die zwischen Land und Wirt- schaft gut koordinierte Stand- ortpolitik in Salzburg ist durch Corona nicht verloren gegangen. Sie ist die Basis für eine neue Standortoffensive gemeinsam mit der Wirtschaft, die in Vorbereitung ist. f Das umfasst öffentliche Inves- titionen ebenso wie Investiti- ons- und Innovationsanreize für Unternehmen. Salzburg hat 2008/2009 nach der Finanz- krise kräftig antizyklisch inves- tiert, zum Beispiel in die Bil- dung (etwa in die FH Salzburg), und hat mit einem abgestimm- ten Maßnahmenmix einen star- ken regionalen Aufschwung ausgelöst. „Diese Strategie, angepasst an die neuen Corona- Verhältnisse, wird jetzt erneut aktiviert!“, berichtet Peter Buchmüller. „Salzburg kann so eine neue Wirtschaftsdynamik für sich auslösen!“ Widerstandskraft und neue Märkte f Die relativ ausgeglichene Wirt- schaftsstruktur von Service, Produktion, Handel, Gewerbe und der Mix aus KMU und grö- ßeren Unternehmen war schon bisher ein stabiles System, wenn konjunkturell ein Sektor unter Druck gekommen ist. Jetzt übernehmen andere Sek- toren die Aufgabe der Konjunk- turlokomotive, so wie es vor Corona nicht selten der Touris- mus war. Dieser Standortvorteil wird zukünftig wieder wirksam werden, auch wenn nun der Touris- mus durch die Corona-Krise besonders leidet. Die- sem muss daher gesondert unter die Arme gegriffen wer- den. „In dieser weltweiten Wirt- schaftskrise, die unser Bundes- land verstärkt unter Druck bringt, müssen wir an mehreren Schrau- ben gleichzeitig drehen“, erläu- tert Peter Buchmüller: „Unsere Betriebe müssen widerstands- fähiger werden und wir werden durch Innovation neue Märkte und Services erschließen!“ f Es sind jetzt klug und wirksam gesetzte Konjunkturimpulse notwendig, die möglich viel nachhaltige Wertschöpfung auslösen. Das Land Salzburg hat hier in Abstimmung mit der WKS bereits erste Maßnah- men genannt und will wichtige geplante Investitionsprojekte auch verwirklichen (siehe Seite 7). „Es geht jetzt auch um eine rasche Umsetzung baureifer Projekte und um rasche Ver- fahren“, stellt Buchmüller fest. f Bei allen Investitionen ist dar- auf zu achten, dass bei den Ausschreibungen insbesondere regionale KMU zum Zug kom- men, betont der Wirtschafts- kammerpräsident. Umso wichtiger ist es, dass auch die Gemeinden, die ein wichtiger Inves- titionsmotor sind, in der Lage sind, ihre Pro- jekte zu verwirklichen. Dass das Land auch die Gemeinden für Investitionen unterstützen will, ist daher ein richtiger Ansatz. Die Betriebe wieder kräftigen f Zur Investitionsoffensive des Landes zählt die WKS auch gemeinsame Projekte wie den Neubau des Campus Kless- heim, die abgestimmte Erwei- terung der FH Salzburg und eine Neukonzeption für den Bauteil C des WIFI hin zu einem Future Learning Center, das Salzburgs Profilierung als internationaler Hub für Educa- tion-Technologies unterstützen soll. Ebenso wird es Maßnah- men in der IT-Ausbildung oder im Bereich Digitalisierung für KMU geben. f Nach der Finanzkrise hat Salz- burg mit einem Förderpaket für Investitionen der Betriebe hunderte Millionen Euro an Investitionen in der Wirtschaft ausgelöst. Die WKS arbeitet gemeinsam mit dem Land an einer Investitions-Förderung mit stark erhöhten Fördersät- zen. Dies umfasst auch Investi- tionen in den Klimaschutz. f Es braucht eine neue Mittel- standspolitik, die auf die Kräf- tigung und Widerstandsfä- higkeit von Betrieben abzielt. Hier muss es laut Buchmüller zur Umsetzung vieler früherer Ziele kommen: So muss endlich wirksam die Bürokratie zurück- gefahren werden, die sonst die Bemühungen um einen Auf- schwung konterkarieren würde. Betriebe müssen in der Lage sein, wieder ausreichend Eigen- kapitalpolster zu bilden. „Was wir keinesfalls brauchen, sind neue Steuerträume von einer Vermögenssteuer, die völlig kontraproduktiv sind“, stellt Buchmüller fest. Völlig über- flüssig seien auch Forderun- gen nach einem 1.700-€-netto- Mindestlohn oder nach einer Arbeitszeitverkürzung. Not- wendig ist hingegen alles, was Kundenfrequenz bringt und zu Umsätzen anregt, wie etwa im Handwerk ein neuer Handwer- kerbonus. WKS setzt auf Innovation f Salzburg muss den Weg der Innovation und Digitalisierung weitergehen: Der KMU-Sektor muss weiter digital fit gemacht werden. f Neue Schwerpunkte wie Edu- cation-Technology bzw. die Umsetzung des Edu-Tech-Hubs müssen vorangetrieben werden. Gleiches gilt für Ansätze im Bereich Digital Health, Robotik und Automatisierung, Big Data und dem in Salzburg starken Sektor der Life-Sciences. f Der innovative Start-up-Sektor muss ebenso wieder in Gang geworfen werden wie eine verstärkte Gründungstätig- keit. Gleichzeitig muss in die IT-Ausbildung investiert wer- den, etwa durch einen neuen Campus für Digital Techno­ logies (Uni, FH) oder ein Future Learning Center des WIFI für die Aus- und Weiterbildung in digitalen Kompetenzen. WKS-Präsident Peter Buchmüller will gemeinsam mit dem Land eine Investitions- offensive auslösen. „Wir können und werden es schaffen, aus dem Corona-Tief herauszukommen!“ WKS-Präsident Peter Buchmüller Foto: Neumayr-Leopold

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