Salzburger Wirtschaft vom 08.Mai 2020 / Folge_9

26 · Nr. 9 · 8. 5. 2020 Salzburger Wirtschaft Service Obwohl die Wirtschaft kontinuierlich hochgefahren wird, hat die Corona-Krise weiter starke Auswirkungen auf Unternehmen und Arbeitsmarkt. Die „Salzburger Wirtschaft“ hat sich in Betrieben umgehört, wie es ihnen mit der Lehrlingsausbildung geht. Koloman Költringer Irmi Schwarz Die Salzburger Betriebe agieren derzeit zögerlich bei der Auf- nahme neuer Lehrlinge. Das spie- gelt sich auch in der aktuellen WKS-Lehrlingsstatistik wider. Im Vergleich zum Vorjahr gab es bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr im März ein Minus von 5% und im April einen Rückgang von 6%. „Wenn man bedenkt, dass Branchen wie etwa der Touris- mus komplett zum Stillstand gekommen sind, ist der aktuelle Rückgang im mittleren einstelli- gen Bereich noch als moderat zu bezeichnen“, betont der Leiter der WKS-Lehrlingsstelle, Mag. Nor- bert Hemetsberger. Das AMS Salzburg weist mit Ende April 618 sofort verfügbare offene Lehrstellen (minus 26% im Vergleich zum April 2019) aus. Dem stehen 422 sofort verfüg- bare Lehrstellensuchende (plus 48%) gegenüber. Damit ergibt sich hierzulande immer noch ein Überhang an offenen Lehrstellen im Vergleich zu den Suchenden, wenngleich sich die Situation zum vergangenen Jahr ver- schlechtert hat. Österreichweit stellt sich die Situation etwas düsterer dar: Hier kommen auf 8.366 aktiv Lehrstellensuchende nur etwa 4.500 sofort verfügbare offene Lehrstellen. Aktuell wird überlegt, die bereits sehr gute Lehrlingsför- derung durch Corona-spezifische Maßnahmen weiter auszubauen. „Geht das Hochfahren der Wirt- schaft wie geplant weiter, sind wir für das Gesamtjahr positiv, dass wir das derzeitige Minus wieder aufholen können“, sagt Hemets- berger weiter. Denn die Mehrzahl der Betriebe stehe auch weiterhin zur Lehrlings- bzw. Fachkräfte- ausbildung und möchte diesen Weg auch in Zukunft fortsetzen. So auch beim Handelsunter- nehmen Spar. Da man zur kriti- schen Infrastruktur gehört, haben hier während der Krise alle Mit- arbeiter gearbeitet, also auch die Lehrlinge. Die Lehrlingssuche ist dem Unternehmen gleich wichtig wie vor der Krise, schildert Unter- nehmenssprecherin Mag. Nicole Berkmann: „Da die neuen Lehr- linge für das kommende Berufs- schuljahr jetzt gesucht werden, führen wir derzeit auch Bewer- bungsgespräche durch. Aber natürlich nur telefonisch oder per Skype. Das ist für uns nicht ideal, weil wir normalerweise die jungen Leute in die für sie vorge- sehenen Märkte zum Schnuppern schicken, damit wir einen besse- ren Eindruck erhalten. Auch für die Jugendlichen ist so ein Tag wichtig für ihre Entscheidung. Dieser für beide Seiten wichtige Live-Eindruck fällt jetzt leider weg. Das könnte auch zu erhöh- ten Abgängen nach Beginn der Ausbildung führen.“ Stammmannschaft selbst ausgebildet Beim Unterbäck in Seekir- chen werden derzeit zwei Lehr- linge im Lehrberuf Bäcker und Konditor ausgebildet. „Auch im Herbst wollen wir wieder wie geplant zwei Lehrlinge aufneh- men“, betont Berthold Forstner vom Unterbäck. Zwar sei mit der Zulieferung zur Gastronomie ein wichtiger Geschäftszweig weg- gebrochen, was aber kein Grund für das Unternehmen sei, auf die Fachkräfte der Zukunft zu verzichten. „Wir haben unsere gesamte Stammmannschaft selbst ausgebildet. Das wird auch in Zukunft so bleiben, denn gut ausgebildete Mitarbeiter sind für uns der größte Unternehmens- wert“, unterstreicht Forstner. Gleicher Ansicht ist man auch in der Kfz-Werkstätte des Auto- hauses Aigner in Golling. Hier hat es Corona-bedingt kaum Ein- brüche gegeben. „Wir sind derzeit mit Wartungs- und Reparatur- arbeiten sowie mit dem Umrüs- ten der Fahrzeuge auf Sommer- reifen voll ausgelastet“, sagt Eigentümer Walter Aigner. Ein- zig die geltenden Corona-Sicher- heitsrichtlinien haben ein Mehr Trotz Corona bleibt die Lehre hoch im Kurs Walter Aigner vom Autohaus Aigner in Golling (links) setzt auch in Zukunft auf die Ausbildung eigener Lehrlinge. Foto: WKS/Sellhuber Foto: WKS/Neumayr

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