Salzburger Wirtschaft vom 27. November 2020 / Folge_23

· 5 Nr. 23 · 27. 11. 2020 Salzburger Wirtschaft zige Schließung der meisten Geschäfte den betroffenen Ein- zelhandelsbranchen allein in Salzburg einen Umsatzentgang von mindestens 110 Mill. € bescheren wird. „Wenn der Lock- down am 7. Dezember endet, haben normalerweise 30% der Salzburger ihre Weihnachtsge- schenke schon gekauft. Ein Teil der Umsätze wird mit Sicher- heit an die Online-Giganten im Ausland verloren gehen“, erklärt Rinnerthaler. „Wenn Betriebe, die vom Lockdown betroffen sind, nun auch noch um ihr Weihnachtsgeschäft umfallen, könnte es in vielen kleinen Han- delsgeschäften ausgerechnet in der Weihnachtszeit endgültig ‚dumper‘ werden“, warnt auch WKS-Präsident KommR Peter Buchmüller. Eine Öffnung der Geschäfte an den letzten beiden Adventsonn- tagen könne aber speziell für kleine und mittlere Betriebe das Problem nicht lösen. Aufgrund des 100-prozentigen Zuschlags für die Mitarbeiter seien die Kos- ten sehr hoch, so Buchmüller. Er appelliert an die Konsumen- ten, ihre Weihnachtseinkäufe bei regionalen Händlern zu täti- gen. „Ich hoffe, den Kunden ist bewusst, dass sie mit ihrer Kauf- entscheidung viele Arbeitsplätze retten können“, betont auch Rin- nerthaler. Laut einer Befragung der KMU Forschung Austria im Auftrag der WK Salzburg sind 49% der Salz- burger der Ansicht, dass Corona ihr Einkaufsverhalten in der Vor- weihnachtszeit beeinflusst. 27% geben an, verstärkt bei Geschäf- ten in ihrer Umgebung einkau- fen zu wollen. 10% wollen mehr Geld in Online-Shops österreichi- scher Anbieter ausgeben und 8% planen mehr Einkäufe bei auslän- dischen Online-Händlern. Im Vorjahr hatte das Weih- nachtsgeschäft in Salzburg ein Volumen von rund 140 Mill. €, davon entfielen mehr als 130 Mill. € auf den stationären Han- del. Diese Umsatzzahlen dürften heuer außer Reichweite sein, weil wegen des Lockdowns für den Großteil der Geschäfte die ersten beiden Einkaufssamstage im Advent wegfallen. Weihnachtsbudget liegt unter den Vorjahren Heuer haben 400.000 Salzburger ab 15 Jahren die Absicht, Weih- nachtsgeschenke zu kaufen. Ihr Anteil beträgt wie im Vorjahr 83%. Die Christmas-Shopper wol- len im Schnitt sieben Geschenke besorgen und dafür insgesamt 340 € ausgeben. Damit liegt das durchschnittliche Weihnachts- budget unter jenem der vergan- genen fünf Jahre. 2019 hatte es noch 360 € betragen. 160.000 Salzburger haben vor, zumin- dest einen Teil der Geschenke im Internet zu besorgen, ihr Anteil ist im Vergleich zu 2019 von 31 auf 40% gestiegen. Trotz Corona-Krise wollen 83% der Salzburger Weihnachtsgeschenke kaufen. Das sind ebenso viele wie im Vorjahr. „Ein Minus ist vorprogrammiert“ Handelsexperte Wolfgang Ziniel (KMU Forschung Austria) pro- gnostiziert den Geschäften Umsatzrückgänge im Weih- nachtsgeschäft. 2019 hat der stationäre Einzelhandel in Salzburg in der Vorweihnachtszeit rund 130 Mill. € umgesetzt. Angesichts der Corona-Krise wird das heuer wohl nicht zu erreichen sein? Ein Minus im Weihnachtsge- schäft ist fix. Viele Konsumenten sind angesichts der Pandemie verunsichert, viele Menschen haben ihre Jobs verloren. Das führt dazu, dass die Sparquote steigt und die Konsumlaune sinkt. Setzen die Salzburger jetzt bei den Weihnachts- geschenken den Sparstift an? Die Salzburger wollen heuer durchschnittlich 340 € für Ge- schenke ausgeben, im Vorjahr waren es noch 360 €. Die Pan- demie scheint die Unter-30-Jäh- rigen ökonomisch am härtesten getroffen zu haben. In dieser Altersgruppe gibt es enorme Rückgänge beim Weihnachts- budget. Die gute Nachricht ist, dass 83% der Salzburger Weih- nachtsgeschenke kaufen wollen. Hier hat sich im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert. Welche Branchen dürfen sich Hoffnungen auf ein einigermaßen normales Weihnachtsgeschäft machen? Gerade in Branchen, in denen die Adventzeit einen hohen Anteil am Jahresumsatz hat – wie etwa bei Spielwaren oder Uhren und Schmuck –, hängt heuer beson- ders viel am Weihnachtsge- schäft. Auf Basis des bisherigen Jahres zeichnen sich speziell für den Buch- und den Möbelhandel sowie für den Einzelhandel mit Elektroartikeln und Telekom- munikation – also Smartphones, Webcams etc. – gute Geschäfte zu Weihnachten ab. Werden die Umsätze der ausländischen Online- Riesen weiter zunehmen? Gut die Hälfte der Online-Aus- gaben fließen ins Ausland. Da der Online-Anteil der Ausgaben im Weihnachtsgeschäft heuer von 20 auf etwa 25% steigen wird, werden sowohl die Umsätze der inländischen Online-Händler als auch jene der Webshops im Aus- land steigen. Welche Folgen hätte eine Verlängerung des Lock- downs über den 6. Dezember hinaus? Das lässt sich nur schwer abschätzen. Ein längerer Lock- down würde aber definitiv noch mehr Unternehmen an den finan- ziellen Abgrund drängen. Wolfgang Ziniel ist Projektleiter bei der KMU Forschung Austria und hat das Einkaufsverhalten der Salzburger in der Vorweih- nachtszeit analysiert. Foto: LuxundLumen Foto: Lev Dolgachov - stock.adobe.com

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