Salzburger Wirtschaft vom 13. November 2020 / Folge_22

· 3 Nr. 22 · 13. 11. 2020 Salzburger Wirtschaft Corona-Krise und Contact-Tracing: Es ist Zeit, neue Strategien einzuschlagen WKS-Präsident Peter Buchmüller Mitten im November-Lockdown muss man sich die Frage stellen, wie die ganze Sache wirk- lich weitergehen soll. Das Infektionsgeschehen und sein Umgang verlangt jetzt nach einer Anpassung der bisherigen Strategien, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass diese Pan- demie bis weit in den Frühling reichen könnte. Derzeit sind im Grunde zwei Prioritäten zu ver- folgen, was aber zunehmend schwieriger wird. Erstens, die Infektionszahlen müssen sinken, schon aus Gründen des Gesundheitssystems, das nicht zusammenbrechen darf, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen, wenn wir halbwegs ein Weihnachtsgeschäft, eine Wintersaison und darüber hinausreichende Geschäftsperspektiven haben wollen. Zweitens: Unter wirklich allen Umständen muss die Wirtschaft weiterarbeiten können. Es dürfen nicht noch mehr Geschäfte und Betriebe zugesperrt werden bzw. müssen Gastronomie und Hotellerie wieder öffnen kön- nen. Es ist für alle in diesem Land unabdingbar, dass die Wirtschaft diesen Corona-Herbst und -Winter halbwegs überlebt. Wenn das nicht gelingt, stehen wir 2021 und in Folgejahren vor einer Wirtschafts- und Staatsfinanzenkrise ohne- gleichen. Das bedingt auch eine beschleunigte Auszahlung der ausstehenden Hilfsgelder! Für beide Ziele ist es unabdingbar, dass die Infektionslage halbwegs im Griff bleibt bzw. verfolgbar ist. Doch das gelingt derzeit immer weniger: Wie die Behörden selbst bestätigen, ist das Contact-Tracing (in seiner derzeitigen Form) kaum noch zu schaffen. Sicherlich geben die Mitarbeiter in den Ämtern derzeit alles. Bei allem Ver- ständnis für deren prekäre Lage, aber jetzt wäre es Zeit für einen Strategiewechsel. Eine gewisse Entlastung wird sicherlich die Ein- beziehung der Gemeinden bringen. Warum wagt man aber nicht die Zusammen- arbeit mit der Wirtschaft? Warum kauft man nicht zusätzlich freie Kapazi- täten von der Wirtschaft für das Contact-Tracing zu? Indem man etwa Callcenter beschäftigt oder andere Unternehmen, die fähig sind, ein exaktes und behördlich überwachtes Contact-Tracing auf die Beine zu stellen! Ebenso könnten die BHs entlastet werden, indem man die Abwick- lung der zahlreichen Fälle der Entschädigungen nach dem Epidemiegesetz ausgliedert (und die Verfahren dazu vereinfacht). Ähnliches gilt für die Abwicklung der Rückerstattungen der Ent- geltfortzahlung von Mitarbeitern in Quarantäne. Warum verschließt man sich der Notwen- digkeit, vermehrt Schnelltests (Antigen-Tests) auch offiziell in den Betrieben zur Anwendung zu bringen, um negativ getestete K1-Personen in die Arbeit und aus der Quarantäne zu brin- gen? Die Personalplanung wird immer schwie- riger, wenn permanent Mitarbeiter abgezogen werden, die man dank (auch mehrmaliger) Sicherheitstests sofort wieder beschäftigen könnte. Kombiniert mit einer Anzeigepflicht der Unternehmen würde auch das schon die Bescheid-Erstellung entlasten. Selbst die neuen deutschen Regeln sehen Antigen-Schnelltests vor, die man den Behörden für die Freitestung vorlegen darf. In dieser Krise ist die Kooperation mit der Wirtschaft bei der Abwicklung hoheitlicher Auf- gaben das Gebot der Stunde. Kommen verstärkt Unternehmen beim Contact-Tracing zum Ein- satz, würden sich die Behörden wieder ver- mehrt ihrer ureigenen Aufgaben widmen können. Etwa könnten zügiger Baugeneh- migungen und Verfahren abgearbeitet werden, Hilfsgelder-Anträge bearbei- tet und wieder rascher Quarantäne- Bescheide ausgestellt werden, welche die Betriebe für den Ersatz der Entgeltfortzahlungen benötigen. Es ist Zeit, den öffentlichen und privaten Sektor zusammenzuspan- nen, um diese Pandemie gemeinsam bekämpfen zu können. Wir müssen das Handling dieser Krise beschleunigen, effektiver machen, auch mit dem Einsatz digitaler Werkzeuge. Noch mal (fast) alles zuzusperren, darf kein Weg sein. Für eine Kooperation von Wirtschaft und Behörden Das Zitat Salzburger Wirtschaft Zeitung der Wirtschafts- kammer Salzburg Medieninhaber und Herausgeber (Verleger): Wirtschaftskammer Salzburg, 5027 Salzburg, Julius-Raab-Platz 1 Chefredakteur: Dr. Kurt Oberholzer (kob) Redakteure: Mag. Robert Etter (ret), Sophia Gruber (sg), Mag. Koloman Költringer (kk), Mag. Helmut Millinger (mil), Mag. Irmi Schwarz (is) Redaktion: Stabstelle Kommunikation, 5027 Salzburg, Julius-Raab-Platz 1, Tel. 0662/8888-345, E-Mail: salzburger-wirtschaft@wks.at wko.at/sbg/offenlegung Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form für beide Geschlechter. 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