Salzburger Wirtschaft vom 30. Oktober 2020 / Folge_21

12 · Nr. 21 · 30. 10. 2020 Salzburger Wirtschaft Unternehmen Mit Gentests auf der Erfolgsspur Innerhalb weniger Jahre hat sich Novogenia vom kleinen Start-up zu einem weltweit tätigen Test- labor mit 150 Mitarbeitern entwickelt. Derzeit kon- zentriert sich das Unter- nehmen aus Eugendorf vor allem auf Corona-Tests. Helmut Millinger Der Ausbruch der Corona-Pan- demie im vergangenen Frühjahr schien das Geschäftsmodell der Novogenia GmbH in Frage zu stellen. „Wir wollten zuerst eine Pause machen. Dann ist uns aber rasch bewusst geworden, dass wir das perfekte Covid-Labor haben“, erzählt Geschäftsführer Dr. Daniel Wallerstorfer. Novogenia führe seit Jahren hochautomatisierte Analysen menschlicher Gene durch. „Ein Covid-Test ist eigent- lich nichts anderes als ein Gentest für das Virus. Man kann dieselbe Technologie verwenden.“ Das Biotechnologieunterneh- men hat seine Testkapazitäten in den vergangenen Monaten kräf- tig nach oben gefahren und sucht händeringend Biologen sowie Labortechniker und -assistenten. Um die Automatisierung wei- ter voranzutreiben, werden rund 500.000 € in neue Geräte inves- tiert. „Wir haben große Auftragge- ber wie das Bundesheer oder meh- rere österreichische Bundesländer und arbeiten täglich von 6.30 bis 22 Uhr im Zweischichtbetrieb. Derzeit schaffen wir bis zu 18.000 PCR-Tests pro Tag, in wenigen Wochen werden es bereits 30.000 sein“, erklärt Wallerstorfer. Er sieht die sprunghaft stei- gende Zahl an Aufträgen mit gemischten Gefühlen. „Die Corona-Tests bedeuten natürlich substanzielle Umsätze. Der Profit hält sich aber in Grenzen, weil sie mit einem gigantischen Aufwand und hohen Kosten verbunden sind.“ Wallerstorfer geht davon aus, dass das Corona-Virus im kommenden Sommer an Bedeu- tung verlieren wird. „Dann kön- nen wir uns wieder auf andere Dinge konzentrieren.“ Das Kerngeschäft von Novo- genia sind Genanalysen für die Gesundheitsvorsorge und die sogenannte Lifestyle-Diagnostik. „In der medizinischen Genetik macht man üblicherweise erst dann einen Gentest, wenn jemand krank wird. Wir haben von Anfang an das Konzept verfolgt, dass man sich testen lassen soll, wenn man gesund ist. So kann der Ausbruch genetisch bedingter Krankheiten verhindert werden“, sagt Wallers- torfer. Maßgeschneiderte Nahrungsergänzung Gentests seien aber kein nach- haltiges Geschäftsmodell. „Die Kunden kommen nur einmal, weil der Test ein Leben lang gültig ist.“ Novogenia hat deshalb vor einigen Jahren begonnen, perso- nalisierte Nahrungsergänzungs- mittel herzustellen, die auf gene- tischen Daten basieren. „Es macht keinen Sinn, Mittel zu sich zu nehmen, die für alle gleich wirken sollen. Wir dosieren jeden einzel- nen Wirkstoff mit einer Genauig- keit von einem Milligramm. Auf diesem Level macht das unseres Wissens weltweit niemand sonst“, erläutert Finanzchef und Mit- gründer Matthias Probst. Das innovative Produkt habe dem Unternehmen einen deutli- chen Umsatzsprung beschert, so der Absolvent der FH Salzburg. „Wir haben uns aus wirtschaftli- chen und medizinischen Gründen entschlossen, in diese Richtung zu gehen“, ergänzt Wallerstorfer, der auch auf eine personalisierte Hautpflegeserie verweist. Das große Ziel für die Zeit nach Corona sei ein europaweites Ver- triebsnetz, das mit Hilfe von Investoren aufgebaut werden soll. „Wir haben vor, ein System auszu- rollen, bei dem sich Vertriebspart- ner wie z. B. Ernährungsberater um die lokale Betreuung küm- mern. Für Endkunden, die regel- mäßig unsere personalisierten Produkte beziehen, soll der Gen- test gratis sein“, kündigt Wallers- torfer an. Daniel Wallerstorfer ist Molekularbiologe und promovierter Biotechno- loge. 2009 gründete der gebürtige Salzburger die Novogenia GmbH. Im Labor in Eugendorf können täglich bis zu 18.000 PCR-Tests durchgeführt werden. Fotos: Novogenia f Novogenia wurde 2009 gegründet und schreibt seit 2013 Gewinne. f Die Umsätze sind seit- her jedes Jahr zweistellig gewachsen und werden heuer rund 20 Mill. € betragen. f Das Unternehmen ist vor rund eineinhalb Jahren von Salzburg nach Eugendorf übersiedelt und beschäftigt 150 Mitarbeiter. Fakten

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