Salzburger Wirtschaft vom 24. Jänner 2020 / Folge_2

· 3 Nr. 2 · 24. 1. 2020 Salzburger Wirtschaft Den Meister aufwerten: Längst überfällig und gerecht! WKS-Präsident Manfred Rosenstatter Die neue Regierung sieht so einiges Positi- ves für die Wirtschaft vor. Nicht zuletzt setzt sie dankenswerterweise den Kurs der früheren Koalition fort, die Lehre und die darauf auf- bauenden Stufen der beruflichen Ausbildung aufzuwerten. Es ist der Wirtschaftskammer nun gelungen, einen nächsten Schritt der gesell- schaftlichen und faktischen Anerkennung der Berufsausbildung im Koalitionsabkommen unterzubringen: Wer eine Meisterprüfung absolviert hat, darf diesen Titel demnächst – es braucht noch einen Gesetzes-Beschluss – auch in all seinen Dokumenten eintragen. Der Titel „Meister“ oder „Meisterin“ kann künftig dem Namen vorangestellt und abgekürzt werden, etwa mit „Mst“ oder „Msr“. So wird die Qualifi- kation eines Meisters oder einer Meisterin end- lich offiziell sichtbar gemacht. Denn so wichtig die Gleichstellung des Meis- ters im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) auch ist (Meister und Bachelor auf der NQR- Stufe 6 sind „gleichwertig“, aber nicht „gleich- artig“), bleibt dies doch eher eine Angelegenheit der Bildungsexperten. Die breite Masse, die durchaus den „Meister“ schätzt, kann damit nur wenig anfangen. Doch wer die Meisterschaft in seinem Fach nun auch offiziell in Dokumenten, Ausweisen und Visitenkarten dokumentieren darf, schließt nun endlich gleichauf mit allen akademischen Ausbildungen – und darf gleich- zeitig dokumentieren: „Ich bin ein Meister in meinem Handwerk und Beruf!“ Dieses Regierungsvohaben ist ein längst überfälliger Akt der Gerechtigkeit gegenüber der beruflichen Ausbildung. Denn was dem Bachelor, dem Master, dem Ph.D., dem Inge- nieur erlaubt ist, wurde bislang der nicht-aka- demischen Berufsausbildung diskrimierend versagt. Das ist Ausdruck eines hartnäckigen bildungspolitischen Defizits in Österreich, das über Jahrzehnte gepflogen wurde – und nun endlich aufbricht! Es gilt – oder besser: galt – hierzulande eher etwas, wer eine akademische Ausbildung absolviert hat: Er oder sie darf den Titel hochoffiziell im Namen führen. Wer eine Lehre absolviert hat und darauf den krönenden Meistertitel setzt, konnte und durfte das nicht. Jahrelang wurde von der Politik die Akademi- kerquote zum Fetisch erhoben und die Total- akademisierung der Bevölkerung zum Ziel. Das war und ist – Gott sei Dank zunehmend weniger – der Kern einer bildungspolitischen Fehlsteue- rung, deren Folgen die Wirtschaft heute massiv auszubaden hat: Die mangelnde politische und gesellschaftliche Anerkennung von Lehre und Meistertitel ist, neben der Demografie, eine wesentliche Ursache für den heutigen Fachkräf- temangel. Manche politische Gruppierungen wollten ja überhaupt die Meisterprüfung besei- tigen. Der Schaden für die gewerbliche Wirt- schaft wäre dann noch größer ausgefallen, wie man in Deutschland beobachten konnte. Dort führte dieser Kardinalfehler zu einer Spirale der Dequalifizierung in Gewerbe und Handwerk. Somit befindet sich für mich die österreichi- sche Bildungspolitik in diesem Punkt endlich auf dem richtigen Pfad: Sie wertet die Berufs- ausbildung von der Lehre bis zum Meister deut- lich auf. Sie macht die Könnerschaft im Hand- werk sichtbar. Das ist nicht ein weiteres Kapitel der österreichischen Titelsucht, wie manche ätzen, sondern ein Stück Gleichbehandlung der Bildungsformen. Sicherlich löst das nicht sofort den Fachkräftemangel. Dazu braucht es weitere Maßnah- men, an denen intensiv gearbeitet wird. Aber sie bedeutet den vielen jun- gen Leuten, die in Öster- reich jährlich die Meister- prüfung ablegen, sicher- lich viel: Sie werden wertgeschätzt und nicht einfach wie früher ignoriert. rosenstatter@ wks.at Unsere Zukunft gestalten Das Zitat Salzburger Wirtschaft Zeitung der Wirtschafts- kammer Salzburg Medieninhaber und Herausgeber (Verleger): Wirtschaftskammer Salzburg, 5027 Salzburg, Julius-Raab-Platz 1 Chefredakteur: Dr. Kurt Oberholzer (kob) Redakteure: Mag. Robert Etter (ret), Sophia Gruber, Mag. Koloman Költringer (kk), Mag. Helmut Millinger (mil), Mag. Irmi Schwarz (is) Redaktion: Stabstelle Kommunikation, 5027 Salzburg, Julius-Raab-Platz 1, Tel. 0662/8888-345, E-Mail: salzburger-wirtschaft@wks.at wko.at/sbg/offenlegung Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form für beide Geschlechter. Anzeigen: Ingrid Laireiter, Tel. 0662/8888-363, E-Mail: ilaireiter@wks.at Seit 1. Jänner gelten die Mediadaten 2020. Druck: Druckzentrum Salzburg Betriebs- ges.m.b.H., Karolingerstraße 38, 5021 Salzburg Jahresabonnement für 2020: 40 € Einzelpreis: 1,60 € (zuzügl. gesetzl. USt.), für Salzburger Kammermitglieder kostenlos. Bezahlte Einschaltungen sind mit „Anzeige“ gekennzeichnet. Druckauflage : 38.692 (1. Hj. 2019) Impressum „Die Duale Akade- mie ermöglicht nach der Matura einen schnellen Einstieg in die Berufswelt. Ich kann sie jedem Maturanten nur empfehlen!“ Verena Schnitzlbaumer, die sich für eine Ausbildung im Rahmen der Dualen Akademie entschie- den hat (Seite 5). Foto: WKS/Neumayr Foto: WKS/Probst Photographie Manfred Rosenstatter auf Facebook https://www.instagram.com/ wirtschaftskammersalzburg/ http://www.facebook.com/ WirtschaftskammerSalzburg

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