Salzburger Wirtschaft vom 04. September 2020 / Folge_17

8 · Thema · Nr. 17 · 4. 9. 2020 Salzburger Wirtschaft Mit Erfolg belohnt! Im hundertsten Jahr ihrer Geschichte haben sich die Salzburger Festspiele mit einem fulminanten Akt der Selbstbehauptung eine tragfähige Grund- lage für die weitere Zukunft geschaffen. Statt ein- fach alles abzusagen, wurde ein schwieriger, aber innovativer Weg beschritten. Die bloße Zahlen- bilanz ist schon achtbar genug und angesichts der Umstände wahrlich ein Erfolg, doch da ist noch mehr auf der Habenseite zu verbuchen: Gefestigt wurden, während die Welt im Griff multipler Krisen steht, Auftrag und Selbstverständnis der Salzburger Festspiele, auch die Verankerung in der „Salzburger Seele“. Ja, man war dankbar, dass Präsidentin Rabl-Stadler, Intendant Hinterhäuser und das Direktorium dieses gut kalkulierte Risiko eingegangen sind! Denn allzu deutlich ist uns im Lockdown vor Augen geführt worden, was Salz- burg ohne Festspiele wäre: ein touristischer Torso, ein Standort ohne weltweit führende Kulturmarke, schön und barock zwar, aber doch mit deutlich weniger Zugkraft. Und so zitterten auch viele Salz- burgerinnen und Salzburg in Sympathie mit ihren Festspielen mit: Hoffentlich passiert nichts! Doch nichts ist passiert , und das bei 76.500 Gäste aus 39 Ländern! Dafür hat ein konsequentes Sicherheitskonzept gesorgt, auch in Zusammen- arbeit mit vielen Betrieben. So ist eine Blaupause für Kulturverantwortliche in aller Welt entstanden, die nun wissen wollen, wie man Festivals in viro- logisch schwierigen Zeiten abwickeln kann. Viele reden von notwendiger Innovation in Zeiten von Corona, die Festspiele haben es nicht bei der Theo- rie belassen. Im Rekordtempo hat sich der Fest- spielbetrieb eine neue digitale Grundlage, etwa in der Ticketabwicklung, geschaffen. Erstmals wur- den Aufführungen live gestreamt und Millionen Menschen zusätzlich erreicht – das ist beste Stand- ortwerbung für Salzburg, wenn wieder das Reisen möglich sein wird. Das alles bleibt für die Zukunft. Natürlich ist der wirtschaftliche „Festspieleffekt“ heuer kleiner ausgefallen, ist in dieser schwierigen Zeit jedoch umso willkommener. Doch wurde in diesem Jahr, in dem so vieles auf dem Spiel steht, wieder sichtbar, wie wichtig, ja unverzichtbar Kultur ist – natürlich als Wirtschaftsimpuls, doch zuallererst als Lebensmittel für den Geist. Inmit- ten weltweiter Wirrnisse haben Direktorium und Künstler der Festspiele auf die sinngebende und Resilienz stiftende Kraft europäischer Kultur hin- gewiesen – und trotz aller Schwierigkeiten Quali- tät abgeliefert, wie es sie weltweit kaum besser gibt. Und das alles trotz Corona. Applaus! Kurt Oberholzer, Chefredakteur Der Kommentar Mit der Oldtimermesse „Classic Expo“ wird das Messezentrum Salzburg vom 16. bis 18. Okto- ber die lange Veranstaltungs- pause seit Anfang März beenden. Rund dreißig geplante Messen und Veranstaltungen konnten in dieser Zeit nicht stattfinden. Den wirtschaftlichen Schaden bezif- fert man im Messezentrum mit rund 5 Mill. €. Umso wichtiger ist es, dass man nun wieder durch- starten kann. Neustart mit Präventionskonzept Für den Neustart wird gemein- sam mit den lokalen Gesund- heitsbehörden ein umfangreiches Präventionskonzept erstellt. „Wir schielen da ein bisschen in Rich- tung der Salzburger Festspiele und wollen für die Publikums- messe „Classic Expo“ ein exem- plarisches Sicherheitskonzept entwickeln, das als Blaupause für unsere anderen Messen wie die BIM oder die RENEXPO und als Orientierung für unsere Partner bei Gastveranstaltungen dienen soll“, erklärt DI (FH) Alexander Kribus MBA, Geschäftsführer des Messezentrums Salzburg. Ein zentraler Punkt dabei wird die Regelung der Besucherströme sein. Da verhindert werden soll, dass es zu größeren Menschen- ansammlungen kommt, wird ein Konzept für die Ein- und Aus- gangsbereiche und die Zugänge für die Aussteller erarbeitet. „Wir wollen deshalb einen besonde- ren Schwerpunkt auf das Online- Ticketing legen um Wartezeiten im Eingangsbereich zu verhin- dern“, ergänzt Kribus. Was das Messezentrum von den meisten anderen Veranstal- tungslocations unterscheidet, ist die große Veranstaltungsflä- che. „Wir haben bei der ‚Classic Expo‘ knapp 40.000 Quadratme- ter Ausstellungsfläche. Allein in Halle 10 stehen über 150.000 Kubikmeter Luft zur Verfügung. Damit sind wir schon knapp an einer Freiluftveranstaltung dran, zumal wir technisch in der Lage sind, mehrmals in der Stunde die Luft komplett auszutauschen“, betont Kribus. Die Generalprobe war kürzlich der Aufnahmetest für das Medizinstudium, ausge- legt für 2.600 Studenten. Dafür wurde eigens ein Luftgutachten erstellt, das dem Messezentrum Bestnoten ausstellte. Mit gemischten Gefühlen sieht man das geplante Ampelsys- tem der Bundesregierung. Man hat zwar vollstes Verständnis für die Flexibilität des Systems, die notwendig ist, um schnell auf ein Ansteigen der Infektio- nen reagieren zu können. Für Start in einen Das Messewesen wurde von der Corona- Pandemie hart getroffen. Viele Messen und Veranstaltungen im Frühling muss- ten abgesagt werden, doch im Herbst will man wieder durchstarten. Messezentrum-Geschäftsfüher DI (FH) Alexander Kribus MBA blickt zuversichtlich in den Messeherbst. Da heuer einige Veranstaltungen werden mussten, registriert man bereits eine große Nachfrage bei Foto: MZS/Habring Foto: wildbild

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