Salzburger Wirtschaft vom 17.Juli 2020 / Folge_14

· 3 Nr. 14 · 17. 7. 2020 Salzburger Wirtschaft Lehrlingsausbildung – eine Krise, die es in Salzburg nicht gibt WKS-Präsident Peter Buchmüller Im öffentlichen Umgang mit der dualen Aus- bildung braucht es Fingerspitzengefühl. Falsche Signale führen dabei oft dazu, dass junge Leute dann lieber doch keine Lehre antreten und wei- ter in die Schule gehen, auch wenn das für sie keine gute Lösung darstellt. Falsche Signale gegen die Lehre gab es in früheren Jahren viele, zu viele. Jahrelang wurde von der Bildungspoli- tik gepredigt, dass ein guter sozialer Status erst mit der Matura beginnt. Ähnlich wurde auch mit der Meisterprüfung verfahren, die von manchen Politikern als Behinderung der freien Gewerbe- ausübung verunglimpft wurde. Der Effekt war ein flächendeckender Fachkräftemangel. Doch ist es gelungen, das Ruder herumzu- reißen, auch dank jahrelanger Bemühungen der Wirtschaftskammern in Österreich. Die Lehre, die zwischenzeitlich vielfach modernisiert und reformiert wurde, gilt im öffentlichen Ansehen wieder etwas, wie das Plus bei den Lehrlingen ab 2018 bis 2020 zeigt. Besonders erfreulich ist auch das politische Zeichen einer Anerkennung des Meistertitels: Meisterinnen und Meister können spätestens ab Ende August 2020 in öffentliche Dokumente wie z. B. Reisepass, Per- sonalausweis oder Führerschein ihren Meistertitel eintragen las- sen und als Abkürzung (Mst.in bzw. Mst.) vor dem Namen führen. Schon zuvor ist der Meistertitel formal dem akademischen Bache- lor gleichgestellt worden. Für dieses große Stück an Gerechtigkeit im öffent- lichen Ansehen hat sich die Sparte Gewerbe und Handwerk jahre- lang eingesetzt. Völ- lig unverständlich ist hingegen, dass asylwerbende Lehr- linge nach ihrem Lehrabschluss gezwungen wer- den, in ihr Heimat- land zu reisen, um dort einen Antrag für die Rot-Weiß-Rot-Card zu stellen. Alleine in Salzburg betrifft das zurzeit 98 Lehrlinge. Damit sie der heimischen Wirtschaft nicht abhanden- kommen, sollten die jungen Fachkräfte ähnlich wie ausländische Studienabsolventen, die ihre Ausbildung ebenfalls in Österreich erhalten haben, auf eine angepasste Schiene der Rot- Weiß-Rot-Card umsteigen können.. Leider droht erneut die Gefahr eines falschen Signals, das insbesondere die Betriebe in West- österreich trifft, die nach wie vor Lehrlinge ausbilden wollen. Denn manche wollen partout der schwierigen Wirtschaftslage auch noch eine Lehrlingskrise aufdoppeln. Es gibt, zumindest in Salzburg, aber keine Lehrstellenkrise! Mit Stichtag Ende Juni stehen in Salzburg laut AMS 1.567 offenen Lehrstellen insgesamt 602 Lehrstellensuchende gegenüber. Jeder Lehr- stellensuchende kann also aus 2,6 offenen Lehr- stellen auswählen. In Salzburg haben wir über nahezu alle Sparten der Wirtschaft hinweg nicht einen Lehrstellenmangel, sondern einen Lehr- lingsmangel. Wer jetzt angesichts der Corona-Krise öffent- lich die Mär vom Lehrstellenmangel erzählt, setzt ein kontraproduktives Signal an junge Leute und deren Eltern, erneut die Lehre zu meiden. Die Wahrheit ist: Salzburgs Betriebe halten in den meisten Fällen trotz Corona- Krise an der Fachkräfteausbildung fest. Der Lehrstellen-Bonus der Regierung, für den sich die Wirtschaftskammer eingesetzt hat, ist hier eine wertvolle Hilfestellung und gerade für die kleinen und mittleren Aus- bildungsbetriebe eine weitere Motivation, Lehrlinge einzustellen. Was auch sehr empfehlenswert ist, da auch die demografischen Veränderungen nicht Pause machen. Wer jetzt ausbildet, vermeidet einen späteren inner- betrieblichen Fachkräfteman- gel. Und wer jetzt eine Lehre beginnt, hat mehr Chancen denn je für eine spätere erfolg- reiche Berufs- und Lebenskar- riere. Reden wir deshalb nicht die Lehrlingsausbildung krank, die in Salzburg gut funktioniert! Die Wirtschaft schickt nach wie vor ein positives Signal aus: Wir bilden weiter aus! Die Wirtschaft bildet weiter aus! Das Zitat Salzburger Wirtschaft Zeitung der Wirtschafts- kammer Salzburg Medieninhaber und Herausgeber (Verleger): Wirtschaftskammer Salzburg, 5027 Salzburg, Julius-Raab-Platz 1 Chefredakteur: Dr. Kurt Oberholzer (kob) Redakteure: Mag. Robert Etter (ret), Sophia Gruber (sg), Mag. Koloman Költringer (kk), Mag. Helmut Millinger (mil), Mag. Irmi Schwarz (is) Redaktion: Stabstelle Kommunikation, 5027 Salzburg, Julius-Raab-Platz 1, Tel. 0662/8888-345, E-Mail: salzburger-wirtschaft@wks.at wko.at/sbg/offenlegung Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form für beide Geschlechter. Anzeigen: Ingrid Laireiter, Tel. 0662/8888-363, E-Mail: ilaireiter@wks.at Seit 1. Jänner gelten die Mediadaten 2020. Druck: Druckzentrum Salzburg Betriebs- ges.m.b.H., Karolingerstraße 38, 5021 Salzburg Jahresabonnement für 2020: 40 € Einzelpreis: 1,60 € (zuzügl. gesetzl. USt.), für Salzburger Kammermitglieder kostenlos. Bezahlte Einschaltungen sind mit „Anzeige“ gekennzeichnet. Druckauflage : 39.046 (2. Hj. 2019) Impressum „Wir freuen uns über die guten Evaluierungs­ ergebnisse des Talente-Checks und wollen den erfolg­ reichen Weg auch in Zukunft fortsetzen.“ Leiterin der WKS-Stabstelle Bildung, Mag. Gabi Tischler (siehe Seite 6). Foto: WKS https://www.instagram.com/ wirtschaftskammersalzburg/ http://www.facebook.com/ WirtschaftskammerSalzburg Foto: WKS/B. Probst

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE5Ng==