Salzburger Wirtschaft vom 03.Juli 2020 / Folge_13

32 · Nr. 13 · 3. 7. 2020 Salzburger Wirtschaft Service Zukunftsmarkt ohne Rezession Am 1. August 2020 wird das neue Handels- abkommen zwischen EU und Vietnam in Kraft treten. Auch Salzburg kann davon profitieren. Kern des Handelsabkommens ist der Abbau von Zollschranken und eine damit verbundene Erleichte- rung der europäisch-vietnamesi- schen Handelsbeziehungen. Vietnam ist eine boomende Wirtschaft mit fast 100 Millio- nen Bürgern, einer wachsenden Mittelschicht und einer jungen und dynamischen Erwerbsbevöl- kerung. Das Land ist außerdem eines der am schnellsten wach- senden ASEAN-Länder (Verband südostasiatischer Nationen). 2019 erreichte es erneut ein Wirt- schaftswachstum von über 7%. Vietnam gilt auch als kommen- der Technologie-, Digital- und Start-up-Hotspot Asiens. Die EU ist derzeit nach China Vietnams größter Handelspartner und nach den USA der zweitgrößte Export- markt. Das Handelsvolumen zwi- schen Österreich und Vietnam hat sich seit 1995 von 31,5 Mill. auf 1,25 Mrd. € erhöht. Die öster- reichischen Warenexporte betru- gen 2019 rund 254 Mill. €, die Dienstleistungsexporte 81 Mill. €. Die positive Entwicklung Viet- nams wird durch eine liberale Wirtschafts- und Handelspolitik, fortgesetzte staatliche Reformen zur Verbesserung der wirtschaft- lichen Rahmenbedingungen und die Förderung privater Investitio- nen unterstützt. Für die österreichische Export- wirtschaft entstehen damit neue Geschäftschancen, vor allem in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Kfz, Pharmaindus- trie, Agrarwaren, Lebensmittel, Textilien und Schuhe. Im Dienst- leistungsexport ergeben sich durch den verbesserten Markt- zugang besonders für öster- reichische KMU neue Chancen, unter anderem in den Bereichen Umwelt, Banken und Versiche- rung sowie Post- und Kurier- dienst. „Salzburg bietet dem vietnamesischen Markt etliche Waren- und Dienstleistungen im Premiumsegment. Zollsenkun- gen werden Salzburger Produkte auch preislich attraktiver und vor allem konkurrenzfähiger machen. Besondere Chancen können sich für Exporte von Spezialmaschi- nen, Lebensmittel, Sicherheits- systeme, Verpackungen oder etwa der Medizintechnik auf- tun. Auch die vietnamesische Möbelindustrie kann Salzburgs Wirtschaft mit hochqualitativen Produkten versorgen“, erläutert Mag. Thomas Albrecht, Bereichs- leiter Handelspolitik und Außen- wirtschaft der WKS. Die Handelsbeziehungen mit Vietnam haben sich in den ver- gangenen Jahren gut entwickelt. 2019 wurden Waren „made in Salzburg“ im Wert von 13,6 Mill. € (31,5%) nach Vietnam geliefert. Der Regierungssitz in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam. Foto: AußenwirtschaftsCenter Ho Chi Minh City Mag. Thomas Albrecht Handelspolitik und Außenwirtschaft Tel. 0662/8888, Dw. 255 E-Mail: talbrecht@wks.at Weitere Infos Neues Handelsabkommen birgt großes Potenzial MMag. Dietmar Schwank, Wirtschaftdelegierter in Ho-Chi-Minh-Stadt Wie profitieren Salz- burger Betriebe vom neuen Handelsabkommen? Nach Inkrafttreten des neuen Handelsabkommens werden die Zollabgaben auf fast alle gehan- delten Waren entweder sofort oder schrittweise beseitigt. Dies wird europäische und öster- reichische Produkte in Vietnam wettbewerbsfähiger machen. Davon profitieren auch Salz- burger Exporteure, etwa von Maschinen, Automobilkompo- nenten oder Nahrungsmitteln. Achtzugeben ist dabei auf die Einhaltung der Ursprungsre- geln des Abkommens. Außer- dem wird Vietnam bei den Lieferketten österreichischer Betriebe künftig eine größere Rolle spielen. Die Corona-Pan- demie und Entwicklungen in China beschleunigen diesen Trend. Warum ist der vietnamesi- sche Markt so interessant? Vietnams Wirtschaft zeigt sich resilient und erwartet 2020 keine Rezession. Die Forcierung öffentlicher Investitionen bietet neue Chancen in Infrastruk- turprojekten und für urbane und „smarte“ Technologien. Anbieter von Technologien und Produkten rund um die Bran- chen Gesundheit und Sicherheit finden ebenfalls gute Geschäfts- chancen in Vietnam vor. Die Industrieproduktion steigt zwar nicht mehr im zweistelligen Prozentbereich, in einzelnen Sektoren, etwa Verpackung, Papier und Kunststoff, machen österreichische Zulieferer den- noch gute Geschäfte. Vietnam ist außerdem stark vom Klima- wandel betroffen und sucht nachhaltige Lösungen im Was- ser- und Energiesektor und im Bereich Katastrophenschutz. Wirtschaftsdelegierter MMag. Dietmar Schwank. Interview mit … Foto: WKÖ

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