Salzburger Wirtschaft vom 19.Juli 2020 / Folge_12

8 · Thema · Nr. 12 · 19. 6. 2020 Salzburger Wirtschaft Die Richtung stimmt Man kann die Krise bekämpfen wie unser deutscher Nachbar, indem man ein Konjunktur- paket mit „Wumms“ (Olaf Scholz) auflegt. Oder man kann dabei vorgehen wie in Österreich, also Schritt für Schritt Maßnahmen zu setzen oder jeweils adaptiv zu verbessern, was zu verbessern ist – siehe die diversen Hilfspakete. Dann ergibt sich freilich auch eine ordentliche Breitseite gegen die Corona-bedingte Wirtschaftskrise in Höhe von weiteren 19 Mrd. €, was sich laut Regierung mitt- lerweile auf ein 50-Mill.-€-Paket summiert hat. Die in der Regierungsklausur beschlossenen Maß- nahmen kommen zur rechten Zeit. Denn die Hilfs- pakete sind das eine, die Konjunkturankurbelung stellt jedoch die nächste Notwendigkeit dar. In den nächsten Wochen geht es entscheidend darum, die private Nachfrage zu stimulieren (vor- gezogene Lohnsteuersenkung, AMS-Einmalzah- lung, Familienbonus) und, gleichfalls wichtig, die Nachfrage der Betriebe (durch Investitionsprämie und verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten) in Gang zu bringen. Denn wenn die Unternehmen nun auf die Investitionsbremse steigen, rückt ein Aufschwung in weite Ferne. Hier ist jeder Impuls so notwendig wie willkommen. Eine Anmerkung zur Debatte rund um die AMS-Einmalzahlung: Diese ist arbeitsmarktpolitisch grundsätzlich rich- tig. Eine konstante Erhöhung der Nettoersatzrate ohne entsprechende Flexibilität in der Vermittlung verfestigt nur die drohende Sockelarbeitslosigkeit. „Flexicurity“ (hohe Sicherheit bei hoher Vermitt- lungsflexibilität) wäre dann endgültig Vergan- genheit. Erfreulich für die besonders betroffenen Branchen im Tourismus: Mit im Paket ist eine befristete Mehrwertsteuersenkung für bestimmte Branchen und, wie von den Tourismusbetrieben gewünscht, ein Verlustrücktrag, samt Kreditmora- torium. Das bringt Entlastung – und Stimulans für etwas mehr Dynamik. Natürlich kann man manches anmerken: Warum nicht auch eine Mehrwertsteuersenkung für Nächtigungen, um den bürokratischen Mehrauf- wand auszuschließen? Ist etwa die KÖSt-Senkung in weite Ferne gerückt? Und noch gar nicht kam zur Sprache, im Zuge der Krise den Überhang an Bürokratie abzubauen. Das kostet nicht viel, bringt aber ebenfalls Entlastung. Das alles kann, wird und sollte noch in der einen oder anderen Form kommen. Die Bundesregierung hat jedenfalls diese Woche ein neues und wichtiges Kapitel im Kampf gegen die Krise aufgeschlagen. Es geht in die rich- tige Richtung! Kurt Oberholzer, Chefredakteur Der Kommentar Mit Unmut hat die Wirtschafts- kammer Salzburg die Streichung der Fluglinie Salzburg–Wien im Zuge des AUA-Rettungspaketes aufgenommen. „Das AUA-Ret- tungspaket war notwendig und ist für den Standort Österreich und den Flughafen Schwechat wichtig, aber es geht zu Lasten des Standortes Salzburg und anderer Bundesländer“, kriti- sierte WKS-Präsident Peter Buch- müller. Für den WKS-Präsidenten stellt die Streichung der AUA- Flüge nach Wien ein Signal zur Unzeit inmitten einer schweren Wirtschaftskrise, die bekanntlich auch den Airport Salzburg in Mit- leidenschaft zieht. Verlust eines Anschlusses aus- gerechnet zum Neustart „Klimaschutz ist wichtig, der Salzburg Airport ist das aber auch“, betont Buchmüller. Die Grünen haben sich mit ihrem jahrelangen Wettern gegen Kurz- streckenflüge durchgesetzt und damit dem Salzburg Airport eine Schwächung zugefügt, die nur den Airports in München und Frankfurt in die Hand spielt. Buchmüller begrüßt die vielfäl- tigen Bemühungen des Salzburg Airport, neue Flugverbindungen zu schaffen. Gleichzeitig muss aber gerade zum bevorstehen- den Neustart des Flugverkehrs der Verlust eines wichtigen Anschlusses insbesondere für Geschäftsreisende hingenommen werden. Der Präsident der Wirtschafts- kammer fordert daher: „Jetzt muss wenigstens Schluss sein mit der ewigen Debatte um den Airport Salzburg!“ Die Wirtschaft erwartet ein Ende der ständigen Infragestellung durch einzelne Akteure: „Ich fordere alle politi- schen Kräfte inklusive der Grü- nen in Stadt und Land Salzburg auf, die Zukunft des Flughafens aktiv zu sichern. Es braucht einen Schulterschluss für den Airport Salzburg!“ Auswirkung auf Comeback Salzburgs nach Corona „Auch wenn die angekün- digte Rettung und der Verbleib der Austrian Airlines in Öster- reich grundsätzlich als gelungen bewertet werden kann, so bringt das vorgestellte Modell für den Standort Salzburg einen Ver- lust“, stellte dazu auch Dr. Peter Unterkofler, Präsident der Indus- triellenvereinigung Salzburg und Obmann der Sparte Industrie, fest. „Die Verbindung Salzburg– Wien ist nicht national zu sehen, sondern als Verbindung Salz- burgs in die Welt, die nun ersatz- los gestrichen wird“, zeigt sich Unterkofler wenig erfreut. Jede Flugverbindung weniger sei ein Rückschlag für den Wirt- schafts- und Innovationsstandort, was sich in Post-Corona-Zeiten auch auf das Comeback des Lan- des auswirken wird. Viele Leit- betriebe in Salzburg vertrauen täglich auf funktionierende inter- nationale Flugverbindungen, und sind nun auf Drehkreuze in München, Frankfurt oder Zürich angewiesen. Das Substituieren von kürzeren Flügen durch Bahn- verbindung brauche eine län- gerfristige Vorbereitung in die dafür notwendige Infrastruktur wie etwa ausreichende Park- und Check-in-Möglichkeiten direkt vor Fahrtantritt in Salzburg: „Die kurfristige Streichung der Flug- verbindung Salzburg–Wien ist hier das falsche Signal.“ Das AUA-Rettungspaket ist gut für Wien, aber nachteilig für den Standort Salzburg, kritisierte WKS-Präsident Peter Buchmüller und fordert: „Jetzt muss Schluss sein mit der ewigen Debatte um den Flughafen!“ Mit der Streichung des Fluges Salzburg–Wien verliert Salzburg eine wichtige Verbindung. Zukunft des Airports Salzburg endlich außer Streit stellen Foto: Salzburger Flughafen GmbH

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