FOKUS JUNGE WIRTSCHAFT Was uns auch in Krisenzeiten weiterbringt Krise – das neue Normal? Corona, Ukraine, Klima, Teuerung – wo man hinblickt, prägen Krisen das Bild. Wie Unternehmen damit umgehen, ist mehr denn je auch eine Mindset-Frage. Das JW-Magazin zeigt, wie man trotz weiterkommt. K rise ist derzeit fast schon ein Dauerzustand mit sehr konkreten unternehmerischen Auswirkungen - von Liefer- und Produktionsengpässen durch Corona- Lockdowns bis zur Teuerung durch den Ukraine- Krieg. Ist die Krise jetzt unsere „neue Normalität“? Oliver Wegenberger, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Organisationsdynamik in Wien (www.gwo.at), sagt dazu: „Schon seit einiger Zeit wird von der VUCA-Welt – kurz für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity – gesprochen. Die aktuellen Krisen sind zwar drastischer und tiefgreifender, aber mit Krisen umzugehen und in Krisenzeiten zu agieren, wird auch in Zukunft ein zentraler unternehmeri- scher Erfolgsfaktor sein“, ist Wegenberger überzeugt. In Panik zu verfallen hilft jedenfalls nicht, meint er und gibt Unternehmern den Tipp: „Mit- arbeiter und Führungskräfte brauchen gerade in Krisenzei- ten Sicherheit. Deshalb ist es wichtig, dass das Management bzw. Führungskräfte ein ver- trauensvolles, lösungsorientiertes Umfeld schaffen – Krisen bieten neben vielen Herausforderungen auch Chancen.“ Oliver Wegenberger „Mit Krisen umzugehen und in Krisenzeiten zu agieren wird auch in Zukunft ein zentraler unternehmerischer Erfolgsfaktor sein.“ Oliver Wegenberger, GF Gesellschaft für Wirtschafts- und Organisationsdynamik INSPIRATION & HANDLUNGSAUFTRAG Gerade in den letzten beiden Jahren hat sich deutlich gezeigt: Krisen verändern die Spielregeln des Marktes, und wer sich unternehmerisch weiterentwickelt und darauf schnell und innova- 4 tiv reagieren kann, gehört zu den Gewinnern. Michael Lehofer – ärztlicher Leiter des LKH Graz Süd-West, Führungskraft und Vorgesetzter von mehreren 100 Mitarbeitern, Psychologe, Psychiater und Psychothera- peut (www.michaellehofer.at) – ist der Meinung: „Entwicklung heißt, in die eigene Größe hineinzuwach- sen.“ Er gibt zu bedenken: „Wer immer wieder auf die gleiche Weise denkt, fühlt und handelt, strukturiert sein Gehirn so, dass er irgendwann gar nicht mehr anders denken, fühlen und handeln kann.“ Krise sei also eine Inspiration der besonderen Art, so Lehofer. Michael Lehofer „Entwicklung heißt, in die eigene Größe hineinzuwachsen.“ Michael Lehofer, ärztlicher Leiter des LKH Graz Süd-West Aber was bedeutet es, eine Krise als Inspiration zu nutzen? Buchautor Marc Wallert (www.marcwallert.com), der bei einem Tauchurlaub von einer islamistischen Terrororganisation ent- führt wurde, sieht in der Corona-Zeit viele Parallelen zu seiner Entführung. „Es ist eine unsichere Situation, es ist potenziell lebensgefährlich und vor allem: Die Menschen wissen nicht, wie lange das Ganze dauern wird.“ Diese Aussage trifft auf alle derzeitigen Krisen zu. Niemand weiß, was noch kommt. Der 47-jäh- rige Wallert ist mittlerweile Trainer und Berater. Er schult Menschen und Unternehmen in Krisensitua- tionen. Für ihn ist es wichtig, sich in oder durch eine Krise nicht als Opfer zu sehen, sondern handlungsfähig – also ‚selbstwirksam‘– zu bleiben. Das beschreibt Marc Wallert er auch in seinem Buch „Stark durch Krisen“. © ICT Impact GmbH/Wolfgang Reithofer© GWO© Studio Mirko Plha