Text: Birgit Vollmeier Fotos: istockphoto.com, zur Verfügung gestellt Wien MARKTA Kärnten U[NIKA]T https://markta.at Die Grundidee von markta ist so simpel wie erfolg- reich: Es geht darum, einen neuen Zugang zu regio- nalen (Bio-)Produkten zu schaffen, der – abseits der klassischen Supermarkt- strukturen, Monokulturen und Eigenmarken – Produ- zentInnen und KundInnen wieder direkt vernetzt. Ein Geschäftsmo- dell, das in der Covid-Krise einen unglaublichen Push erfahren hat. „Die Bestellungen sind von einer Woche auf die andere auf das 20-fache explodiert“, erklärt Gründerin Theresa Imre. „Und auch nach dem ersten Lockdown hat ein Großteil unserer KundInnen ihr Einkaufsverhalten nachhaltig auf markta umgestellt. In Zeiten der Krise ist unsere Ansprache viel unmittelbarer geworden: Neben unseren gewohnten Social-Media-Aktivitäten gab es auch Flyer und wir haben unseren Telefon-Support massiv ausgebaut. Das berührt und motiviert, weil es zeigt, wie wichtig die Verschränkung von On- line-Geschäftsmodellen und persönlichem Bezug ist!“. Seit sechs Jahren führt Nika Bašic die Event- und Modelagentur U[NIKA]T in Klagenfurt. Durch die massiven Corona-Einschrän- kungen war die Unternehmerin gezwungen umzudenken und ist nun mit zwei völlig neuen Kon- zepten back in Business: „Mein Partner und ich haben die Zeit ge- nutzt, uns im Onlinebereich wei- terzuentwickeln. Wir versuchen den Handel bzw. Vertrieb unserer Kunden anzutreiben, denn viele haben keinen oder einen schlechten Online-Auftritt bzw. Online- Shop. Für diese Kunden bieten wir zum einen „Live-Shopping“ an. Dabei moderiere ich im lokalen Shop im Livestream und die Endkunden können via Live-Chat mitbestimmen, was gezeigt wird und direkt Kaufanfragen schicken. Ebenso interessant sind Online-Fashionshows. Anstelle langweiliger Produktfotos pro- duzieren wir Kurzclips, in denen unsere Models die Mode bzw. Produkte des jeweiligen Anbieters in Szene setzen. Dies vermittelt einen viel besseren Eindruck und weckt vor allem die Kauflust!“ www.unikat-events.at service über Kanäle wie Teams, WhatsApp oder TikTok erweitert. Nicht, dass das alles nicht schon in den letzten Jahren möglich gewe- sen wäre. Aber jetzt, da der Handel gezwungen wurde zu agieren, hat er angepackt und sich damit gleichzeitig auch langfristig Zukunfts- fähigkeit gesichert. Ein großes Thema ist ein neues Konsumentenverhalten. Was hat sich in der Krisenzeit geändert? Wir merken viele Veränderungen, die bereits bei der Definition des Konsumenten anfängt. Normalerweise sind junge Kunden, entweder Millennials oder junge Erwachsene, im Fokus. Sie setzen die Trends – auch beim regionalen Einkaufen. In der Krise haben wir einen wesentlich breiteren Blick auf die Gesellschaft geworfen. Ältere Menschen und ihre Bedürfnisse standen stärker im Vorder- grund, und dabei fiel der Wirtschaft auf, dass Themen, wie bewuss- ter Konsum, Nachhaltigkeit und die Anforderung an hohe Qualität besonders von diesen Generationen bereits tagtäglich gelebt und gefordert werden. Unter dem Stichwort „Next Level 2021“ skizzieren Sie fünf Bereiche für die neuen lokalen Gewinner, die besonderes Potenzial haben. Was genau ist damit gemeint? Unter „Next Level“ versteht sich die Weiterentwicklung von neuen regionalen Marktplätzen. In der Krisenzeit haben sich diese Platt- formen zu stationären Einzelhändlern entwickelt. Entstanden sind sie, um sich gegenseitig zu helfen, gewachsen sind sie durch eine gemeinsame thematische Ausrichtung und Haltung. Die lokalen Eco-Systeme, die sich zum Beispiel komplett der Nachhaltigkeit kleiner lokaler Einzelhändler verschreiben. Ein Beispiel ist die Modeplattform STAIY (staiy.com), die ausschließlich nachhaltige Mode und Accessoires von unterschiedlichen Labels führt. Anhand eines ausführlichen Fragenkatalogs werden Händler in Bezug auf ihre nachhaltige Produktion und Philosophie geprüft. Cross-Com- merce Areas beschreiben gezielt Kooperationen von branchen- fremden Partnern, um Services in anderen Feldern, etwa Immo- bilien-Begutachtung, Kochen, Reinigung, Entertainment etc., zu ergänzen. Ein weiteres Zukunftsfeld sind „Fresh Solutions“, also Plattformen von ausschließlich frischen, gesunden Produkten. Und Premium-Ökosysteme, die vor allem kleine lokale Luxusmarken sichtbarer machen und nach Hause liefern. Sie erachten die gezielte lokale Ansprache als außerordentlich wichtig. Was gilt es dabei zu beachten? Das ist schnell beantwortet: Es braucht immer Kreativität und die richtigen Kanäle. Bei der lokalen Ansprache aber zwei Dinge noch viel mehr – Selbstbewusstsein und Authentizität! die junge wirtschaft | DEZEMBER 20 15 © Daniel Waschnig Photography© Pamela Rußmann